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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von rubber sole.
Veröffentlicht: 23.07.2023. Rubrik: Nachdenkliches


Rufus

Schwacher Lichteinfall. Kaum mehr als ein Quadratmeter. Eine rechteckige Fensterscheibe. Für Tageslicht. Karg möblierter Raum. Spartanische Einrichtung vor leerer weißer Wand. Sonnenstrahlen nur frühmorgens. Erzeugen Schattenspiel der Gitterstäbe. Später am Tag Abwechslung in freudloser Umgebung. Dann erscheint Elisa. Manchmal. Seit einigen Tagen. Das einzige Lebewesen. Sie beseelt die Kulisse. Sie kommt stets zur gleichen Zeit. Die Anderen auch. Zeitversetzt. Die bleiben nicht. Sie erscheinen nur kurz. Sie schieben das Essgeschirr durch die Luke. Dann gehen sie wieder. Wachpersonal eben. Dies gehört zu ihrer Aufgabe. Elisa aber bleibt. Oft stundenlang. Fast regungslos. Allein Ihre Präsenz verheißt Ablenkung.

Ein faszinierendes Geschöpf. Sehr scheu. Rufus bleibt auf Distanz. Nur nicht aufschrecken. Er studiert sie. Täglich. Aus sicherer Entfernung. Elisa ist sein Medium. Rufus kopiert sie in seinem Kopfkino. Fixiert ihre Erscheinung. Zur Wahrung der mentalen Befindlichkeit. Sein Seelenleben ist in Bedrängnis. Die Isolation zermürbt. Schleichend.

Rufus hat Angst. Er fürchtet besonders den Verlust von Elisa. Stubenfliegen leben nicht lange. Jeden Tag der bange Blick. Zum Fenster hin. Wie lange noch? Dann bleibt sie weg. Tagelang. Ein Desaster. Und erscheint wieder. Vermutlich eine andere. Die gleiche Gattung. Rufus pflegt dieselben Abläufe. Distanziert. Keine unruhigen Bewegungen. Er nennt sie ebenfalls Elisa. So wie alle folgenden. Der Anblick wirkt stets identisch. Dies sieht er schnell. Durch intensive Beobachtung. Die gleiche Färbung. Überwiegend grau. Der Hinterleib gelb gefärbt. Filigraner Körperbau. Mit zarten Haaren bedeckt. Zwei häutige Flügelpaare. Weiter hinten auf Stummelform reduziert. Schmaler Kopf mit Facettenaugen. Faszinierend. Rot gefärbte Gitter. Es folgen Generationen identischer Geschöpfe. Rufus verinnerlicht sie. Komplett. In allen Details. Dieser Typus wird zur Vorlage. Für seine Meditation.

Er bleibt psychisch stabil. Durch Selbsthypnose. Für sehr lange Zeit. Dann ist die Isolation beendet. Die Zellentür öffnet sich. Er verlässt den Raum der Erniedrigung. Rufus ist mental erschüttert. Geringfügig nur. Zum Glück nicht zerbrochen. Dank Elisa. Sein Innenleben bleibt geschmeidig. Die Seele nur wenig porös. Lediglich die Wachträume bizarr. Verzerrte Emotionen. Freiheit einschätzen als kategorischen Konjunktiv. Spielraum innerhalb des Möglichen. Dies weiß er. Herleitung. Aus eigener Erfahrung.

counter2xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Dan Prescot am 24.07.2023:
Kommentar gern gelesen.
Gefällt mir. Besonders der letzte Absatz.

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