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geschrieben 2023 von Jens (Jens Richter).
Veröffentlicht: 26.11.2023. Rubrik: Kinder und Jugend


Der Piratenschatz

Immer wenn Timmy seine Ruhe haben wollte, um die Seele baumeln zu lassen, kletterte er auf den Dachboden des Wohnhauses.
Hier war er ungestört und hatte alles, was sein Jungenherz höher schlagen ließ.
Da war Vaters Modellautosammlung und dessen Indianerdorf mit den vielen Figuren.
Auch von Opa und Uropa gab es Hinterlassenschaften wie eine Abenteuerbüchersammlung, eine Dampfmaschine, die bunten Digedags-Mosaiks und bemalte Zinnsoldaten.
Besonders angetan hatte Timmy die Kiste mit den tollen Faschingskostümen.
Dann zog er meist das Piratenkostüm von Opa an, ein rotes Jacket mit goldenen Stickereien, dazu die grüne Schärpe und die ausgefranzten Jeanshosen sowie die lange Pistole und den krummen Säbel.
Timmy sah dann aus wie Käpt'n Hook.
Wenn er aus dem Bodenfenster guckte, sah er den See und die Vogelinsel, die in seiner Fantasie zu einer Pirateninsel wurde.
Doch in der Kiste war auch eine Blechbüchse versteckt, in der ein Geheimnis schlummerte.
Als Timmy eines Tages wieder auf dem Dachboden war und das Kostüm aus der Kiste herausholte, entdeckte er die kleine Blechbüchse.
Timmy staunte, denn die hatte er bis dato noch gar nicht auf dem Schirm gehabt.
Neugierig öffnete er die Büchse und dabei fiel ein Tuch heraus, auf dem eine Schatzkarte draufgezeichnet war.
Er betrachtete die Karte ganz genau.
Auf der Karte war eine Insel zu sehen, dann noch ein Felsen und vor dem Felsen war ein rotes X eingezeichnet, das mit Koordinaten versehen war.
Die Insel auf der Karte erinnerte Timmy an die Vogelinsel auf dem See.
Der Sache musste Timmy auf den Grund gehen.
Heimlich schlich er in die Wohnung und nahm Papas Mobiltelefon.
In der Geocaching-App, die sein Vater ihm erklärt hatte, gab er die Koordinaten von der Karte ein und prompt wurde auf dem Display ein See heran gezoomt.
"Wusste ich es doch! Das ist die Insel auf unserem See.", murmelte er.
Er war so aufgeregt, dass er den ganzen restlichen Tag nicht mehr zur Ruhe kam.
Den nächsten Tag in der Schule weihte er Ben, seinen besten Freund ein.
Sie beschlossen zur Insel zu rudern, um dort nachzuschauen, ob es tatsächlich einen Schatz gab.
Ihre Erkundungen mussten aber noch warten, weil sie kein geeignetes Boot hatten, um zur Insel zu gelangen.
Das Ruderboot, mit dem Opa desöfteren auf den See zum Angeln rausfuhr, war für die beiden Jungen viel zu groß, um es in Bewegung zu setzen.
#
Timmy bekam ein Gespräch zwischen Opa und Vater mit, dass die Beiden am Samstag zum Angeln zur Insel rudern wollten.
Darauf redete er stundenlang auf den armen Opa ein, damit er die beiden Jungs zum Spielen mitnimmt.
Irgendwann gab sich Opa geschlagen.
"Gut, wir nehmen euch mit, aber ihr seid mucksmäuschenstill, damit ihr uns nicht die Fische vertreibt."
Timmy jubelte.
Die Jungs packten ihre Rucksäcke voll, als wenn sie zu einer Expedition aufbrechen wollten.
Darin verstauten sie jeder einen Klappspaten, dazu etwas zu Essen und zu Trinken, Regenjacken für den Notfall und natürlich die Schatzkarte.
"Leute, was ihr so mitschleppt", brummte der Opa in seinen Bart. "Man könnte denken, dass ihr auf der Insel überwintern wollt."
"Lass sie nur machen, so sind sie wenigstens beschäftigt", winkte Timmys Vater ab.
Die Erwachsenen legten mit dem Boot ab und ruderten geradewegs über den See zur Vogelinsel.
Ein Viertelstündchen später landeten sie am alten Bootssteg an.
"Heute Abend vor Sonnenuntergang fahren wir zurück", sprach Vater. "Habt also die Sonne stets ein wenig im Blick."
Die Jungs düsten davon.
Das war was für sie.
Sie durchstreiften wie Forscher die Insel und gelangten zu der Stelle wo die Felsen standen.
"Weißt du wo wir graben müssen?", fragte Ben.
Timmy zuckte mit den Schultern.
Woher sollte er das denn auch wissen.
Hier sah alles gleich aus, ringsherum nur Wiese.
Sie setzten sich erstmal ins Gras.
Von hier aus war das Wohnhaus der Familie zu sehen und die Dachluke, aus der Timmy die Insel sehen konnte.
"Ich habs", sprang er hoch. "Wir sitzen vermutlich direkt auf dem Schatz und egal wer ihn irgendwann eingebuddelt hat, er wollte die Stelle immer im Blick haben."
Sie schaufelten mit den Klappspaten drauf los und stießen auf etwas Hartes.
Hastig gruben sie weiter, bis sie ein Tongefäß freigelegt hatten.
Sie öffneten das Gefäß und siehe da, es war aufgefüllt mit schönen Meeresfossilien, mit Donnerkeilen, mit Bernsteinen und mit weißen Muscheln.
Obendrauf lag ein Zettel, auf dem mit alter Schrift geschrieben stand, dass das der Schatz des gefürchteten Piraten Kruzditürk ist.
Die Jungs strahlten vor Freude.
Opa und Vater kamen zur Fundstelle und zwinkerten sich zu, hatten sie doch das Tongefäß samt dem Inhalt versteckt, um den Freunden ein besonderes Abenteuer zu verschaffen.
"So wie es aussieht", sprach der Vater, "habt ihr den Schatz des übelsten Piraten aller Zeiten geborgen."
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Längst hatte die Abenddämmerung eingesetzt und so sprach der Opa, "Jetzt müssen wir aber zurück, sonst essen wir die gefangenen Fische nicht vor Mitternacht."
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Und die Moral von dem Abenteuer ist:
Habt Ihr die Natur gleich vor dem Haus,
schickt flott eure Kinder raus.
Weht der Wind erst um deren Nasen,
tollen sie wild über den Rasen.
In den Köpfen von manch kleinem Wicht,
entsteht oft die lustigste Geschicht.

Ende

(C) Jens Richter im April 2023

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