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geschrieben von ORF.
Veröffentlicht: 27.09.2022. Rubrik: Unsortiert


verblichene Worte!

Kurz bevor ich den Abflug in die Wirren und Fährnisse eines Urlaubs unternehme noch ein paar Wortleckerlie aus einem, schon lange untergegangenen Land. Keine Panik, wir nähern uns schon fast dem Ende denn, wie sicher jeder weiß, hat das deutsche Alphabet nur 26 Buchstaben und ich bin schon beim M, dem 13. Alle Leser sollten froh sein dass ich früher nicht in Kambodscha lebte, denn die haben 74 und das wäre schon ziemlich ätzend und nicht nur anstrengend für mich

J
-Jesuslatschentemperaturen:
Ausgesprochen warme Außentemperaturen, die dazu verleiteten die sogenannten Jesuslatschen, auch Römer genannt, zu tragen und das mit Stolz darauf. Benannte Latschen waren dazumal ein preisstabiles Spitzenprodukt der DDR-Schuhindustrie und kosteten seit Urzeiten 8,10 M/Paar Ost. Sie bestanden aus einer, nicht übermäßig stabilen aber fußschweißresistenten flachen Sohle und zwei daran befestigten Riemchen, die wiederum an den entsprechenden Füßen festgeschnallt werden konnten. Jesuslatschenfreaks erwarteten von und nach der Wende ein Beibehalten diese Fußlabsals da selbiges eine Weltanschauung darstellte die nicht mal von der Staatssicherheit unterdrückt werden konnte.
-Jugendbrigade:
war zumeist eine Zusammenstellung von Lehrlingen oder aber Jugendlicher mit zwei linken Händen die oftmals, ich vermute weil sie entweder zu selten kontrolliert wurde oder aber tatsächlich nichts konnten, ziemlichen Mist bauten. So „vergaßen“ sie an einem Neubaublock die innere Treppe bzw. an einem anderen, den Anschluss ans öffentliche Klärsystem

K
-Kaderwelsch:
Wurde nie öffentlich so genannt, war die Kombination von Kader (sozialistischer Leiter) und der Ganovensprache Rotwelsch, wer sich zu letzterem schlau machen möchte sollte unbedingt Francois Villon lesen, der schon vor beträchtlichen Zeiten verschieden ist und doch gab es schon damals in seinen Liedern und Balladen verblüffende Parallelen zu den Auswüchsen und nicht nur den sprachlichen, der wesentlich späteren Systemzeit.
-Kollektiv der sozialistischen Arbeit:
es gab buntes Blech an die Brust weil es ja eine besondere Auszeichnung war wenn alles seinen sozialistischen Gang ging und wenn es da einen gab der mit dem Finger zeigte und rief die da sollen es sein. Voraussetzung war natürlich das jedes Kollektivmitglied in der Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische-Freundschaft mitmischte und ihr angehörte. Aus eben diesem, mir damals sehr fragwürdigen Punkt, erhielt mein Kollektiv diese Auszeichnung nicht weil so ein übler Quertreiber (nicht zu verwechseln mit den jetzigen Querdenkern) eben nicht in dieser Vereinigung für Freundschaft mit dem großen Bruder war obwohl oft mit dem Finger auf uns gezeigt wurde. Man hatte mehrfach mit mir gemeckert weil ich die sowjetischen Völkerfreunde nicht bevorzugen wollte, die chinesischen, polnischen, amerikanischen und was weiß ich für Völkerschaften für ebenso würdig einer allumfassenden Freundschaft hielt. Ich bin dort etwa Beginn 1988 weg, vielleicht erhielten sie dann endlich einmal die begehrte Trophäe, buntes Blech an der Brust und ein paar Ostmark dazu

M
-Mauer:
Was zuvor als Umhüllungs- oder Stützelement von Massivbauten diente, war ab den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts eine geographische Trennlinie zwischen Ost und West. Seit dem 09.11.89 ist dieses Thema abgegessen und der „Antifaschistische Schutzwall“ Geschichte
-Memphis:
Slangausdruck für Staatssicherheit, zumeist auf ihre Tentakel beim Militär bezogen.
-MfS: Ministerium für Staatssicherheit
-MTS: Motoren- Traktorenstation, nicht zu verwechseln mit der Kult-und Blödelband MTS, deren Name stand und steht für Mut, Tatendrang und Schönheit
(ORF)

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Ernst Paul am 27.09.2022:

Bei allem Frust, MEISTER NADELÖHR war eine Lust; bearbeitest Du dann das P, denke an PROF. FLIMMRICH, der war auch okay.

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