Emily

Emily aus der 5C hat meine Tochter nicht zu ihrem Kindergeburtstag eingeladen. 8 Mädchen scheinen einen Zettel bekommen haben, meins nicht. Ich kenne Emily nicht. Ab und zu habe ich ihren Namen in Erzählungen über den Schulalltag gehört. Beim
Seilspringen (nicht in der Pause, als benotete Sportdisziplin) waren sie Partnerinnen. Ins Sekretariat durften sie zusammen gehen, weil die Kunstlehrerin zu spät kam(5. Klassmädchen gehen in solchen Fällen noch da hin). Und jetzt diese Nachricht. Emily. Was ist das überhaupt für Name? Jedes zweite Mädchen heißt inzwischen irgendwie so. Mal mit einem Y, mit einem A, irgendwie. 24 Kinder sind in der Klasse. 2/3 gehören nicht zu den Auserwählten. Zu denen, die Kuchen und Spiele genießen können. Vielleicht gibt es sogar ein Motto. Als Geschenke sind heutzutage Gutscheine für Drogeriegeschäfte üblich. 1/3 darf dabei sind, 2/3 nicht. Meine Tochter gehört zu denen „nicht“. Ich frage mich, was sie falsch gemacht hat. Neue Schule, neues Glück. Sie sollte doch die maximale Ausbeute an Freunden machen. Beliebt sein. Überall eingeladen werden. In meinem Kopf bin ich 11 Jahre alt und wieder einmal nicht eingeladen.
Ich frage meine Tochter, wie sie sich fühlt. Ja, ein bisschen Muskelkater vom Tennistraining gestern. Nein, das meine ich nicht. Wie sie sich emotional fühlt. Ähm, ja, gut. Ich meine wegen dem Geburtstag? Welcher Geburtstag? Fragt sie.

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