Boutique

Ich betrete den Raum und scanne. Die Frau am Büffet ruft lautlos: Geld. Es ist diese glänzende Haut. Feuchtigkeitscreme, seit Jahren konsequent aufgetragen. Sonnenschutz, früh genug im Jahr und nicht erst bei richtiger Sonne. Die Kleidung, lässig-elegant. Blautöne, leicht zu groß, wie man es eben trägt. Die Bluse ist nicht 10 Jahre alt und begleitete sie bereits durch mehrere Lebens- und Gewichtsphasen. Die Bluse hat sie zu Beginn der Saison in der kleinen Boutique gekauft. Die Boutique, die zu Zeiten geöffnet ist, an denen nur die nichtarbeitende Bevölkerung Zeit hat. Einkaufen ist dort ein Erlebnis, wenn man dazu gehört. Zum Einkaufen bekommt man das passende Getränke gereicht. Man begrüßt sich mit Luftküssen. Was mein Getränk dort wohl wäre? Ich weiß es nicht, ich stand oft schon vor dem Schaufenster – geschlossen. Was mir dort steht? Welche Bluse meine Persönlichkeit herausheben würde? Ich weiß es nicht. Ich werde es auch nie erfahren. Wir sprechen nicht dieselbe Sprache, die Verkäuferin und ich. Die Frau und ich. Ich würde das falsche Getränke bekommen. Eine Bluse, die ich nicht tragen werde, weil ich die Farbe nicht mag, vielleicht wäre sie zu gewagt. „Was Fetziges“ würde die Verkäuferin sagen. Bin ich fetzig? Wer bin ich überhaupt? Ich gehe nach Hause und lasse das Büffet stehen.

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