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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von rubber sole.
Veröffentlicht: 05.08.2023. Rubrik: Unsortiert


Schwebezustand

Weltweit an nur wenigen Orten heimisch, doch sehr häufig geschmuggelt. Das Pangulin, auch Schuppentier genannt. Im darwinistischen Überlebenskampf hat es Jahrtausende überstanden. Weil an seinen Lebensraum gut angepasst. Bei Gefahr zur Kugel zusammengerollt, hat es einen wirksamen Schutz gegen Fressfeinde. Normalerweise. Dann kommt der Mensch ins Spiel. Hier eigentlich nicht vorgesehen. Macht den harmlosen Ameisenfresser zum Beutetier. Chancenlos. Das Motiv für diese Jagd: pervertierte Kulinar-Erotik. Die Schuppen als vermeintliches Wunderheilmittel verstärken die Gier nach diesem Beutegut. Dessen Grundsubstanz besteht aus dem unspektakulären Faserprotein Keratin. Absolut identischer Ausgangsstoff: Haare oder Fingernägel des Menschen.

Zu hoffen ist, dass Schuppentiere, wenn es dann schon geschehen soll, waidmännisch erlegt werden. Schmerzfrei. Ohne langes Leiden. Ob Tiere vor dem Exitus die Erfahrung eines Nahtoderlebnisses machen, weiß man nicht. Beim Menschen ist von diesem Phänomen durchaus die Rede. Die Wissenschaft schließt so etwas zumindest nicht gänzlich aus. Das Sterben als solches wäre demnach ein schmerzfreier Vorgang. Dies macht Gedanken an den Tod erträglicher. Das Gehirn spiegelt in dieser extremen Situation beglückende Gefühle wieder. Euphorisierend. Durch Ausschüttung von Endorphinen. So lautet die neurologische Erklärung. Das macht den Gedanken an den Tod erträglicher. Ein Wunschdenken der Menschen.

Und hier kommt das Schuppentier wieder ins Spiel. Vor gar nicht langer Zeit hat es Mikroorganismen in der Menschheit verbreitet. Pandemisch. Durch Verzehr seines Fleisches. Eine Delikatesse. So heißt es manchenorts. Das Imperium schlägt zurück.

Als Folge dieser Seuche kommt es weltweit zu schweren Krankheitsverläufen. Zu Schmerz- und Komazuständen jeder erdenklichen Art. Bis hin zum Tod. Aus der Situation kurz vorm Ableben gibt es in diesem Kontext Beschreibungen von Zurückgeholten. Nahtoderlebnisse. Erzählt wird davon in oft anschaulichen Bildern. Die Rede ist von faszinierenden Gemütszuständen. Unmittelbar vor dem Abdriften aus dem Leben. Wärme und Stille werden vorm Übergang ins Jenseits explizit beschrieben. Intensive Gefühle. Als Fragmente im Schwebezustand. Verlockend. Soll man so etwas künstlich herbeiführen? Benötigt man derartige 'Out-of-Body-Experience' als besonderen Kick? Darauf verzichtet man dann eher doch. Auf den Verzehr von Fleisch unerforschter Wildtierarten besser auch.

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