Veröffentlicht: 21.09.2023. Rubrik: Unsortiert
Mittagspause
Er wollte schreien, aber er schaffte es nicht. Die Angst schnürte ihm die Kehle zu. Seine Füße baumelten über dem Abgrund und seine Arme fühlten sich an, als würden sie im nächsten Moment absterben. Es geht nicht mehr. Es ist aus. Ich falle! Die Fingerkuppen rutschten ab.
„Schnitt!“
Er landete weich im Heuhaufen, der auf einem Anhänger neben der vier Meter hohen, mit einem Fenster bestückten Wand abgestellt worden war, und blieb liegen.
Fünfmal hintereinander nach einer Gasexplosion in der Küche aus dem Fenster zu springen, sich am Blech außen festzukrallen und aufs Abrutschen zu warten musste doch reichen. Eine der Aufnahmen war sicher gut genug. Irgendwie entstand keine Routine, das Geschehen fühlte sich real an. Musste es ja, damit alles so rüberkam, dass im Kinobesucher die echten Gefühle entstanden. Also musste er sich jedesmal voll darauf einlassen. Es laugte aus, besonders nach der schlaflosen Nacht am Krankenhausbett von Ria.
„Eine noch, dann Mittagspause!“
So ein Blödmann, dieser Regisseur, den sollte man … was half’s? Also auf, rum um die Wand, kurz Maske, die provisorische Treppe hoch, auf die Explosion warten … er war so müde. Ria musste einfach wieder gesund werden!
Wumm! Springen, festkrallen, Gefühle hochkommen lassen, abrutschen … Das Wort „Mittagspause“ war zu laut gerufen worden, der Wagen mit dem Heu war weg.