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geschrieben 2018 von Ida Weiß (Ida.W).
Veröffentlicht: 12.06.2019. Rubrik: Fantastisches


Die Teufelstochter

Der Schnee lag weiß und dick auf den Feldern von Helsinkiel. Sarah fuhr gerade mit ihrer kleinen Schwester Leni die eigentlich Madlena hieß Schlitten. Sie waren hier zusammen mit ihrem Bruder und ihren Eltern in Finnland im Urlaub. Davor hatten sie eine Woche in Lettland verbracht und dann mit einer Fähre bis nach Finnland übergesetzt. Die Fahrt war wunderschön gewesen und Sarah hatte fast die ganze Zeit oben an der Reling gestanden und die frische Luft genossen. Es sah hier so anders aus als in Deutschland. Überall lag dicker weißer Schnee, ganz anders als in Berlin dort lag im Winter kaum Schnee und es wurde von Jahr zu Jahr weniger. Aber hier in Finnland gab es Schnee im Überfluss.

„Schneller“ rief Madlen und Sarah rannte so schnell sie konnte, während sie den Schlitten hinter sich her zog. Ihre kleine Schwester lachte und als Sarah einen kleinen Hang hinunter fuhr kreischte sie vor Vergnügen. Unwillkürlich musste Sarah mitlachen. Ihre kleine Schwester sah aber auch wirklich niedlich aus. Mit ihren strahlenden blauen Augen und einem runden Kindergesicht. Sie trug eine gelbe Jacke mit einem Zipfel auf der Kapuze und sah aus wie ein kleiner Wichtel. Sowohl sie als auch Sarah hatten beide rote Wangen vom vielen Toben. Schon den ganzen Tag waren die beiden an der frischen Luft gewesen. Sie hatten eine Schneefamilie gebaut und waren stundenlang Schlitten gefahren. Jetzt waren sie gerade auf dem Rückweg, den es wurde ja im Winter immer früher dunkel und hier in Finnland ging das noch schneller als in Deutschland. Gerade mal vier Stunden war hier die Sonne zu sehen.

„Noch mal“ bat ihre kleine Schwester.
„Nein wir müssen zurück nach Hause, es wird schon dunkel“ meinte Sarah mit einem prüfenden Blick zum Himmel.
„Ich will aber noch mal fahren“ sagte Madlena und rüttelte an dem Schlitten.
„Also gut wir fahren noch mal den kleinen Berg darunter“ lenkte Sarah ein. Sie wollte gerne nett zu ihren beiden kleinen Geschwistern sein, den die beiden und eigentlich sie alle drei bekamen nach Sarahs Meinung oft genug zu viel Stränge von ihren Eltern. Das kleine Vergnügen noch eine letzte Schlittenfahrt an diesem Tag zu machen, wollte sie ihrer Schwester gönnen. Sie zog den Schlitten samt ihrer Schwester den Berg hoch und rannte dann hinunter. Dabei stolperte sie fast über ihre eigenen Füße, fing sich wieder und rannte weiter. Hinter sich hörte sie das glückliche Lachen ihrer Schwester.
„So jetzt müssen wir aber wirklich los“ meinte Sarah etwas außer Atem.
„Ja“ nickte Madlen, jetzt wo sie bekommen hatte was sie gewollt hatte „Mir ist kalt“ verkündete ihre kleine Schwester nach einer Weile.
„Na dann wird es ja Zeit zu gehen“ sagte Sarah und wischte Madlena mit einem Taschentuch die Nase ab.
Die beiden machten sich auf den Weg nach Hause. Es war kein weiter Weg bis zu der Hütte, die sie sich für diesen Urlaub gemietet hatten. Sie mussten nur über den Hügel, der vor ihnen lag und dann wieder hinunter und schon waren sie da. Als sie oben auf dem Hügel standen, sahen die Schwestern beide ein seltsames Glitzern.
„Sind das die Polarlichter?“ wollte ihre kleine Schwester wissen.
„Ja“ wollte Sarah schon sagen, doch dann sah sie genauer hin und wusste das es nicht die Polarlichter sein konnten. Diese Lichter hatten etwas Schönes an sich gehabt. Sie hatten grün, blau, gelb und meistens sogar in einem blassen Rosa geschienen. Doch die Lichter die jetzt am Himmel zu sehen waren sahen anders aus und hatten etwas bedrohliches an sich. Sie waren mattschwarz und lila. Das ganze schien ein Muster zu haben doch Sarah konnte nicht sagen was es wirklich war.
„Wahrscheinlich“ antwortete sie um ihre, kleine Schwester nicht zu ängstigen und schaute noch mal hin. Sie traute ihren Augen nicht als sie dort am Himmel die Polarlichter sah so wie sie immer waren. Aber was war dann das gewesen was sie gerade eben vor einigen Sekunden gesehen hatte. Kopfschüttelnd ging sie weiter.

„Hallo Geburtstagskind“ begrüßte ihre Mutter sie, als sie mit ihrer kleinen Schwester wieder nach Hause kam.
Heute war Sarahs 15 Geburtstag. Der 30.12. Einen Tag vor Silvester. Das war immer ziemlich anstrengend gewesen für ihre Mutter an einem Tag ihren Geburtstag vor zu bereiten und am anderen dann noch eine Silvesterparty für Verwandte. Doch dieses Jahr hatte ihre Mutter diesen Stress nicht, den diesmal waren sie im Urlaub. So musste ihre Mutter nichts für die ganze Verwandtschaft vorbereiten und sowohl Silvester als auch Sarahs Geburtstag wurden dieses Jahr nur im Rahmen der Familie gefeiert.
„Sarah“ rief ihr kleiner Bruder Tom. Er würden nächsten Monat neun Jahre alt. Madlen war sechs und hatte drei Wochen nach Tom Geburtstag. Ihr Bruder war eher ein Stubenhocker und ging gar nicht gerne nach draußen, vor allem nicht im Winter wenn es draußen so kalt war.
„Hallo To“ sagte Sarah.
„Du darfst da nicht rein“ meinte er dann und zeigte auf das Wohnzimmer.
„Weiß ich doch“ meinte Sarah. Es war Tradition das das Gebrutstagskind draußen warten mussten während die restliche Familie alles vorbereitet. Derjenige der Geburtstag hatte mussten so lange vor der Tür warten bis jemand kam, um ihn reinzuholen. Im Raum wurden dann ein Lied für das Geburtstagskind gesungen, Kerzen ausgeblasen und erst dann durfte sie ihre Geschenke auspacken.

„Nein ich will sie holen“ hörte Sarah ihre kleinen Geschwister von drinnen Streiten.
„Nein ich mach das“ zeterte Madlen
„Papa ich will das machen“ forderte Tom
„Geht doch beide“ versuchte ihre Mutter den Streit zu schlichten.
„Nein ich will das alleine machen“ schimpfte Tom
„Hör auf deine Schwester zu hauen“ fuhr der Vater den Jungen an.
„Mama darf ich sie holen gehen?“ fragte Madlen
„Ja“ seufzte ihre Mutter.
„Sarah du darfst reinkommen“ rief Madlen die viel aufgeregter als Sarah war.

Sarah folgte ihrer kleinen Schwester die auf den Polstermöbeln herumsprang.
Ihre Mutter hatte den Geburtstagstisch wunderschön dekoriert. Eine weiße Tischdecke auf das große Fensterbrett gelegt und darauf Luftschlangen drapiert.
Nachdem das Lied gesungen war bedankte sich Sarah bei allen und fing dann an ihre Geschenke aus zu packen. Vorher blies sie noch die Kerzen aus. Wie immer hatte sie einen Stapel Bücher die sich auch gewünscht hatte bekommen, einen Malblock und neue Farben zum malen, ein paar hübsche Pullover und..
…“Ein Laptop“ meinte Sarah begeistert.
„Ja dann musst du deine Geschichten nicht immer mit der Hand schreiben“ meinte ihr Vater
„Danke schön“ meinte Sarah. Das sie nun nicht mehr per Hand schreiben musste war wirklich eine große Erleichterung, denn schon oft hatte sie sich einen Handkrampf geholt wenn sie Geschichten geschrieben hatte.

Danach wurde ein leckeres Abendbrot das ihre Mutter gekocht hatte gegessen. Es gab extra für Sarah Tortellini das waren ihre Lieblingsnudeln.
Das Abendbrot verlief wie immer. Chaotisch und laut. Gläser fielen und ihr Vater schimpfte über die Tischmanieren ihres Bruders.
„Doch bitte nicht an Sarahs Geburtstag“ bat ihre Mutter und warf Sarah über den Tisch hinweg einen etwas geknickten Blick zu.
„Es ist schon gut“ meinte Sarah mit einem freundlichen Lächeln.
„Sarah ließt du uns wieder vor?“ fragte ihre Bruder, den sie war gerade dabei ihren kleinen Geschwistern alle Bände einer Buchreihe, von der sie schon oft erzählt hatte, vor zu lesen.
„Ja natürlich aber erst Zähne putzen und Schlafanzug anziehen“ sagte sie. Wegen diesem Versprechen beeilten sich ihre Geschwister besonders und nach zehn Minuten lagen die beiden in ihren Betten und warteten ungeduldig auf Sarah die etwas länger brauchte zum fertig machen.
Dann setzte sich Sarah zwischen die Betten der beiden und schlug das Buch auf.
Ihre Schwester schlief schon ein nachdem sie ein Kapitel gelesen hatte und ihre Bruder schlief kurz darauf ebenfalls ein. Sarah deckte die beiden zu und ging dann in ihre eigenes Zimmer. Das gegenüber von dem ihrer Geschwister lag.

Bevor Sarah das Licht ausmachte las sie noch in ihrem eigenen Buch. Sie las es bis zum Ende, doch danach lag sie noch lange wach und konnte nicht einschlafen. Irgendwann wurde die Luft zu stickig. Sie stand auf zog sich eine warme Jacke an und ging dann nach draußen. Es war bitterkalt aber sie froh nicht, obwohl sie nur ein Nachthemd trug und barfuß war.
Sie stapfte ein paar Schritte durch den Schnee als sie am Himmel wieder diese Lichter sah. Das schwarze Licht mit dem Lila Kreis. Jetzt erkannte sie auch das es eine Art Loch war. Mit einer Mischung aus Faszination und leichtem Unbehagen betrachtete sie das Naturwunder.
Dann fiel ihr noch etwas auf. Das Loch, das immer größer wurde und die Form von einem Tor annahmen, kam näher. Aber das konnte nicht sein. Sie glaubte sich zu täuschen bis das Tor sich den Berg hinunter bewegte. Sie wollte schreien, doch sie zweifelte daran, dass jemand sie hören würde und als sie es doch versuchte kam aus ihrem Mund nur ein Krächzen.

Einige Meter vor dem Haus blieb das Tor stehen. Sarah sah gebannt zu wie das Licht heller und heller wurde und irgendetwas schien daraus zu kommen, denn der Lila Kreis bekam Risse. Sarah wich einige Schritte zurück, bis sie die Hauswand im Rücken spürte.
Was eine Weise Entscheidung war, den kurze Zeit später sprang ein komisches Ding aus dem Tor. Es hatte einen merkwürdig langgezogenen Kopf, eine grüne Haut die glitschig aussah und gelbe Augen aus den es Sarah anstarrte. Das Vieh hob seinen Kopf und schnüffelte.
„Geh weg“ fuhr sie das Ding an und wünschte sie hätte irgendetwas womit sie sich verteidigen konnte.
Mit einem zischen machten sich das Ding zum Sprung bereit. Sarah presste sich so fest sie konnte an die Hauswand und suchte hektisch nach einer Waffe.

Als das Vieh sprang duckte sich Sarah und schloss die Augen. Sie hörte einen Kampfschrei. Hörte das Ding entsetzt kreischen und spürte wie sich etwas direkt über ihrem Kopf in die Hauswand bohrte. Grüner Schleim tropfte auf ihr Nachthemd und auf ihre Haare hinunter.
„Ihgitt“ rief Sarah und als das was sich über ihren Kopf in die Wand gebohrt hatte herausgenommen wurde wagte sie auch endlich ihre Augen zu öffnen.
Vor ihr stand ein Junge in ihrem Alter. Er hatte schwarze Locken und trug eine Lederhose, ein weißes Hemd und darüber ein Wams aus Leder. Seine Füße steckten in schwarzen Stiefeln mit silbernen Schnallen. Er trug einen dunkelblauen Umhang, der ein Stück im Schnee schleifte. Seine Augen waren genau wie die von Sarah von einem strahlenden Blau. Doch Sarahs Blick blieb an dem Silbern Schwert mit dem braunen Ledergriff das er in der Hand hielt und an dem grünes Zeug klebte hängen. Er folgte ihrem Blick und steckte das Schwert in eine lederne Schwertscheide, die mit silbernen Mustern bestickt war.

„Hast du es...“ begann Sarah unfähig einen vollständigen Satz zu formulieren, denn sie war immer noch ziemlich verwirrt, geschockt und völlig durcheinander. In den letzten zehn Minuten war einfach zu viel passiert.
„Warst du das?“ setzte sie zum zweiten mal an und zeigte mit angeekeltem Blick auf da tote Vieh.
„Ja war ich“ antwortete er mit ruhiger Stimme.
„Danke“ sagte Sarah und ergriff die Hand, die ihr hochhelfen wollte, den sie hockte immer noch vor der Hauswand. Sie zitterte und Mathis reichte ihr seinen Umhang. Überrascht, aber dankbar nahm Sarah ihn an.
„Das ist meine Aufgabe diese Alliens die Diener des Teufels zu töten“ meinte er mit nicht gerade wenig Stolz in der Stimme.
„Ok und wer bist du?“ fragte Sarah immer noch etwas benommen
„Ein Ritter des Wolkenschlosses. Wir bekämpfen diese Viecher da und sorgen in der Welt dahinter dem Tor für Ordnung und dafür das diese Biester uns nicht auf die Nerven gehen und erst recht nicht in diese Welt kommen“
„Das ging dann wohl daneben“ meinte Sarah etwas zu schnippisch, was ihr auch auffiel nachdem sie das gesagt hatte. Doch ihren Retter schien das nicht zu stören.
Er zuckte nur mit den Schultern.
„Ja das stimmt, es war meine Schuld, ich habe nicht aufgepasst als es mir gefolgt ist“ gab er zu.
„Was wollten diese Viecher eigentlich?“ fragte Sarah.
Der Junge von dem sie noch überhaupt nicht wusste wie er hieß antwortete ihr.
„Sie wollten dich töten“ sagte er in einem Tonfall, als würde er gerade über irgendetwas normales reden.
„Mich?. Warum?. Ich will jetzt wissen was hier los ist“ forderte sie.
„Das muss dir jemand anderes erklären und dazu musst du mit mir durch dieses Tor kommen“ sagte er und wollte nach Sarahs Hand greifen, doch sie wich einen Schritt zurück bis sie wieder die Hauswand im Rücken hatte.
„Jetzt hör mal zu. Ich werde nicht durch dieses Tor gehen, aus dem das Ding gerade herausgekommen ist und ich werde auch nicht mit einem Wildfremden, von dem ich noch nicht einmal den Namen weiß mitgehen“ rief sie aufgebracht.
Ganz langsam drehte der Junge der sich schon zum gehen umgewandt hatte um.
„Mein Name ist Mathis und ich bitte dich jetzt mit mir zu kommen, denn du bist hier in dieser Welt nicht mehr sicher. Die Aliens werden immer und immer wieder kommen. Sie werden dich finden wo auch immer du gerade bist und auch nicht davor zurückschrecken deiner Familie etwas anzutun“. Er hatte ernst und eindringlich gesprochen.
Sarah nickte langsam. Sie hatte verstanden. Wenn sie hierblieb würde sie ihre Familie in Gefahr bringen. Aber was wenn sie mitging. Hinter diesem Tor würden doch mehr dieser Viecher auf sie warten, aber Mathis sah so aus als hätte er einige Erfahrungen im Kämpfen gegen diese Viecher.
„Ja ich werde mitkommen“ sagte sie und ergab sich ihrem Schicksal.
„Na dann los. Mach am besten die Augen zu und es könnte sein das das dir am anderen Ende ein bisschen schlecht wird. So eine Reise durch ein Wurmloch kann nämlich unangenehm werden“ gab er ihr als Ratschlag.
„Durch ein was bitte?“ fragte sie.
„Ein Wurmloch. Das Tor da“ sagte er und zeigte auf das lila Tor hinter ihnen.
Sarah ließ zu das er sie mit sich zog und dann gingen sie durch das Tor. Sarah warf einen letzten Blick auf das Haus in dem ihre Familie friedlich schlief, dann entglitt ihr der Boden unter den Füßen. Überrascht schrie sie auf.

Eine Wilde Fahrt die rasanter war als jede Achterbahn die sie sie bis jetzt gefahren war begann.
Sie fuhr gerne Achterbahn und mochte Luppings und steile Abhänge aber einfach mehrere Meter ins nichts fallen während um ein herum Lichter blinkten und bunte Schatten an einem vorbeizogen, das war wirklich ein bisschen zu viel für ihren Geschmack. Sie spürte einen Druck auf ihren Ohren und schloss die Augen. Mühsam schluckte sie das was in ihrem Magen war und herauswollte wieder hinunter.
Nach dem Fall wurde es etwas sanfter. Die beiden wurden durch einen Tunnel gezogen und dann landeten sie.
Mathis ganz elegant auf beiden Füßen, so als würde er das jeden Tag machen und Sarah auf den Knien. Die helfende Hand schlug sie diesmal zu Seite. Das gerade hatte ihren Stolz sehr gekränkt. Sie schwankte Leicht und setzte sich auf einen Stein.
Nach ein paar Minuten war der Schwindel wieder verflogen.
„Geht es dir wieder gut?“ erkundigte sich Mathis
„Danke ja“ nickte Sarah. „Wo sind wir eigentlich gelandet?“ wollte sie dann wissen.
„Das ist mein zu Hause. Herzlich Willkommen im Glasland“ sagte er stolz mit einer kleinen Verbeugung.

Als sie sich um schaute sah sie nur Schatten die sie als Bäume identifizierte, den auch hier in dieser Welt war es Nacht, aber eine wärmere als in Finnland. Den Umhang brauchte sie bei dieser angenehmen wärme nicht mehr, deswegen gab sie in Mathis zurück.
„Nein behalte ihn ruhig. Er könnte dir noch nützlich sein“ meinte er dann.
Mit prüfendem Blick sah er zum Himmel hoch.
Sarah war etwas verwirrt bei seinen letzten Worten, aber sie beschloss nicht nach zu fragen.
„Wir sollten uns beeilen, wenn wir bis zum nächsten Morgen beim Schloss ankommen wollen“
„Ein Schloss?“ meinte Sarah fragend.
„Ja das Schloss in dem mein Onkel wohnt“ antwortete Mathis.
„Dann bist du so etwas wie ein Prinz?“ fragte Sarah mit großen Augen.
Mathis lachte kurz auf.
„Ein Prinz niemals. Ich bin eher so etwas wie ein Soldat“ antwortete er dann „Und nun müssen wir aber wirklich los“ drängte er.
„Ist es den Weit?“ wollte Sarah wissen und konnte das Gähnen nicht ganz unterdrücken
„Nicht mit dem richtigen Reittier“ war seine merkwürdige Antwort. Sarah runzelte etwas misstrauisch die Stirn.
Mathis ließ sich davon allerdings nicht beirren und pfiff dreimal.
Zwischen den Blättern tauchte ein riesiges Tier auf.
Sarah blieb der Mund offen stehen, als sie erkannte das es eine drei Meter große Katze war mit schneeweißem Fell und freundlichen Augen die Sarah neugierig musterten.
„Das ist Snowbellie. Die treuste Katze die ich kenne“ verkündete Mathis und streichelte die Katze. Das Tier schnurrte zufrieden was ungefähr die Lautstärke einer Kettensäge hatte.
„Du kannst sie ruhig streicheln“ meinte Mathis.
Sarah war sich da nicht so sicher und kam langsam näher. Sie fand Katzen eigentlich sehr niedlich und zögerte sonst nicht eine zu streicheln. Doch bei einer die drei Meter groß war wollte sie lieber etwas vorsichtiger sein.
„Na du“ sagte sie und streckte langsam die Hand aus und wuschelte mit den Händen in dem weichen Fell herum. Zufrieden schnurrte die Katze beugte sich dann zu Sarah herunter und leckte ihr mit ihrer riesigen Zunge einmal über das ganze Gesicht. Sarah verzog das Gesicht, aber Kichern musste sie trotzdem.
„Na gut jetzt wo ihr euch angefreundet habt müssen wir aber wirklich weiter. Also alles aufsteigen bitte“ meinte Mathis.
„Wie das den?“ fragte Sarah. Doch da legte sich Snowbellie schon auf den Boden und erst jetzt bemerkte Sarah den Sattel, der an ihrem Rücken festgebunden war. Das Tier hatte auch ein Geschirr was sie vorher wegen dem dichten Fell nicht gesehen hatte. Jetzt wo der Mond hinter den Wolken hervor kam und durch die Bäume die aus Glas waren hindurch schien erkannte sie auch das die Katze an einigen Stellen einen Lederpanzer trug.

Als sie beide saßen, Sarah vorne und Mathis hinter ihr, sprang das Tier los.
Der Ritt ging durch den Wald und Sarah hörte das eigenartige Klimpern.
Als sie Mathis danach fragte sagte er ihr das dies die Blätter von den Bäumen waren. In dieser Welt war nämlich alles aus Glas.
Sarah lauschte den Blättern, die bei Snowbellies Sprüngen herunterfielen und dabei klangen wie ein Glas das gerade heruntergefallen war.
Aber erstaunt stellte Sarah fest das sie gar nicht kaputt gingen.
Mathis jedoch hörte noch etwas anders als das vertraute Klimpern der Bäume. Die Seelenfresser die genau wie die Alliens Diener des Teufels waren hatten ihre Spur gefunden und nun wollten sie die Königin die vor ihm im Sattel saß und noch nicht wusste das sie eine war.

„Sarah“ sagte er mit ernster Stimme Als sie aus dem Wald herauskamen und auf einer großen weiten Wiese landeten „Es könnte Ärger geben und wenn wir angegriffen werden dann reite du mit Snowbellie weiter und überlass alles andere mir“ bat er eindringlich.
„Ja aber wir können dich doch nicht einfach zurück lassen“ meinte Sarah empört.
„Doch ich bestehe darauf, den mein Auftrag lautete dafür zu Sorgen das du sicher im Schloss ankommst mit keinem Wort hat man mir gesagt das ich ebenfalls überleben soll“
„Aber du kennst mich doch gar nicht. Warum willst du dann für mich sterben“ meinte sie bestürzt.
„Ich bin ein Soldat und habe geschworen alle Bewohner dieses Landes zu beschützen und wenn es sein muss für sie zu sterben“ meinte er und es klang wie auswendig gelernt.
„Das ist doch Wahnsinn. So was sollte verboten werden“ überlegte Sarah.
„Es gibt niemanden mehr der das kann. Der König ist tot und die Adelshäuser kommen zu keiner Einigung und streiten sich ständig. Mein Onkel regiert gerade nur als Vertretung“ erklärte er kurz und knapp und warf eine Blick nach hinten. Sarah tat es ihm nach und sah hinter ihnen irgendetwas aus dem Wald kommen.

„Was ist das“ fragte Sarah als die Reiter in ihr Sichtfeld kamen. Mathis drückte der Katze die Hacken sanft, aber bestimmt in die Flanke. Das Tier verstand und beschleunigte.
Trotzdem holten die Verfolger auf.
Sarah erkannte Gestalten in schwarzen Umhängen und mit roten Augen. Die Hände dieser Kreaturen schienen aus Krallen zu bestehen und sie ritten auf Skelettpferden, aus deren Mäulern schwarzer Rauch strömte.
„Das sind Seelenfresser, sieh nicht so lange hin“ meinte Mathis und trieb Snowbellie noch weiter an.
Sarah spürte wie das Herz des Tieres vor Anstrengung schneller schlug.
Einer der Reiter legte eine Armbrust an.
Mathis zog sein Schwert.
„Nimm die Zügel“ forderte er auf und drückte der überrumpelten Sarah das Leder in die Hand.
„Was hast du vor?“ fragte Sarah und konnte nicht verhindern das sich ihre Stimme vor lauter Panik überschlug. Mathis antwortete nicht, sondern stellte sich im Sattel auf. War er jetzt völlig verrückt geworden. Sich während Snowbellies wilden Sprüngen hinzustellen. Sarah glaubte das er jeden Moment herunterfallen müsste, aber zum Glück hielt er sich so gut als würde er gerade nicht auf dem Rücken eines Tieres stehen, sondern so als hätte er festen Boden unter den Füßen.
Mit seinem Schwert wehrte er die Bolzen ab und auch Snowbellie gab ihr bestes um die Geschosse mit ihrem Schwanz der gepanzert war zurück zu schleudern.
Doch obwohl beide ihr bestes gaben fand einer der Bolzen den Weg in Sarahs Schulter. Ein heißer Schmerz durchzuckte ihren Arm und sie schrie vor Schmerzen auf.
„Sarah?“ rief Mathis und drehte sich um.
Er sah das Blut und wusste sofort was zu tun war.
„Snowbellie lauf und bring sie nach Hause“ meinte Mathis und sprang vom Rücken der Katze, als sie gerade mitten im Sprung war.
Er machte einen Salto über den Rücken von einem der Seelenfresser und schlug ihm im Sprung den Kopf ab.
Doch er hatte nicht auf den zweiten geachtet und das letzte was Sarah sah, bevor sie in einen Fieberraum versank war wie sich ein Bolzen in Mathis Bein bohrte.

Johnaten der Onkel von Matthis sah sofort das etwas passiert war, als eine ziemlich erschöpfte Snowbellie von Wolke zu Wolke auf das Tor des Wolkenschlosses zugesprungen kam.
Erschöpft landete sie und die Gestalt die auf ihrem Rücken lag rutschte hinunter. Johnaten fing die Königin auf.
„Danke Snowbellie“ sagte er. Dann trug er die Königin in ihr Schlafgemach und legte sie in ein Himmelbett.
Diener, Mägde und Ärzte machten sich eifrig daran die Wunde der Königin zu säubern und zu verarzten und neu einzukleiden.
Johnaten setzte sich neben ihr Bett und wachte dort an ihrer Seite.
Am Morgen des dritten Tages erwachte die Königin schließlich.
Sie blinzelte verschlafen und setzte sich im Bett auf.
„Was ist passiert. Wo bin ich hier?“ meinte sie und versuchte sich auf zu setzen, doch ihr war immer noch ein wenig schwindelig.
„Bleibt liegen meine Königin. Ich werde euch alles erklären“
„Königin. Warum nennt ihr mich so?“ Sarah wurde immer aufgebrachter.
„Meine Königin bleibt ruhig. Ich werde euch alles erklären, doch ihr müsst mir bis zum Ende zuhören“.
Sarah nickte und Johnaten begann zu erzählen.

„Der Ärger begann vor 15 Jahren. Davor lebten die neun Adelshäuser in Frieden zusammen. Doch dann kam es zu einem Krieg zwischen den Häusern in den auch der König mit hineingezogen wurde. Wie es begann weiß keiner mehr, nur das es immer schlimmer wurde. Bis schließlich einer der Hausherren einen Pakt mit dem Teufel schloss. Um es zu beenden und so als Sieger hervorzugehen, oder um die ganze Macht an sich zu reisen das kann im nach hinein keiner mehr sagen. Der Teufel ließ sich auf den Pakt ein. Er versprach zu Helfen, doch er forderte einen Preis. Dieser Preis war die kleine Tochter des Königs die gerade erst ein paar Wochen alt war.
Doch es gab einen Mann der unter diesem Herr gedient hatte und dieses Vorhaben verhinderte in dem er den König warnte und anbot das kleine Mädchen in Sicherheit zu bringen.
Als der Teufel den Preis forderte war die Königstochter schon fortgebracht worden in die andere Welt.
Anstatt den Herren des Hauses zu belohnen, bestrafte der Teufel ihn und alle anderen, indem er die Seelenfresser und die Alliens schickte. Sie töten fast alle. Den König die Königin, alle Nachfahren, von dem Herren der mit dem Teufel den Pakt geschlossen hatte und alle anderen Hausherren und Damen. Danach versöhnte sich die anderen wieder und der Teufel suchte weiter nach der Königstochter.
Und vor ein paar Jahren kam dann der Teufel auf die Idee das man die Königstochter in die andere Welt gebracht haben könnte. Seitdem suchte er nach ihr und er hat sie gefunden“. Beendete er seine Geschichte.

Sarah sah ihn nur an und langsam dämmerte es ihr. Die Königstochter war ohne Zweifel sie und sie war auch die neue Königin vom Glasland.
„Aber was ist mit meiner Familie in der anderen Welt?“ fragte Sarah die bis jetzt noch keinen Gedanken daran verschwendet hatte.
„Es tut mir leid aber sie haben dich vergessen. Für sie bist du aus ihren Köpfen ausgelöscht. Es gab dich nie in dieser Welt“
Sarah schluckte benommen und versuchte zu verarbeiten. Sie selbst konnte sich noch an alles erinnern.
„Ich denke du weißt was nun von dir erwartet wird“ stellte Johanten fest und Sarah nickte.

Es klopfte an der Tür und Mathis kam herein. Auch seine Wunden waren verbunden. Sarah war froh ihn zu sehen und das er überlebt hatte. Man sah deutlich die Spuren des Kampfes. Ein Kratzer der wie eine Kralle aussah zog sich von seinem Auge hinunter bis zum Kinn. Er sah sehr müde aus.
Zu Sarahs Erstaunen kniete er vor ihrem Bett nieder.

„Meine Königin verzeiht mir das ich euch nicht besser beschützen konnte. Ich habe meinen Auftrag nur zum Teil erfüllt und erwarte nun eure Strafe“
„Strafe?“ Sarah war völlig verwirrt. Was erwartete er jetzt von ihr, Das sie befahl ihn aufzuhängen, einzusperren oder verbrennen. In den Büchern hatte sie davon gelesen.
Es war Johnaten der ihr auf die Sprünge half.
„Ihr seid die Königin. Ihr entscheidet was ihr tut. Begnadigt ihn, bestraft ihn tut was immer ihr wollt“. Sarah wollte ihn nicht bestrafen, den er hatte wirklich tapfer gekämpft und sie würde auch weiterhin jemand brauchen der das tat.
„Ich bin mir sicher das mich keiner besser beschützen konnte als du es getan hast und ich werde auch weiterhin jemanden brauchen der so gut mit einem Schwert umgehen kann, deswegen werde ich dich nicht bestrafen, sondern dich zu meinem Leibwächter machen wenn du dich auf diese Art erkenntlich zeigen willst“ sprach sie mit fester Stimme und war selbst überrascht wie selbstsicher sie klang.
„Aber meine Königin ich bin kaum älter als ihr selbst“ sagte Mathis.
„Das war keine Bitte. Ich möchte es so“ sagte Sarah freundlich, aber in einem Tonfall der keine Widerrede zuließ.
„Natürlich verzeiht mir. Mein Schwert wird euch gehören und ich werde euch beschützen und wenn es sein muss für euch sterben“ verkündete er feierlich.
Sarah nickte zufrieden und ließ sich dann in ihre Kissen zurück sinken.

Johnaten hatte das ganze mit einer Mischung aus Sorge und leichtem Entsetzen verfolgt. Es gab nämlich ein Geheimnis, das er der Königin verschwiegen hatte. Nur er, der Teufel und die ehemalige Königin kannten es. Sarah war nicht das einzige Kind der Königin. Sie hatte einen Zwillingsbruder den sie soeben zu ihrem Leibwächter ernannt hatte und ihr Vater war auch nicht der König gewesen sondern der Teufel persönlich.
„Majestät. Ich weiß ihr seid erschöpft aber der Adel erwartet euch und ihr sollt noch heute Abend gekrönt werden“
„Dann soll es so sein“ seufzte Sarah.

Am Abend war es dann so weit und Sarah ging mit ihrem neuen Leibwächter der nun immer an ihrer Seite war, hinter Johnaten, gekleidet in ein prunkvolles Kleid aus blauer Seide die Treppe hinunter zum Thronsaal den sie war bereit.
Bereit dafür ihren rechtmäßigen Platz auf dem Thron einzunehmen.
Bereit dafür den Adel vollständig zu versöhnen.
Bereit dafür den Kampf gegen den Teufel ihren eigenen Vater aufzunehmen.

von Ida Weiß

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