Veröffentlicht: 21.11.2024. Rubrik: Persönliches
Ein neuer Tag, ein neues Leben
Das Morgenlicht ist noch sehr schwach, aber ausreichend, um die Uhrzeit zu erkennen. 05.30h – für einen Morgenmuffel wie mich eine absolute Unzeit, aber heute bin ich hellwach. Den Wecker brauche ich nicht mehr – nicht jetzt und sicher auch nicht in der Zukunft. Alles ist leicht, selbst mein Körper fühlt sich an, als hätte er die Hälfte seines Gewichts verloren. Aber es ist nicht mein Körper, es ist der Ballast der letzten 3 Jahre, den ich abgeworfen und heute für alle Zeiten begraben werde.
Ich stell mit vor, wie es sein wird, wenn ich heute, zum allerletzten Mal, das Büro betrete, in dem ich 14 Jahre lang gerne gearbeitet hatte und das in den vergangenen 3 Jahren zur Hölle für mich wurde. Stolz erinnere ich mich an Projekte, bei denen viele unkten:“ Das klappt nie.“ Aber es hatte geklappt. Schmunzelnd sehe ich Kollegen vor mir, die auch in größter Hektik noch für ein Späßchen zu haben waren, ohne den Ernst an der Arbeit zu vergessen und an so viele andere, schöne Dinge. Zu all diesen Emotionen gesellt sich Dankbarkeit, dass ich diese wunderbaren Menschen kennenlernen durfte.
Ich öffne die Augen und habe das Gefühl, das die Zeit, seit meinem ersten Blinzeln stehengeblieben ist. Noch immer versteckt sich die Sonne hinter dem Horizont. Ein angenehm schummriges Licht, keine Dunkelheit, füllt den Raum. Es ist angenehm, wie auch der Gedanke, dass ich die 3 Menschen, die mich in den letzten 3 Jahren schier verzweifeln ließen, heute ein letztes Mal sehen werde. Sie waren die Folge einer, von viel zu vielen, Umstrukturierungen, bei denen am Ende übelst taktiert wurde. Sie wurden zu Spielführern einer Reise nach Jerusalem, bei dem ich nicht mehr bereit war mitzuspielen.
Aber egal – das Leben geht weiter und mich überkommt eine große Vorfreude auf meine Zukunft. Selbstbestimmt und weitgehend ohne Zwänge stelle ich sie mir vor. Mit viel Zeit für all die Dinge, die mir Spaß machen. Ich werde meiner Neugierde nachgeben und viel Neues ausprobieren. Ich werde es genießen.
Im selben Moment blinzelt die Sonne über den Horizont hinaus und berührt mit einem ihrer Strahlen mein Gesicht, als wollte sie sagen: „Alles wird gut“.