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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 11.10.2024. Rubrik: Unsortiert


PÄSSLICH

Pässlich? Zu Er-Leben in der neusten Wochengeschichte aus meiner Feder:
“Guten Tag“, spreche ich den alten Mann, der am Boden im hohen Gras hockt, laut an. Beinahe, als sei meine Stimme mit 200 Watt verstärkt! So haben wir es im Lebensrettungskurs gelernt. „Guten Tag, verstehen sie mich?“, wiederhole ich, indem ich meinen Stimmbändern weitere 50 Watt zulege. Mehr geht nicht, antwortet mein Stimmzentrum im Schädel. Wirklich nicht. Muss wohl den Notarzt rufen, repetiert mein Kurswissen mit leiser innerer Stimme. Blicke dem alten Herrn, der wohl noch ein UHU (unter hundert) sein muss, in die flackernden braun-grauen Augensterne, wobei das traurige Grau zu überwiegen scheint, würde ich diese Pupillen auf die Goldwaage legen. Doch eine solche finde ich im Erste-Hilfe-Set, das ich in der Satteltasche meines Fahrrads mitführe, nicht. Aber immerhin das Flackern des Augenhintergrunds zeigt Leben an, sodass ich nicht mit einer Herzmassage beginnen muss.
„Unpässlich??“, unterstreiche ich jetzt flüsternd mit zwei ausgesprochenen Fragezeichen meine weiteren Worte, ganz nahe am linken Ohr des alten Herrn. Die Ohrhärchen, die bunt und munter aus seinem Gehörgang spriessen, kitzeln mich dabei in der Nase. Ein heftiges Niesen folgt, das seine Wirkung nicht verfehlt. Der Mann packt mich am Handgelenk. Wutblicke, als sei ein Orkan-Gewitter in seinem Inneren ausgebrochen, folgen und seinem Mund entweicht dabei kratzendes Getöse, als würde eine Holzsäge unabsichtlich auf Stein stossen.
„Was?“, entgegnet er jetzt: „Unpässlich, nein Sie Grünschnabel, ich bin nicht über einen Pass gestolpert, den habe ich heute früh überschritten und bin dabei über einen spitzen Stein gestolpert, das sollten sie mit ihrem komischen Dialekt-Deutsch bemerken. Ja, ein gepflegter Mensch mit jahrzehntelanger Lebenserfahrung kann auch über Worte stolpern, wenn diese ihre Spitzen gegen den eigenen Erzeuger richten, wie mir eben geschah. Unpässlich keineswegs!"
Als ich mich bemühe, meinen Dialekt zu unterdrücken und ihn, meinen Deutschlehrer nachäffend jetzt mehr als gepflegt und ohne jeden Sprachflecken hinterlassend frage, ob ich einen Krankenwagen bestellen soll, steigt ihm das Blut in den markanten Kopf, und Weisswut verströmend antwortet er: „Die heutige Jugend kennt kein Einfühlungsvermögen mehr. Was denken Sie sich eigentlich, Sie junger Spund, wenn einer in das Krankenmobil gehört, sind das Sie mit ihrem falsch verstandenen Samaritertergehabe! Nicht ich, der bis in den Kern seiner Seele und seines Geistes gesund ist. Nein, kerngesund ist, wie das Wort es so präzise ausdrückt. Sie scheinen taub zu sein. Vielleicht sollten sie einen Ohropäden aufsuchen, der Ihrem kranken Ohr bestimmt wird helfen können.“
Sicherheitshalber habe ich zu Beginn des gebrochenen Wortdamms des alten Herrn den Notruf betätigt und meine Position durch Zugriffserlaubnis auf mein Handy übermittelt.
Und schon höre ich das Martinshorn, das sich uns in Blitzestempo nähert. Ihm entsteigt eine weiss gekleidete Helferin, eilt zu meinem pässlichen Patienten hin. Dieser aber zeigt auf mich und bemerkt mit autoritärer Stimme: „Mitnehmen. Gemeingefährlich! Ich lehne jede Verantwortung ab, wenn Sie meinen Befehl nicht ausführen. ZUM OHROPÄDEN MIT IHM!“ Er zeigt dabei eine Plastikkarte, auf der ich einzig das grossgeschriebene Wort GEHEIMDIENST lesen kann …
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
G E S U N D
Bunt
Treiben
Wir es mit
Gesunde-Kunde.
Pülverchen um dadurch
Zu bleiben beharrlich
Junggetummelt.
Doch Ohweh
Die Natur so sehr
Wir uns auch bemühen
Straft diesem Treiben letztlich Lügen.
Herzlichst
François Loeb
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Grossen Dank, UN GRAND MERCI!

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