geschrieben von As'a hel.
Veröffentlicht: 07.09.2022. Rubrik: Unsortiert
Dieb in der Nacht
Der Teufel ist listig, er weiß genau, was wir im Herzen haben. Es ist für ihn einfach, die Selbst- und Weltverliebten in ihrer Gutheit und Schlauheit zu fangen.
Wer aufmerksam auf die Worte und Taten der Menschen achtet, der sieht, was sie im Herzen haben: wenig Demut, viel Hochmut. Christen sind davon nicht ausgenommen und das gilt besonders für deren Anführer. Unter dem Deckmantel von Frömmigkeit, Wahrheitsliebe und Verkündigung gefallen sie sich in ihrer Ehre: Sie streben zu den vordersten Plätzen beim Gastmahl; beten ihr Chiun wie einen Gott an; verrichten in Heuchelei rührende Predigten und Gebete; verfassen und veröffentlichen wortgewandte Halbwahrheiten und machen gute Geschäfte mit der Mutter aller Huren.
Sie tauschen: Schriftkenntnisse, Ausstrahlung, Redeweisheit, Segnungen des Geistes gegen: Einkommen, Sicherheit, Anerkennung, Ruhm, Bequemlichkeit. Sie nähren ihren Hochmut und sehen sich als Große des Herrn, während sie es ihren Brüdern und Schwestern überlassen: in Niedrigkeit zu dienen, die Verlockungen der Welt abzulehnen, sein Geld anderen zu geben und in Bescheidenheit zu leben, mit den Händen zu arbeiten, Gottesgaben umsonst zu verschenken, unbekannt in Schwachheit zu leben, ohne Gegenleistung zu lieben, bedingungslos zu verzeihen, mit ganzem Herzen und ungeheuchelt für den Vater zu leben.
Und daran erkennen die Beherrscher der Herde auch nichts Anstößiges, denn schließlich sind diese Meister mit ihren Titeln und Ämtern nicht nur gläubig, sondern auch studiert; genauso wie die Fischer und Zöllner, die der Herr berief. Die heutigen Hirten sehen ihre Aufgaben darin: ihre Klugheit zu vermarkten, ihre Frömmigkeit zur Schau zu stellen, mit Schriftzitaten um sich zu werfen und den Menschen aus der Entfernung den Namen des Herrn ins Gesicht zu schreien. Gerne weisen sie den unwissenden Pöbel in geheuchelter Milde zurecht, aber wehe den eigenen Standpunkten wird widersprochen, die sie in Babylon auswendig gelernt haben, dann verwenden sie das Wort Gottes als Waffe, um ihre einzigen Verbündeten in einer gottlosen Welt zu Teufeln zu erklären.
Da sie hochmütig sind, können sie den Geist nur gedämpft wahrnehmen, weshalb sie in ihren Schriftstudien stets einen Schleier der Verblendung vor Augen haben; und weil sie bedeutende Gelehrte sind, die ihr Gesicht oder ihren Namen ständig als Moloch vor sich hertragen, können sie nicht schweigen, sondern verbreiten ihre in Selbstliebe gegarten Halbweisheiten in alle Welt. Die Grundlage ihres Glaubens ist nicht göttliche Kraft, sondern weltliche Erkenntnis, deshalb dienen sie nicht dem Herrn mit Zittern, sondern sich selbst und Babel.
Sie verschlucken gerne das Kamel und stürzen sich auf Kleinigkeiten, statt die geistliche Liebe bedingungslos und zum eigenen fleischlichen Schaden zu leben. Sie sind Experten für alles und können die Schriften vollständig ausdeuten. Das weltkluge Erklären der Offenbarung ist für sie eine einfache Aufgabe, schließlich liefert Babel das Muster. Die eigenen Ansichten sind immer richtig, Fehler machen nur die anderen, und wie jeder Babylonier weiß, können große Gelehrte vom Teufel nicht getäuscht werden.
Diese berühmten Männer sind sich ihrer Verantwortung nicht bewusst, denn sie gehen zu den Menschentöchtern und beflecken sie durch ihr Halbwissen, woraus Abscheulichkeiten entstehen, die wie mit der Kraft von Riesen unaufhörlich geistlich tödlichen Unsinn in die Herzen der Bräute Christi tragen.
Wo ist der Mann, der in seinem Herzen sagen kann: Was ich bisher gelehrt und verbreitet habe, das kann ich nicht mehr vertreten. Ich beuge mich der Wahrheit und schweige!
Jeder leidet an der mörderischen Krankheit Hochmut und jeder ist Pharisäer. Wer den eigenen Abgesonderten nicht täglich erschlägt und wer nicht stetig Krieg führt gegen die eigene Weltklugheit, der wird zermalmt werden, wenn das letzte Geheimnis dieser Weltzeit offenbar wird: das Erscheinen unseres Herrn und Gottes in seinen Knechten und Mägden. Amen.