Veröffentlicht: 04.10.2024. Rubrik: Unsortiert
DIE OBERSUCHUNG
Keine Angst vor Obersuchungen, oder doch? Erlesen lesen in der neuesten Wochengengeschichte aus meiner Feder:
DIE OBERSUCHUNG:
Diese lästigen Vorsorgeuntersuchungen! Nehmen Zeit in Anspruch. Unendliche, schliesslich doch endliche Wartezimmeraufenthalte. Das Ertragenmüssen besorgter Gesichter. Deren widrige Ausdünstungen, oder sind es meine? Zudem die hinter einem düsteren Lächeln Besorgnis kaschierende Sorgenfalte links der Stirnmitte des untersuchenden Arztes, in die sich ein Schweisstropfen auf dem Weg zur nasalen Buckeltiefe verirrt hat. Aufkeimende Unsicherheitsangst.
Alles einfach kaum auszuhalten.
Dann der unsichere, mit Gleichgewichtshindernissen gepflasterte Weg zurück in den mit vergilbten Ausgaben von Zeitschriften tapezierten Warteraum, die einem mit Gesundheitsthemen den SPIEGEL vorhalten.
Erneuter Aufruf durch die virtuose Bassstimme eines Krankenbruders, der bestimmt erst kürzlich seine Ausbildung zum Opernsänger aus Qualitätsgründen in den verstimmten Entsorgungskasten werfen musste. Tapsender, von Angst getriebener Hasengang ins Nebenzimmer der Spezialisten-Koryphäe zur Urteilsverkündung. Sie sitzt unnahbar hinter ihrer abgedimmten Tastatur, hebt kaum den Kopf, nennt meinen Namen mit falscher Betonung, verlangt von mir die Einwilligung zu einer Obersuchung.
Furcht herrscht mit sofortiger Wirkung ob diesem Wort unmittelbar in meinem gesamten Körper. Lässt dessen extreme Enden wie Espenlaub erzittern. Sich teilweise in sich selbst zurückziehen.
Sie, die so oft besungene Koryphäe, scheint die Reaktion auf ihr Wort zu bemerken, klaubt die Reste ihrer Empathie zusammen, bemerkt mit sanfter, gekünstelter Stimme: „Fürchten Sie sich nicht! Weder ihr Ober- noch ihr Unterstübchen werden von der Obersuchung betroffen sein. Alles nur Routine. Künstliche-Intelligenz-Verfahren.
Ein schwarz befrackter Ober wird Sie um Ihre kulinarischen Begehren, Ihre Begehrlichkeiten befragen. Aufklären, welche deren Schädlichkeiten sind. Ihnen empfehlen, in naher und ferner Zukunft einzig noch sich mit KI-Futter zu begnügen, welches Sie unmittelbar in die Glückseligkeit des Verzichts in ihrem kommenden Lebenslauf peitschen wird!"
Und sie fährt säuselnd mollig fort: "Obersuchung ist doch besser als Untersuchung, da schwimmen sie stets oben, gehen dank Künstlicher Intelligenz nie unter. Unter was das bestimmen sie mit ihrer natürlichen Gehirn-Instagramm-Intelligenz selbstverständlich selbst!"…
Und als Bonus ein weiterer DREISATZROMAN aus meiner Feder:
S U C H E N
Gesucht und
Nicht gefunden
Üeber 1001 Unrunde
Überlange endlos Runden.
Nichts geworden
Ausser neue
Überlange
Sorgen.
Siegen
Soll Frieden
Doch alle sich
Suchend und nicht
Findend sich gegenseitig
Dabei Linkisch krumm verbiegen.
Herzlichst
François Loeb
Hat die Wochengeschichte und der Dreisatzroman gefallen, dann weitersagen und das kostenlose Abonnieren, Ihren Kontakten mit meiner Homepage francois-loeb com empfehlen!
Grossen Dank, UN GRAND MERCI!
EINLADUNG
zum Lesedinner im Schloss Hünigen >>
Samstag, 2. November 2024 um 18.30 Uhr
François Loeb & Stefan Heimoz
Lesung und Mundartlieder
von François Loeb & Stefan Heimoz
Anmeldung zum Lesedinner im Schloss Hünigen: hotel@schlosshuenigen.ch.
Auskunft unter Tel. +41 31 791 26 11