Veröffentlicht: 16.07.2023. Rubrik: Unsortiert
Im Dunkeln der Nacht
Sie stand starr wie ein Eisklotz da und blickte in das dunkle schwarz der Nacht. Es war kein anderer Mensch an diesem Ort. Sie war alleine und spürte nichts als die Dunkelheit der Nacht um sie herum. Was war bloß geschehen, dass es so weit gekommen war? Sie hatte niemanden außer sich selbst. Es war besser so, doch ihr fiel es schwer. Ein steinharter Klotz lag in ihrem Inneren verborgen und blockierte das eigentliche Glück. Ihr Inneres glich einem Eisblock und egal wie viele Versuche sie unternahm, er schmolz kein bisschen. Sie schaute hoch an Himmel, wo die Sterne das Fragezeichen bildeten, das in ihrem Kopf lebte. Warum? Die einzige Frage, die es zu beantworten galt und deren Antwort so weit entfernt lag. Ein Schrei bahnte sich den Weg in ihr, doch er blieb lediglich in ihren Gedanken. Sie konnte nicht, es ging einfach nicht. Es war unmöglich, genau wie der Versuch durch ihre Eiseskälte etwas zu fühlen. Warum? Diese Frage drehte sich pausenlos in ihren Gedanken. Sie wusste, dass sie das Passierte akzeptieren und hinter sich lassen sollte, doch es gelang ihr nicht. Es war zu präsent. Jede Kleinigkeit um sie herum, weckten die Erinnerungen an das schreckliche Erlebnis. Auch wenn sie sich situationsbedingt gerade in der Hölle befand, taute der Eisblock keinen Millimeter.
Die Zweifel verstärkten sich, dass es jemals besser werden würde. Sie strich sich dezent über ihren Arm, an dem sich viele Erinnerungen befanden – sichtbar und unsichtbar. Niemand würde je nachvollziehen können, welches Ausmaß das Schreckliche in ihr annahm. Nach außen schien sie fröhlich, locker, lustig- das Gegenteil von ihrem wahren Befinden. Warum? Eine Frage, deren Antwort einzig allein in dem Geheimnis der Sterne lag.
Ein leichter Mondschein erhellte die rabenschwarze Nacht. Sie stand am Meer, genoss den Wind, der mit ihren Haaren spielte und fühlte sich für eine Sekunde von ihm verstanden. Der Mond schien lieblich auf das Wasser. Sie fasste einen Entschluss. Ihre Schuhe am Strand zurücklassend, schritt sie in ihrem Lieblingskleid langsam in das eiskalte Wasser. Der Mondschein verfolgte jede ihrer Bewegungen. Als das Wasser ihr bis zu den Knien reichte, blieb sie abrupt stehen. Ihr Blick glitt zum Himmel und den Sternen. Sie musste sich ein letztes Mal entscheiden: Die Kälte des Meeres oder den weichen Sand unter den Füßen spüren. Sie schloss die Augen und ihr Gefühl führte sie in eine der beiden Richtungen.