Veröffentlicht: 11.09.2024. Rubrik: Lyrisches
Alleingelassen
Er lebte bereits ein dreiviertel Jahrhundert
Und man sah ihm an , er lebte recht gut
Morgens ging er hinaus
Er machte seine Runde
In jedem Wetter
Gut eine dreiviertel Stunde
Er war sehr schick
Das Alter sah man ihm nicht an
Besuch bekam er kaum
Nur dann und wann
Abends saß er auf einem Stuhl
Lächelndes Gemüt
In einer Hand
Ein aufgeschlagenes Buch
Um dreiviertel zehn begann er aufzusteh ' n
Müd machte er sich auf
Zu Bett zu geh ' n
Und als er so ging
Da nahm er sich vor
Was in seinen Gedanken hing
Aus der Tiefe empor
Und wie ein Jahr
Vergangen war
Da saß der Herr
Noch immer da
Im Antlitz verwandelt
Stechende Gerüche
Sein Anzug verschandelt
Gläser gingen irgendwann zu Brüche
Und wenn man ihn von vorne sah
Da war sein Angesicht
Fast nicht mehr da
Es war verschwunden
Mitsamt seinem Buch
Seine Erscheinung verändert
In den Knochen versunken