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5xhab ich gern gelesen
geschrieben von Bad Letters.
Veröffentlicht: 16.11.2024. Rubrik: Märchenhaftes


Die Kündigung des Weihnachtsmanns

Schon lange schläft er nur noch unruhig und bei jedem herumdrehen, wird er vom Schmerz in seinem Rücken geplagt. Panik macht sich in ihm breit, als er auf den Kalender schaut. Bald muss er wieder los! Bei einem Kakao mit Rum, versucht er in die Gänge zu kommen. Die Flasche ist schon wieder leer, aber zum Glück hat er noch genug Vorrat, um die Saison durchzustehen.

Nach dem ersten Schluck gleitet er wehmütig in die Nostalgie ab. Was waren das noch für Zeiten, als er damals von seinem Chef seinen Mantel geschenkt bekam, der kurz zuvor, einen Vertrag mit Coca-Cola abgeschlossen hatte, gemeinsame Weihnachtssache zu machen. Wie stolz war er, als er den Schlitten und die Rentiere bekam und wie aufgeregt war er, in seiner ersten Weihnachtssaison.

Die Kinder liebten ihn und viele Herzen flogen ihm zu und schenkten ihm Freude. Er mochte seinen Job, auch wenn er mal im Kamin stecken blieb oder eines der Rentiere die Flugbahn seiner Notdurft falsch berechnete. Eine schöne Zeit war das, die Geschenke waren noch klein und bescheiden und das Fest wurde noch nicht vom Kommerz überstrahlt. Irgendwie schien sein Chef damals, ganz zu seinem Leidwesen, die langfristige Entwicklung der Menschheit nicht mitbedacht zu haben, dabei war doch schon ersichtlich, dass sich die Menschheit wie die Karnickel vermehrten. Und wer musste es ausbaden? Er! Er, ganz allein!

Als er in den 1930-Jahren anfing für den Kommerz zu arbeiten, waren es nur schlappe 2 Milliarden Erdenbürger, die zu beschenken waren und viele von denen, wollten von ihm noch gar nichts wissen, das änderte sich aber schnell. Eine geradezu beschauliche Zeit, wenn man bedenkt, dass er heute über 8 Milliarden Weihnachtshörige beschenken muss und er ist immer noch ganz allein! Manchmal fragt er sich, wieso ein Großteil der Bevölkerung so große Stücke auf seinen Chef halten, wo doch langsam offensichtlich wird, dass er seine an ihn herangetragenen Aufgaben, nie erfüllt.

Ob irgendjemandem auf diesem Planeten bewusst ist, dass er als Weihnachtsmann am 24 Dezember pro Sekunde ca. 92.500 Geschenke auszuliefern hat, wenn nur jeder Weihnachtsgläubige 1 Geschenk verschenkt, was sich ja heute eigentlich schon niemand mehr traut, weil er dann Angst haben müsste, erschlagen zu werden und als unsozial gilt.

In der Sekunde ist seine Reisezeit übrigens schon eingerechnet! Runter vom Schlitten, das passende Geschenk aussuchen, ab durch den Schornstein, das Geschenk unterm Baum ablegen oder in den Socken stopfen, den Schornstein wieder hoch, kurz pupsen, um sich aus der Enge des Kamins zu befreien, rauf auf den Schlitten und weiter geht’s. 92.500-mal in jeder Sekunde des Tages und da wundert sich dann noch einer, dass er als Weihnachtsbotschafter bei dem Stress an der Flasche hängt!

Nicht zu vergessen die ganzen Beschwerdebriefe, die er nach Weihnachten erhält. Das eine Geschenk ist zu groß, das nächste zu klein, warum ist es Rot, anstatt Silber? Die fehlende Demut und Undankbarkeit lässt ihn verzweifeln und hat ihm längst jede Freude am Fest genommen. Nach dieser Saison wird er seine Kündigung einreichen und seine letzte Flasche trinken und vielleicht kommt der Mensch noch einmal zur Besinnung, wenn sie merken, dass er sich längst von ihnen abgewandt hat.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Kargut am 16.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Hallo Bad,
bereits im August beginnt dieser Weihnachtswahnsinn. Ich habe für dieses Fest auch schon meinen Dienst quittiert.
Der Weihnachtsmann wird bestimmt mit Kusshand bei DHL genommen.
Liebe Grüße
Kargut




geschrieben von HanaLores am 17.11.2024:
Kommentar gern gelesen.
Hey Bad, schön mal wieder was von dir zu lesen :) Glaubst du wirklich an den Weihnachtsmann und auf wessen Notdurft bezieht sich die falsch berechnete Flugbahn (;? hihi..
Ganz liebe Grüße
Hana




geschrieben von Bad Letters am 17.11.2024:

Meinen Dienst quittieren geht nicht ganz, da meine Frauen Weihnachtsfans sind, aber sie versuchen mich damit möglichst wenig zu belästigen und so kommen wir gut klar. Gegen gutes Essen und Wein habe ich natürlich nichts, aber Weihnachtsmusik geht gar nicht, da bin ich dann raus! Danke!

Es gibt ja Leute Hana, die glauben tatsächlich, ich wäre eine Art von Weihnachtsmann :-) Danke!

MfG
Bad Letters


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