Veröffentlicht: 13.09.2020. Rubrik: Fantastisches
Realität Training 10.2
„Ich weiß nicht wie oder warum, aber es funktioniert, irgendwie.“
„Mich überrascht, dass du es überhaupt versucht hast.“
„Wenn das möglich ist, was noch?“
Hendrik fingert wieder nach seinen Zigaretten. Er holt eine aus der Schachtel und steckt sie an. Als er den Qualm ausbläst, sieht er mich an und grinst.
„Rate…“
„Du wusstest was geschehen würde?“
Er nickt.
„Es ist wie mit Dominosteinen. Einmal angestoßen, fallen sie alle nacheinander.“
„Wieso macht es dann nicht jeder?“
„Angst, mangelndes Vertrauen, Unglaube. Such dir was aus. Ich denke auch das die Begabungen unterschiedlich sind. Bei dem einen klappt es gut bei anderen nicht so gut. Dann sind die Fähigkeiten auf einem anderen Gebiet. Wichtig ist das Selbstvertrauen.“
„Also weitermachen?“
„Sag du es mir. Was willst du, welches Ziel willst du erreichen?
„Keine Ahnung. Bis vor einer Woche wusste ich gar nichts davon. Jetzt merke ich das meine Vorstellung von der Welt und wie sie funktioniert falsch oder doch sehr lückenhaft ist.“
Er grinst wieder.
„Ja, weiter?“
„Das mit den Karten ist nicht das einzige was ich festgestellt habe.“
Er zieht an seiner Zigarette, wartet ab.
„Es ist als wenn ich mich in Personen hineinversetzen könnte. Ich weiß was sie als nächstes tun werden.“
Er zieht eine Augenbraue hoch.
„Weißt du was sie tun werden oder manipulierst du sie?"
Mir wird ein wenig warm. Zu dieser Schlussfolgerung bin ich noch gar nicht gekommen.
„Keine Ahnung, ich weiß es nicht.“
„Ich schlage vor, du findest es heraus.“
„Was kommt noch? Wie erfahre ich mehr?“
„Ich finde du hast schon recht viel herausgefunden. Intuition wird dir auch hier weiterhelfen. Du erinnerst dich doch noch an unser erstes Gespräch?“
„Du meinst das mit dem Instinkt? Ja klar, aber du weißt doch wie. Sag´s mir.“
„Kann ich nicht. Das wirst du selbst merken. Außerdem hast du deinen Feind noch nicht getroffen.“
„Feind? Welcher Feind?“
„Wirst du wissen, wenn du ihn triffst.“
Er drückt die Zigarette aus.
„Es ist spät, ich denke ich geh jetzt nach Hause.“
„Verdammt von welchem Feind redest du? Du kannst jetzt nicht einfach gehen.“
Er schaut mich amüsiert an.
„Kann ich nicht?“
„Nein, zum Teufel. Du kannst mir nicht etwas von einem Feind erzählen und dann einfach verschwinden.“
„Wenn ich es dir erzähle wird es nur schlimmer. Du glaubst mir nicht, handelst anders, gibst auf oder wirst paranoid. Nein, ich gehe jetzt. Beim nächsten Mal wird es bestimmt interessant, wenn wir uns unterhalten. Bis dahin, mach´s gut.“
Er legt 20 Euro auf den Tresen, nickt dem Wirt zu und geht an mir vorbei. Ich bin so verblüfft, dass ich nicht reagiere, bis er aus der Tür raus ist. Aurora steht bei Frank in der Gruppe. Ich starre auf mein Getränk. Meine Gedanken überschlagen sich. Der Typ ist unheimlich. Ich muss nachdenken, in Ruhe.
„Hey, alles OK? Wenn du willst können wir nach Hause gehen.“
Aurora habe ich nicht mal kommen sehen, aber nach Haus wollte ich. Das war mein Gedanke, oder?
„Lass uns gehen.
to be continued