Veröffentlicht: 02.12.2023. Rubrik: Aktionen
Was macht denn bloß der Weihnachtsmann?
Es war einmal im Winterwald.
Der kleine Heinzelmann zerrte wie wild am Ärmel des Weihnachtsmannes.
„Steh doch auf“ ,rief er aufgeregt. „Du wirst noch das Weihnachtsfest verschlafen und die Kinder bekommen deine Geschenke nicht.“
„Oh ja, das wäre furchtbar“ ,antwortete der Weihnachtsmann. „Ich wollte nur kurz ausruhen und bin darüber fest eingeschlafen.“
Er sprang aus dem Bett und zog sich rasch an.
Der volle Sack mit den Geschenken stand schon auf dem Schlitten.
Der kleine Heinzelmann hat ihn dorthin gestellt.
So brauchte der Weihnachtsmann nur noch die Renntiere vor den Schlitten zu spannen und los ging die Fahrt.
Gut, dass überall Schnee lag, sonst hätte er mit dem Handwagen losziehen müssen.
Schnell hatte der Weihnachtsmann den verschneiten Wald zurückgelassen.
Ein langer Berghang folgte.
Der Hang wurde von einer Landstraße abgeteilt.
Der Weihnachtsmann musste über die Straße hinweg.
Er trieb seine Renntiere an.
Tuuut, tuuut hupte ein Auto plötzlich und machte eine Vollbremsung.
Was war denn jetzt?
Klar, der Weihnachtsmann hatte völlig vergessen, nach links und dann nach rechts zu gucken.
Er hatte großes Glück gehabt.
Weil der Autofahrer so achtsam war, blieb ein Zusammenstoß der Beiden aus.
Es wurde bereits dunkel und die Kälte kroch in seine Zehenspitzen.
Oh nein, der Weihnachtsmann hatte in aller Eile vergessen, seine warmen Stiefel anzuziehen.
Jetzt saß er in Pantoffeln auf dem Schlitten.
Da mussten die Kinder ihn ja auslachen.
Heute war er ein ausgesprochener Pechvogel.
Aber vielleicht sahen sie es in ihren dämmrigen Zimmern, mit dem gemütlichen Kerzenschein gar nicht.
Er kam in die Stadt und rauschte voller Karacho durch die Straßen.
Eine Ampel schaltete von grün auf rot.
Gut, dass ich freie Fahrt habe, dachte der Weihnachtsmann erleichtert.
Wieder hatte er etwas falsch gemacht.
Wisst ihr es?
Gott sei dank, dass um diese Zeit kaum noch Autos auf den Straßen fuhren.
Sonst hätte es an der Kreuzung vielleicht gekracht.
Ein Fußgänger überquerte am Zebrastreifen die Straße.
Er musste zur Seite springen, weil der Weihnachtsmann das Hinweisschild übersehen hatte.
Weihnachtsmann, Weihnachtsmann!
Er erreichte einen Kindergarten.
Als er die Tür aufmachte, duftete es schon nach Räucherkerzen und Mandelgebäck und Lichtlein flackerten warm.
Eine Erzieherin führte ihn in eine Kindergartengruppe.
Die Kinder waren mucksmäuschenstill.
„Hallo“ ,begrüßte er die Kinder, „ich bin gekommen, um euch meine Geschenke zu bringen. Habt ihr alle gefolgt?“
„Ja“ ,antworteten die Kinder.
„Dann bekommt ihr jetzt meine Geschenke.“
Er holte nach und nach eine Lok, eine Puppe, einen Teddybär, verschiedene Autos, einen Bagger und zuletzt ein Buch über Verkehrserziehung aus dem Sack.
Das Buch blätterte er kurz durch.
Der Weihnachtsmann merkte plötzlich, dass auch er heute mehrmals nicht aufgepasst hatte. Einige Straßenverkehrsregeln hatte er nicht beachtet.
Wisst ihr noch welche?
Gut, dass mir nichts passiert ist, dachte er im Stillen.
Nachdem er alle Geschenke an die Kinder verteilt hatte, verabschiedete er sich.
„Tschüß, bis zum nächsten Jahr.“, riefen ihm die Kinder nach.
Geschwind fuhr Weihnachtsmann in den Wald zurück.
Dort wartete der kleine Heinzelmann bereits auf ihn.
Auf der Heimfahrt achtete der Weihnachtsmann jetzt besser auf die Ampeln und Schilder im Straßenverkehr und machte keine Fehler mehr.
Auch für den Weihnachtsmann gilt ja die Straßenverkehrsordnung!
Als er nach getaner Arbeit im Schaukelstuhl ein Pfeifchen schmauchte, war er außerdem heilfroh darüber, dass niemand bemerkt hatte, dass er heute nur mit Pantoffeln an den Füßen unterwegs war.
Das wäre vielleicht ein Blamage gewesen.
Ende
(C) Jens Richter, 1993
6x
