Veröffentlicht: 12.02.2024. Rubrik: Unsortiert
Frühlingsgefühle
Frühlingsgefühle
Knospen springen ungebremst in die dunkle Nacht! Ich höre sie und ducke mich. Der Frühling naht und weckt Gefühle, wie schon lange nicht mehr. Frühling heißt, endlich in Schlüppi auf dem Balkon stehen. Vor Jahren passte noch mehrere auf meinem Balkon. Jetzt hängt ein Schlüpfer und es wird dunkel.
Was für eine inspirierende Zeit, die normalerweise den Sommer einläutet. Aber nur manchmal. Ich weiß nicht genau, ob der Frühling von März bis Mai geht? Aber eins weiß ich, dass das Wetter macht, was es will, besonders im April. Das heißt auch, die Gefühle schwanken zwischen Keller und Boden.
Können sich die Älteren unter euch noch erinnern? Am 1. Mai durften wir die ersten Kniestrümpfe anziehen. Mit einem Fähnchen in der Hand winkten wir unserem Erich hektisch zu. Später hatten wir eine Fahne vom Billigfusel. Dann kam das Fest, wo die Hühner ihr Pensum übererfüllen mussten. Wie gesund es ist, sehr viele Eier in jeglicher Form zu verspeisen, keine Ahnung. Laut einer Studie, die natürlich hochaktuell ist, heißt es:
Umso mehr Eier die Männer verzehren, stärkt es nicht nur ihr Immunsystem, sondern sie bekommen weniger Falten um die Augen. Und hört, für die aktiven Fortpflanzungsmänner im besten Alter unterstützt der Eierverzehr das Wettrennen der Samenfäden auf der Ziellinie. Wenn das nichts ist?
Frühling heißt wohl auch „der Saft steigt in den Bäumen“, ich glaube, das ist mehr eine Metapher? Bei manchen jungen und auch älteren Männern steigt der Saft ganz woanders hin. Gut, bei den Älteren dauert es etwas länger, aber was soll's, sie haben ja mehr Zeit! Die ersten Sonnenstrahlen erzeugen diesen gesellschaftlichen, biologischen Druck auf die Geschlechter. Denn jetzt tun es alle, die Vögel, die Bienen und die Schmetterlinge, und ich möchte es auch tun (Pause) - aber ich kann nicht fliegen.
Auch der Winterschlaf dauert jetzt in meiner Generation etwas länger. Er fängt früher an und hört später auf. Deshalb rufe ich euch auf, geht raus in den Frühling, lasst die Knochen knacken!
Dann kommt das Osterfest.
Ich kann mich an die Osterwochenenden vor 40 Jahren mit Sonnenschein erinnern. Wir trafen uns mit den Familien. Jeder brachte seine Bouletten, Kartoffelsalat, Getränke, Süßigkeiten, natürlich bunte gekochte, selbst ausgeblasene Eier mit und seine Kinder.
Auch eine Gitarre war dabei und was wurde gesungen „Bella schau, Bella schau, Bella schau, Partisanen!“! Das war wirklich toll, und ich habe nach der Wende erneut versucht, einen Osterspaziergang zu organisieren, aber das war nicht dasselbe. Woran lag es? Am Wald, weniger Bäume, weniger entspannte Menschen oder haben wir uns verändert?
Die Themen sind andere geworden. Heute schwafeln wir über die Zubereitung von Schmusis. Früher haben wir einfach nur geschmust, ohne vorher darüber zu labern.
Jetzt wächst eine neue Generation heran und ich versuche zu verstehen:
Vegane Ostereier werden versteckt, Mohrrübenbouletten ohne Hack natürlich. Ein veganes Kaninchen wird gegrillt, bestehend aus Erbsenmus !
Die geschlechtsneutralen Bioschokoladenosterhasen/Häsinnen dürfen dabei nicht fehlen. Dann der Clou – alkoholfreies Bier und alkoholfreier Sekt! Was ist aus uns geworden?
Ich hoffe inständig, dass uns der Eierlikör wenigstens in der Urform erhalten bleibt!
Eierlikör saufen und dann Ostergras rauchen, was für ein Spaß!
Aber was ist auf den Kinderspielplätzen los, wenn die ersten Sonnenstrahlen da sind? Die Kinder sind auf alle Eventualitäten vorbereitet, für den Fall, dass Wind kommt, für Regen haben sie Wechselschuhe dabei, eine kleine Sanitarische liegt bereit. Jeder Schritt der Kinderchen wird von den Eltern beobachtet und kommentiert. Die meisten anwesenden Eltern haben natürliche sportliche, talentierte und hochintellektuelle Kinder zur Welt gebracht.
Folgende Situation: Luis-Jerome haut die Schippe auf den Kopf von Rasputin! Alle Elternteile bildeten auf dem Spielplatz eine Kreisrunde. Gemeinsam wird mit den zwei Jahre alten Kindern über den Vorfall gesprochen. Was hat es bei dem Opfer Rasputin für Gefühle verursacht? Wie wird sich zukünftig das emotionale Verhältnis von Rasputin zu dem Werkzeug Schippe gestalten? Wird es Einfluss auf den Berufswunsch haben? Oder ein anderes Kind mit Namen Ricarda-Natalie wird gefragt: „Möchtest du unter der Eiche sitzen oder lieben unter der Birke, magst du das einfarbige oder lieber das gestreifte Ei abpellen oder soll es lieber deine Mutti oder Vati machen? Ricarda-Natalie ist eingeschlafen!
Der Frühling ist bald präsent. Dann kommt der Osterhase. Der Kampftag aller Werktätigen ist auch schon in Sicht! Ich bin dabei, mit Fahne, als Rentnerin darf ich das und das ist gut so.