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geschrieben von DER WORTKOTZER.
Veröffentlicht: 31.03.2020. Rubrik: Spannung


KILLER (14) - DER PLAN

Krachend fuhr der PKW in den parkenden Öllastzug. Die anschließende Explosion war ohrenbetäubend, die Stichflamme nebst Rauchsäule weit über die Stadtgrenze sichtbar. Der Fahrer hatte keine Chance. Der angeforderte Arzt konnte nur noch seinen Tod feststellen.
Ach ja, ich war der Fahrer. Ich, Egon Meier.

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Im selben Augenblick als ich meinen ersten Sieg errang, erlitt meine Mutter ihre letzte Niederlage. Vater starb vor Kummer und Gram kurz nach ihrer Beerdigung. Als Waise und mehrere Ausbrüche aus etlichen Heimen später, landete ich schließlich in einem abgelegenen Kloster hoch oben in den Bergen. Hier bin ich aufgewachsen. Hier wurde ich erzogen. Ein karges und ruhiges Leben bestimmte meinen Alltag. Ich lernte mich auf das Wesentliche zu konzentrieren, Mensch und Natur zu achten und zu respektieren. Fremde Sprachen zu lernen fiel mir leicht, mein Lieblingsfach aber war die Kampfkunst. Wie ein Besessener übte ich Tag und Nacht. Ich lernte mit den Händen, dem Messer, dem Degen und mit dem Stock zu kämpfen. Mit 18 Jahren zog es mich mit Dankbarkeit, Wehmut doch voller Tatendrang in die weite Welt hinaus. Es brauchte eine Weile, bis ich den richtigen Beruf für mich gefunden hatte. Schnell stieg ich auf, machte mir einen angesehenen Namen. Zu Frauen hatte ich seit dem Tod meiner Mutter ein ambivalentes Verhältnis. Voller Schuldgefühle ließ ich kein weibliches Wesen näher als eine Ellenbogenlänge an mich heran. Bis ich eines Tages Sie traf. Sie war von mittlerer Größe, wohl geformt, hatte rotblondes Haar, leuchtend grüne Augen, einen wachen Verstand und ein unwiderstehliches Lachen. Vom ersten Moment an war es um mich geschehen gewesen und auch Sie schien Gefallen an mir zu finden. Wenn ich nicht gerade arbeiten musste, verbrachten wir soviel Zeit wie möglich zusammen. Sie reiste als freie Journalistin genau wie ich in der ganzen Welt herum. Ich wäre Entwicklungshelfer hatte ich Ihr erzählt. Die Jahre gingen ins Land, vergessen war der Tod meiner Eltern und die Demütigungen der Heime. Alles war voller Liebe, voller Harmonie, bis ich eines Tages, es war ein wunderschöner Sommerabend, folgenden Satz vernahm: „Egon, kommst du mal?!“ Eine innere Stimme sagte mir sofort, dass das, aus welchen Gründen auch immer, nichts Gutes bedeuten konnte. Im glutroten Schein der untergehenden Sonne nahm Sie zärtlich meine Hände, sah mich liebevoll an, und erzählte mir von Ihrem Plan. Er war einfach. Heiraten, Kinder kriegen und immer füreinander da sein. Doch es war nicht mein Plan. Mein Plan war es, erfolgreich im Beruf, ein freies und unabhängiges Leben zu führen. Zum Schein ging ich auf Sie ein. Musste man nicht bei einer Heirat seinen Personalausweis vorlegen? Meine Identität als „Egon Müller“ hätte ich fortan beruflich nicht mehr nutzen können. Und die Rolle als Entwicklungshelfer wollte ich Ihr, ihrer Familie und unseren Kindern auch nicht mein ganzes Leben lang vorspielen. Ein Plan musste her. In der Pathologie des Klinikums wurde ich fündig. Ich kleidete ihn an, setzte ihn ans Steuer meines Wagens, lenkte ihn Richtung Öllastzug und sprang im letzten Moment aus der Beifahrertür.

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Ab und an komme ich nochmal zurück. Beobachte Sie und ihr wunderschönes Lachen. Würde so gern nochmal in Ihre leuchtend grünen Augen sehen. Doch leider bin ich tot. Zumindest für Sie. Wie ich finde, eine äußerst elegante und gekonnte Form des indirekten Scheinselbstmords. Denn schließlich gehört morden zu meinem Alltag, als Profikiller.


ENDE

PS: Jede der Killergeschichten ist unabhängig voneinander zu betrachten.

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