Veröffentlicht: 22.09.2023. Rubrik: Kinder und Jugend
Nur Stäbchen
„Genau, nur Stäbchen.“
„Wieviele? Keine Ahnung, müssen Hunderte sein. Vielleicht zähle ich sie mal, wenn ich fertig bin.“
Paulchen stand im Flur und überlegte. Er verstand nie alles, wenn Oma telefonierte, aber das hier war klar: Sie brauchte Stäbchen, und zwar viele. Das war doch die Gelegenheit für ein super Weihnachtsgeschenk. Wo es Stäbchen gab, wusste er.
Da war zunächst einmal das chinesische Restaurant um die Ecke. Dort bekam jeder zu seinem Essen Stäbchen. Die benutzten wurden weggeworfen. Eigentlich Verschwendung, er würde fragen, ob er sie haben konnte. Gewaschen waren sie schnell. Er konnte auch noch an den Tischen fragen, ob er die verpackten bekam, wenn die Leute sie nicht brauchten.
Die zweite Möglichkeit war nicht so billig, aber er hatte ja noch ein bisschen von dem Geld, das Papa ihm für den Kauf von Weihnachtsgeschenken gegeben hatte. Damit würde er zwei oder drei Mikadospiele im Spielzeugladen besorgen. Eines beinhaltete ca. 40 Stäbchen. Dann hatte Oma einen großen Teil von dem, was sie brauchte. Eventuell konnte er auch von seinen Klassenkameraden welche ergattern.
Am Weihnachtsabend durfte Paulchen als erster auspacken. Aus einem Päckchen kam eine coole Wollmütze mit drei strubbeligen Quasten zum Vorschein. Paulchen lief zum Spiegel im Flur. Durch die offene Tür hörte er Oma mit Mama sprechen: „Klar hab ich die selber gehäkelt. Nur einfache Stäbchen, kein Problem. Bei 5000 habe ich zu zählen aufgehört.“