Veröffentlicht: 24.03.2025. Rubrik: Unsortiert
Die Schwärmereien von Edgar von der Bildt
Meine Mutter hat immer behauptet daß ich schon schüchtern war als ich geboren wurde. Keine Ahnung warum sie das meinte zu wissen, das werden leider nie erfahren, aber der Fall ist das ich noch immer sehr schüchtern war als ich in die Grundschule ging, zum Gymnasium und auch als ich an der Uni studierte. Als ich achtzehn war und Literatur studierte, war ich der einzige meiner Freunde die weder ein Mädchen hatte noch gehabt hatte, und sogar nie mit einem Mädchen geschlafen hatte; auch nicht mit einem man, übrigens. Obwohl ich mich dafür schämte, mußte ich das alles zugeben während eines Treffen mit Kommilitonen, wobei jeder von uns, oder man wollte oder nicht, seine sexuellen Erlebnissen mit der Gruppe teilen mußte. Und ich wollte nicht, weil ich nicht mitzuteilen hatte. Als ich endlich den Mut hatte zu sagen daß ich es eilig hatte und sofort weg mußte, zwangen sie mich noch eine kleine Weile zu bleiben, und ich mußte auch daran glauben. Das war jedoch nicht die schmerzvollste Erfahrung meines Lebens. Aber darüber später.
Einige Monate nach dem ich mein Diplom bekam, wurde ich als Literaturlehrer an dieselbe Universität ernannt. Zum Glück, meine ich heutzutage, weil es geschah das, wovon ich jahrelang geträumt hatte: ich kriegte eine Freundin, oder besser gesagt, sie kriegte mich. Ich traf sie an einer Party woran ich nicht einmal eingeladen war. Sie sah mich von der anderen Ecke des Raumes, und ein paar Minute später stand sie neben mir. Mit einem Glas weißer Wein fragte sie mich wie ich hieß, ob ich allein war, wo ich wohnte und ob ich in der Party jemand kannte, usw., usw. Wir haben uns eine kurze Weile unterhalten, und am Ende des Abends haben wir unsere Telefonnummer ausgetauscht und uns verabschiedeten. Carol, 19 Jahr alt, süß, unglaublich lieb und ein bisschen größer als ich, war ihrer Name, und sie war auch die erste die anrief und schlug vor uns im Zentrum zu treffen. Zwei Woche Später flüsterte sie mir ins Ohr das sie sich in mich verliebt hatte. Ich hatte mich ebenso in sie verliebt, aber ich flüsterte nicht in ihr Ohr. Und etwas mehr als drei Stunden danach lagen wir im Bett, ihr Bett, und hatte sie meine zwei Probleme für immer aufgelöst.
Unsere Liebe war perfekt, muß ich zugeben; sie war lange Zeit vollkommen perfekt und stabil, aber das hat mich nicht gehindert mich in eine meiner Studentinnen zu verlieben. Diese war eine unheimlich hübsches, blondes Mädchen das auf den schicken Namen Laetitia Vaandrager antwortete. Und Laetitia war nicht deutsch sonder niederländisch. Ehrlich gesagt war das das einzige was wir gemeinsam hatten. Ich hatte nämlich ein halbes Jahr in Amsterdam Tennisunterricht an der Universiteit van Amsterdam gehabt, und hatte genug niederländisch gelernt um uns eine kurze Weile in ihrer Sprache zu unterhalten. Es war buchstäblich eine sehr kurze Weile weil es gelang mir nicht ein anständiges Gespräch zu führen. Wie gewöhnlich hatte ich ihr nicht zu sagen. Die stille Momente wurden immer länger, es wurde mir zu warm, ich begann stark zu schwitzen, schämte mich dafür und ich konnte es nicht für sie verbergen. Erst als wir uns verabschiedeten kam ich dahinter daß ich gerade die schmerzvollste Momente meines Lebens bisher erlebt hatte. Carol nahm mich zurück – ich hätte in so einem Fall anders gehandelt -, vergab mir und sagte nur daß es no big deal war, daß was ich ihr angetan hatte was einfach was Männer Frauen gewöhnlich antun, bis jemand uns lehrte Frauen wirklich zu respektieren.
- Männer sind aber dickköpfig, also das werden wir nicht mitmachen, Edgar.
Die Erinnerung an den Mittag mit Laetitia, wem ich seitdenn miede und nur in der Klassenzimmer sah, hat mir jahrelang gefolgt, aber die Schäme und der Schmerz die ich all die Jahren gefühlt habe, haben schließlich dazu geführt daß ich endlich die Lösung fand für mein Problem beim Kontakt mit Mädchen zu machen. Eines Abends viel mir ein daß ich mich bei ihnen unsicher fühlte weil, angesehen ich kein interessanter Mann war, auch nichts interessantes zu erzählen hatte, nicht einmal über Literatur. Zunächst bedacht ich, daß ich, obwohl keine Interesse hatte für Politik, Sport, Series oder Pornographie, zum Beispiel häufiger und mit mehr Andacht die Zeitung lesen sollte, sodaß ich neue Themas hatte um sie mit ihnen auszutauschen.
Einmal während des Unterrichts, erklärte ich den Studenten und Studentinnen (diese waren von weitem die meisten), worin die Arroganz der Schriftsteller bestand, eine der Gründe die ihnen antreiben was sie schreiben für andere verfügbar zu machen. „Der Autor lässt uns sitzen, er bittet uns solange er zu uns spricht den Mund zu halten. Und wir gehorchen ihm, einfach weil er, oder sie, uns mit seiner Arroganz verspricht und überzeugt, daß er uns etwas wertvolles oder mindestens wichtiges erzählen wird. Und wir glauben ihm; er spricht und wir hören aufmerksam zu, in tiefem Schweigen. Und sogar wenn er für eine kurze Weile nichts sagt, hören wir schweigend zu.“
Am Abend des gleiches Tages, als ich, ausschließlich aus Interesse und Neuger, angesehen ich die Novelle in der ursprüngliche Version schon zwei Mal gelesen hatte, eine spanische Übersetzung von Sachnovelle, von Stefan Zweig, las, fielen mir die Wörter die ich in der Klassenzimmer ausgesprochen hatte ein. Und ich bedacht, ich bin jetzt ein Leser wie jeder andere Leser, die Wörter galten entsprechend auch für mich. Ich saß mit dem Buch (ich lese immer noch aus Papier), trank ein Glas roter Wein und rauchte eine Zigarette (Zweig hatte nichts darüber gesagt), und während er zu mir sprach hörte ich mit meinen Augen. An diese Augenblick wurde mir klar daß ich sowieso nichts sagen können hätte, weil ich nichts interessantes zu sagen hatte, genauso als bei den Mädchen. Der unterschied bestand darin daß beim lesen es überhaupt keine Stille gab, keine Sekunde, es sei denn ich es wünschte. Die Gedachte gefiel mir, aber ich wußte denn noch nicht das ich gerade der Beginn einer Lösung gefunden hatte. Und ich muß erkennen daß ich das Geheimnis, das Rätsel, nicht selber gelöst habe, sonder Carol.
Carol pflegte ein Paar Mal in der Woche nach ihrer Arbeit zur Uni zu kommen um zusammen mit mit mir mit dem Fahrrad nach Hause zu fahren. Eines Tages traf sie mich in der Kantine wo ich im Gespräch mit ein Paar Studentinnen war. Zwei Tage später als ich beim Eingang der Fakultät auf sie wartete, sah sie vier Mädchen um mich herum. Und das wiederholte sich Mehrmals.
- „Was machst du, was hast du getan, wieso hat es sich geändert?“ fragte sie mich als ich zu Hause ankam und sie in der Küche mit dem Abendessen beschäftigt war.
- „Was meinst du?“
- „Du hast immer gesagt daß du so schüchtern bist, daß du kein anständiges Gespräch mit Mädchen führen kannst. Aber die letzte Wochen, als ich zu der Uni komme, bist du immer umgeben durch deine Studentinnen, und alle quatschen und lachen, einschließlich du.“
- „Ja, das weiß ich selber nicht, sie kommen zu mir. Wer weiß, vielleicht bin ich sexy, oder?
- Wie heißt das rothaarige Mädchen das gestern bei dir in deinem Büro war?
- Sie heißt Elke, glaube ich.
- Du glaubst. Sehr hübsch.
- Hübscher als ich, jedenfalls.
- Worüber habt ihr geredet. Ich hörte euch lachen.
- Oh ja, sie hat mir etwas witziges erzählt. Willst du es hören?
- Sehr gern, bitte.
- Sie selbst macht ihr Brot zu Hause, oder wo sie wohnt, Vollkornbrot. Aber einmal hat sie vergessen den Ofen anzuschalten und stattdessen ging in ihr Schlafzimmer für ihren Mittagsschlaf. Erst ein paar Stunden später kam eine ihrer Mitbewohnerinnen ihr fragen wann ihr Brot fertig wäre, weil sie selber den Ofen brauchte. Elke rannte in die Küche, aber es war schon zu spät, der Teig war hoffnungslos kaputt.
- Ja, kann jeder geschehen, doch?
- Können wir selbst unser Brot machen?
- Warte, lass uns das Thema noch nicht ändern, quell? Erzähl mir zum Beispiel wie habt ihr das Gespräch mit deine Elke geführt.
- Warum willst du das wissen.
- Kein besonderer Grund …
- Also, sie kam, grüßte mich, übrigens mit dem falschen Name, und ich verbesserte sie: Elke, es ist Von der Bildt, nicht Van der Bildt. Elke entschuldigte sich und stellte mich einige Fragen über ihr Vorbereitung auf die Endprüfung des Quartals. Ich habe danach sie gefragt ob sie sich schon über ihr weitere Studie entschieden hatte. Als sie erkannt daß das nicht der Fall war, fragte ich sie was das Problem war. Sie hatte überhaupt kein Problem, nur Zeitmangel um darüber nachzudenken. Und als ich fragte was sie stattdessen getan hatte, erzählte sie mir über ihren neuen Freund, ihren zukünftigen Urlab, den letzten Besuch ihres Vaters, Konzerten jedes Wochenende, usw. Und ich habe ihr viele andere Dinge gefragt, wir hatten die Zeit. Wieso, bist du eifersüchtig?
- Nein, total nicht, kein Grund dazu. Hast du ihr über uns erzählt?
- Nein, nichts.
- Warum denn nicht?
- Nicht auf die Idee gekommen.
- Und hat deine hübsche Elke dich überhaupt nicht gefragt?
- Auch nicht.
- Dann bist du nicht der einzige die ein Kommunikationsproblem hat.
- Haben schöne Menschen auch diese Probleme? Das ist neu für mich.
Sie reagierte nicht darauf, stattdessen wiederholte sie:
- Nein eifersüchtig bin ich nicht.- Nein, total nicht, kein Grund dazu. Ich wollte nur erfahren was sich geändert hat, warum du jetzt plötzlich soviel Erfolg bei den Frauen hast. Und ich vermute daß ich es jetzt weiß.
- Dann weißt du mehr als ich. Kannst du es mir erklären?
- Nicht nötig. Du weißt es schon, aber du bist dir noch nicht davon bewusst. Das kommt schon noch.
Als ich ihr näherte um sie su küssen, umarmte sie mich, und flüsterte sie mir ins Ohr:
- Schade nur daß du jetzt nicht mehr der dumme und schüchtern junge Mann bist, in den ich mich verliebt habe.
- Aber du liebst mich noch, doch?
- Ich fürchte ja.
(Ich, Ofelia, lerne deutsch, und ich probiere mittels schreiben mein deutsch zu verbessern.
Ich lese gerne eure Kommentare und Kritik. Das wird mir helfen.)

