Veröffentlicht: 08.04.2025. Rubrik: Aktionen
Die Wunschmaschine (Aprilaktion)
Vom Opa und seinem Enkel gemeinsam ersponnen:
"Das Märchen von der Wunschmaschine".
Es war vor gar nicht mal so langer Zeit.
Da lebte in Wolkenkuckucksheim Emil, der kleine Konstrukteur.
Emil war ganz anders, als die meisten Jungen in seinem Alter.
Spielten die Jungen Fußball oder heckten sie irgend einen Blödsinn aus, saß Emil in seinem Kämmerlein und tüftelte an Apparaturen, die später einmal für die Menschen nützlich sein sollten.
Nun ja, "Kämmerlein" war wohl untertrieben.
Er lebte, wenn er nicht gerade die Schulbank drückte, in seiner Erfinderwerkstatt.
Hier stand auch sein Bett.
Nach wochenlanger Werkelei stand sie nun auf der Werkbank, seine fertiggestellte Wunschmaschine.
Eigentlich nur ein grau lackierter Holzkasten, an dem eine Sprechmuschel von Anno Toback montiert war.
Klappte man die Frontseite herunter, erkannte man eine Tastatur, aus quadratischen Drückern, wo Teils die Zahlen von Null bis Neun darauf standen und die anderenteils sämtliche Buchstaben des Alphabets enthielten.
Dann war noch ein kleiner Monitor.
An der rechten Seite ragte der rote Hebel eines EinAus-Schalter heraus, über dem ein magisches Auge eingelassen war.
Dieses Auge fungierte als Anzeige, dass die Maschine einsatzbereit war.
Emil hatte noch vor einem halben Jahr vom Bau seiner Wundermaschine geträumt.
Heute wollte er sie endlich ausprobieren.
Er schaltete den Strom ein und wartete ab, dass das magische Auge grün aufleuchtete.
Der Sprechmuschel befahl er, "Ich habe jetzt großen Hunger und Durst. Bringe mir mein Abendbrot."
Im Stillen rechnete Emil nicht wirklich damit, dass seine Maschine Wünsche erfüllen würde.
Schließlich lebte er nicht im Märchenland.
Zusammen gebastelt hatte er den Kasten nur, um ein cooles neues Spielzeug zu haben.
Sein Tischtelefon bimmelte.
Mutter war es, die ihn anrief.
"Emil kommst du bitte in die Küche. Ich habe das Abendbrot fertig."
'Das gibt's ja nicht', dachte er. 'Ich wünsche mir etwas zu Essen und schon ruft Mutti an.'
Am Tisch sagte Vater, dass ihr alter Opel unrund läuft und dass die Reparatur sicher ein kleines Vermögen verschlingen wird.
Wenn nur Onkel Heiner mal vorbeikommen könnte.
Er ist Automechaniker und könnte Vater bestimmt kostengünstig helfen.
Emil gab Vaters Wunsch über die Tastatur in die Maschine ein.
Am Wochenende steht plötzlich Heiner vor der Haustür.
"Wolfi, ich habe gehört, dass dein Opel muckert!"
"Heiner, dich schickt der Himmel", freut sich Vater.
Zusammen gehen beide Männer in die Garage und werkeln am Opel herum.
Am Abend schnurrt der Motor wieder wie ein Kätzchen.
Nach Tagen hat Emil in Wolkenkuckucksheim schon unzählige Wünsche der Leute erfüllt.
Lisas Puppe bekam ein neues Kleid, Henrys Fahrrad klapperte nicht mehr und Franzis Meerschweinchen war auch wieder gesund.
Emils Wunschmaschine erfüllte alle Wünsche und jedermann war zufrieden.
Nur der grießgrämige Tillmann gönnte Emil seinen Erfolg nicht.
"Wenn ich diese Wunschmaschine nur hätte, könnte ich alles mögliche herbeizaubern und wäre bald viel angesehener, als dieser Stubenhocker Emil. Der kann noch nicht einmal Fußball spielen."
Tillmann schmiedete einen schlimmen Plan, um Emils Maschine zu stehlen.
Während Emil beim Sportunterricht war, sollte der Diebstahl ablaufen.
Tillmann belog den Sportlehrer, indem er heftige Bauchschmerzen simulierte.
Der Lehrer stellte Tillmann vom Sportunterricht frei.
Als die Maschine in der Umkleidekabine unbeaufsichtigt da stand, schlug Tillmann zu.
Er rannte mit ihr zu sich nach Hause und versteckte das Teil in seinem Kinderzimmer.
Oh Schreck, Emil und alle seine Freunde waren tief betroffen, als der fiese Diebstahl aufflog.
Die Angelegenheit sprach sich in Windeseile in Wolkenkuckucksheim herum.
Tillmann hatte mit seinem Diebesgut kein Glück, egal was er ihr befahl oder über die Tastatur eingab, kein einziger Wunsch erfüllte sich.
Er raufte sich die Haare.
"Warum funktioniert das Teil bei Emil und bei mir passiert nichts?", zweifelte Tillmann an sich.
Statt einer Antwort ratterte die Wunschmaschine.
Auf dem Bildschirm lief ein Fließtext ab:
"Tillmann hör mir zu, Du frecher Dieb.
Du warst heute zu Emil gar nicht lieb.
Du hast ihm seine Erfindung geklaut.
An ihr hatte er viele Stunden gebaut.
Wünsche erfüllen kann ich Dir deswegen nicht.
Mich zurückzugeben ist Deine Pflicht.
Jetzt schalte mich ab und lass mich ruh'n,
ich kann für Dich wirklich nichts mehr tun."
Der Fließtext verschlug Tillmann die Sprache.
Er sackte wutentbrannt die Wunschmaschine an und warf sie kurzerhand aus dem Fenster.
Gott sei Dank fiel die Maschine auf einen Heuwagen, der von einem Traktor durch Wolkenkuckucksheim gezogen wurde und just in dem Augenblick unter Tillmanns Fenster vorbei fuhr.
Der Bauer fand die Wunschmaschine beim Abladen und brachte den Kasten gleich zu Emil zurück.
Emils Freude war natürlich groß, als er seine geliebte Maschine zurück hatte.
Aus Dankbarkeit erfüllte er allen Freunden einen kleinen Wunsch.
Und für Tillmann und sich wünschte sich Emil, dass sie endlich Freunde sein könnten.
Tage später kam tatsächlich Tillmann um die Ecke und entschuldigte sich für seine Tat.
Darauf umarmten sich die Jungen und Emil sprach: "Schwamm drüber! Du hast jetzt, genau wie die anderen einen Wunsch bei mir frei."
***Ende***
Jens Richter, 2025

