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3xhab ich gern gelesen
geschrieben 2024 von Kargut (Kargut).
Veröffentlicht: 02.01.2025. Rubrik: Aktionen


Lehrjahre sind keine Herrenjahre

Mit 14 Jahren trat Lothar seine Lehre bei einem alten Schuhmachermeister an. Der schmächtige Junge mochte die Arbeit. Er mochte sie in gleichem Masse, wie das Produkt, das er Tag täglich bearbeitete. Schuhe waren etwas Edles. Er kannte niemanden, der mehr als 3 Paar besaß - vorausgesetzt, zählte die Gummistiefel für den Stall nicht mit.

Lothars Lehrzeit endete zu einer Zeit, als die Industrialisierung mit schnellen Schritten, auch auf dem Land Einzug hielt. Sein Meister konnte sich genauso wenig einen Gesellen leisten, wie alle anderen Schuhmacher im Umkreis.

Als ungelernter Dorfmetzger setzte sich sein Vater dafür ein, dass Lothar in Wetzlar eine zweite Ausbildung als Metzger absolvieren konnte. Der Junge stellte sich der Herausforderung – er scheute keine Arbeit und ihm war klar, dass das Leben kein „Wunschkonzert“ ist. Aber was waren das für Menschen, mit denen er es hier zu tun hatte. Der Umgangston unter den Kollegen war ruppig und kein Vergleich zu dem besonnenen Schuhmachermeister. Er war der Älteste, aber auch der Kleinste und wurde oft gehänselt. Man stahl ihm sogar sein Metzgermesser, dass jeder Metzger zur Arbeit mitbringen musste. Ohne Messer konnte er wieder Nachhause fahren. Wiederkommen durfte er erst, nachdem sein Vater ihm einen Ersatz besorgt hatte. Am Härtesten traf es ihn, als ein Kollege, nach einem Kinobesuch, demonstrieren wollte, was er auf der Leinwand gesehen hatte: Ein Mann rammte einem anderen ein Messer in die Brust. Lothar ging davon aus, dass sein Kollege in letzter Sekunde die Waffe zurückziehen würde. Aber es kam anders – sein Gegenüber zog nicht zurück und das Messer steckte tief in seiner linken Brust. Es verfehlte nur um Haaresbreite die Herzkammer. Lothar hatte Glück, er überlebte und verzichtete auf eine Anzeige bei der Kripo, die diesen Zwischenfall untersuchte.

Nach bestandener Gesellenprüfung wollte er nur noch weg. Weg von dem Menschen, der ihn fast getötet hatte, weg von fluchenden Kollegen und weg aus dem Elternhaus, in dem er sich ein Bett mit seinem Bruder teilen musste. Wie eine göttliche Fügung, entdeckte er die Stellenanzeige einer Metzgerei in dem mondänen Bad Homburg. Lothar hatte gleich doppelt Glück – er fand einen Arbeitsplatz mit netten Kollegen, einen netten Chef und seine große Liebe Ruth, eine Fleischereifachverkäuferin aus Bremerhaven, die er bereits 9 Monate nach ihrem Kennenlernen heiratete und mit der er zusammen das elterliche Geschäft weiterführte.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Babuschka am 03.01.2025:

Na, da hat Lothar in seiner Metzgerlehre ja Sadistisches erlebt, wovon er bestimmt ein Trauma davongetragen hat. Erfreulich, dass er später doch sein Glück gefunden hat.
LG Babuschka

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