Auf dem Schulhof

Auf dem Schulhof

Wir, alle Jungen der 8A, waren auf dem Schulhof und spielten eine Art von Fangspiel. Wir taten es in einer bestimmten Ecke zwischen den Schulgebäuden, wo nur selten eine Aufsicht vorbeischaute. Alle spielten wir zusammen fangen, selbst der stille Thomas spielte mit, nachdem ich ihn abseits von den Anderen dazu aufgemuntert hatte. Ich wusste, dass er gern dazugehören wollte. Wir waren befreundet, auch wenn ich das in der Schule versuchte etwas zu verbergen. Die meisten Jungen fanden ihn merkwürdig. Er war einfach anders. Ich kannte ihn schon aus der Grundschule. Ich mochte ihn schon immer, aber in der 8A war ich da leider der einzige. Und weil ich noch einige andere Freunde in der 8A hatte, waren Thomas und ich nur Freunde, wenn keiner es sah. Ob er das gut fand? Bestimmt nicht, aber ich glaube, ich war der einzige Freund, den er hatte.
Plötzlich rief einer der Jungen: "English or Spanish?" Und ein anderer antwortete: "English! Whoever moves first is gay!" Jeder war in seiner Bewegung erstarrt. Keiner wagte sich zu rühren. Ich nicht, die anderen nicht, und Thomas schon gar nicht. Wie aus Stein gemeißelt stand er da mit ausdrucksloser Miene. Plötzlich verlor ich das Gleichgewicht, ich hatte in einer sehr unangenehmen Position verharrt, und wäre fast umgefallen, konnte mich aber geradeso noch auffangen. Die Menge brüllte. Lennard, ein anderer Freund von mir, rief: "Florian ist schwul!" Die Jungen brüllten noch lauter und Lennard und ich mussten fürchterlich lachen. Andere Jungen sagten andere Dinge und lachten dann weiter. Auch ich lachte und machte Witze, ohne darüber nachzudenken.
Doch auf einmal merkte ich, wie Thomas sich still, als einziger nicht lachend zum Gehen abwandte. Mit gesenktem Kopf verließ er die Gruppe. Plötzlich war auch ich still. Es tat sich etwas in mir. Kurz sah ich Thomas nach. Dann rannte ich ihm vor den Augen aller hinterher.

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