Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
5xhab ich gern gelesen
geschrieben 2025 von Ofelia (Ofelia).
Veröffentlicht: 10.04.2025. Rubrik: Kürzestgeschichten


Glauben, wissen und lieben

„If I had to choose between being smart und being nice, I‘d rather be nice“
(Ich habe leider die leiseste Ahnung wer es gesagt hat.)

Von Anfang an, sogar als ich noch weder selbständig essen, sprechen, stehen noch laufen konnte, war ich katholisch. Aber das war nicht meine Schuld, ich war nämlich damals noch so jung, dass ich nicht einmal wusste woran ich glauben sollte. Nein, das war bestimmt nicht meine, sondern meiner Eltern Schuld. Die waren überzeugte Katholiken. Sie haben nicht nur mich, ohne nach meiner Meinung zu fragen, taufen lassen, sondern ebenso mich jeder Sonntag in die Kirche mitgenommen, und als ich ohne Problemen zu machen mitging, kauften sie mir ein Eis. Es war auch nicht mein Entschluss die erste Kommunion zu machen, sonder ihrer. Sie haben mich auch zu einer katholischen Schule geschickt, eine die von Pfarrern des salesianischen Orden geleitet wurde. Wenn ich es damals gewusst hätte. Oder noch schlimmer, als meine Eltern, ins besondere mein Vater, alles was wir nu wissen, damals erfahren hätte. Zum Glück ist er gestorben ohne es vermutet oder geahnt zu haben.

Sowohl meine Grundschule als mein Gymnasium habe ich bei diesen Pfarrern gemacht, aber ich versichere euch daß ich unbeschädigt, intakt und unberührt war, als ich die Schule endlich mit meinem Diplom verlaßen habe. Ich war vermutlich ein so häßliches und widerliches Kind, daß sie mich nicht einmal anfassen wollten. Doch, es muß gesagt werden, dass sie, ich meine die salensianischen Pfarrer, diejenigen waren, die mir schliesslich den Weg nach Atheismus gezeigt haben, und auch dass es besser, viel besser, für mich war, mich von ihnen und von alles was mit dem Katholizismus zu tun hat fernzuhalten. Ich war dann kein Katholik mehr, und seitdem denke ich, dass da wo es kein Glaube gibt, gibt es Wissen, und umgekehrt.

Ich könnte an Gott glauben, aber ich weiß nicht ob er existiert, und ebenfalls kann ich nicht beweisen dass er besteht oder nicht besteht. Aber nichts davon verändert an die Tatsache dass Glauben kein Wissen ist, und dass Wissen ein bisschen glauben is, zumindest für den grösste Teil der Menschheit. Das kann ziemlich merkwürdig scheinen, aber die Wahrheit ist dass wenn Einstein uns seine Relativitätstheorie erklärt, ausser ein Paar Wissenschaftler, bleibt uns nichts anders als ihm GLAUBEN, weil ihn begreifen können wir sowieso nicht. Und wenn Darwin dasselbe tut mit seiner Evolutionstheorie, ist das Ergebnis identisch. Also, Wissen besteht für einen Teil aus Glauben. Umgekehrt gilt es nicht: man glaubt weil man nicht weiss.

Als ich siebzehn war wurde ich denn sozialistisch. Und auch das war nicht meine Schuld; ich habe es ausschliesslich getan weil jeder an der Uni das auch war, und ich wollte weder auffallen noch mich lächerlich machen. Ich hatte damals vier sehr gute Freunde, alle älter als ich und alle studierten an der Fakultät für bildende Künste: drei Jungens, Nirko, Carlos und Osvaldo, und ein Mädchen, Silvia, die zugleich Nirko’s Mädchen war. Und jeder der an dieser Fakultät studierte musste unbedingt sozialistisch sein, da man damals glaubte dass man ausschliesslich Künstler werden konnte, wenn man auch arm, unglücklich und sozialistisch war, und ausserdem unordentliche Kleidung trug. Ich machte nicht nur das alles, aber zufrieden war ich nur als ich die Angewohnheit annahm um mit wenigstens ein Buch von Karl Marx, Friedrich Engels, Feuerbach, oder im schlimmsten Fall sogar Lenin, unter meiner Achsel zu tragen, und damit herum laufen, sodass jeder überzeugen war dass ich ein richtiger Sozialist war. Die Wahrheit war allerdings das ich kaum das Wort aussprechen konnte. Und zu Hause durfte niemand wissen dass ich etwas mit dieser Ideologie zu tun hatte und diesen Büchern besass. Ich weiß nicht mehr ob ich dort viel gelernt habe, aber wohl daß wir viel, sehr viel, viel zu viel getrunken haben bei Eröffnungen von Kunstausstellungen in den wichtigsten Galerien der Hauptstadt. Und wenn ich doch etwas gelernt habe, habe ich es genutzt um auf eine unergründliche Weise und Art zu reden, um Mädchen zu beeindrucken, sodaß sie dachten daß ich ein unglaublich intelligenter Künstler war – was ich um ehrlich zu sein auch war, aber nicht unglaublich -, und deshalb sie sich mit mir zu Bett begeben wurden. Das schien mir genug Grund um lange Zeit sozialistisch zu sein, und ich vermute, dass ich nicht der einzige war. Ja, wir hatten damals keine Handys und es gab auch keine „Datingsites“.
Das Leben war damals unerträglich schwer, das versteht jeder heutzutage.
Als ich dahinter kam daß das Sozialismus genau soviel Widersprüchlichkeiten hatte wie das Katholizismus, und das Kapitalismus, und alle andere -ismus, und daß sowohl die Ideologie als die Religion allzu häufig verwendet werden um Gräueltaten zu begann und rechtfertigen, fand ich alles hoffnungslos und befand mich plötzlich in einer Art moralischen und intellektuellen Krise, aus der ich eher auskam, als ich entdeckte dass das menschliches Wesen nur für sich selber Ideen entwickelt, um sein Egoismus zu befriedigen, und nicht zum Wohl der Menschheit. Es dauerte lange Zeit, meiner Meinung nach viel zu lang, aber schließlich verlor ich Jahre später der Glaube an alles: an Gott, an die Menschheit, an ihre Ideen und Ideologien. An die Kirche und ihrer Pädophiler Farrer. An die Behörde mit ihren Polizisten die Menschen aller Alter schlagen und verletzten wenn sie protestieren weil sie sich keine anständige Wohnung erlauben können, Hunger haben und ihre Kinder nicht zur Schule schicken können. An die Militärs die, in Auftrag von Diktators, Menschen töten weil sie anders denken oder glauben.

Ich bin jetzt ziemlich alt und ich habe noch nicht keinen Grund gefunden um meine Haltung zu ändern, seit Jahrhunderten und vor allem in den aktuellen Zeiten, wenn die Menschheit eine große Liebesschuld hat bei der Menschheit selber und der Natur, einschliesslich Tieren. Es ist zu befürchten dass es zweifelhaft ist ob diese Schulz je begleichen werden wird. Ich habe mich dann isoliert, fern von grossen Städten, Menschenmengen, Ideologen und ihren Ideologien, Religionen und ihrer degenerierten Pfarrer, und von kriminellen Polizisten und Militär.

Jemand den ich persönlich kenne hat mir je geschrieben: Der Unterschied zwischen der Mensch und den anderen Tieren ist den, dass der Mensch ein tragisches Tier ist. Und seine grösste Tragödie ist, dass sie sich selbst nicht liebt, und auch nicht lieben kan.

counter5xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

geschrieben von Rautus Norvegicus am 10.04.2025:

Señor Ofelia is nice and smart, too.

Mit lieben Grüßen

Rautus Norvegicus




geschrieben von Bad Letters am 11.04.2025:

Es ist nicht leicht Ofelia, den Ideologien zu entsagen die einen unentwegt umgarnen. Aber die Mühe lohnt sich!

MfG
Bad Letters




geschrieben von Ofelia am 12.04.2025:

Danke Bad Letters.

Drei neue Worte für mich:
entsagen, unentwegt, umgarnen.

Vielen Dank. O

Mehr von Ofelia (Ofelia):

Die Schwärmereien von Edgar von der Bildt
Die Welt von Zweig und die Welt von Trump
Kein Humor