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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von Weißehex.
Veröffentlicht: 24.06.2022. Rubrik: Unsortiert


Matzes Urlaub (Teil 1)

Diese Geschichte gehört zu einem Geschichtenkranz rund um "Matze, das Findelkind" (nicht chronologisch geschrieben. Matze taucht als Baby und als Jugendlicher auf sowie handeln einige Geschichten von seinen Adoptiveltern, noch ehe sie ihn bei sich aufnehmen):

Dazu gehören folgende, auch hier eingestellte Geschichten:
Das Findelkind
Brigitte
Hugos Freundin
Weihnachten mit Hugo
Ergebnisse liegen vor
In einem Sommer in Amsterdam (daran knüpft diese Geschichte an):

Sommer 1977

Endlich war der letzte Schultag zu Ende. Sechs Wochen lang kein Englisch, kein Mathe, kein Deutsch! Am liebsten hätte Matze beim Nachhausekommen seinen Ranzen in die Ecke geschleudert und wäre in lauten Jubel ausgebrochen. Aber so kindisch benahm man sich mit 15 nicht mehr, selbst vor den eigenen Eltern nicht.

Seine Mutter war mit Kochen beschäftigt, trotzdem brachte sie es fertig, ihm kurz durch das rote Haar zu wuscheln - was Matze mit einem leisen unwilligen Brummen quittierte - und nach dem Zeugnis zu fragen.
„Ich bin versetzt", sagte er.
„Na, das will ich doch hoffen!" Brigitte lachte. „Zeig mir das Zeugnis später, wenn Papa da ist. Wir haben übrigens eine Riesenüberraschung! Wir fahren in Urlaub!"
„Was? Wohin? Wie lange?" Die Ankündigung erschreckte Matze mehr als dass sie ihn freute. Wenn sie wegfuhren, würde er Elke so lange nicht sehen können
„Eins nach dem anderen! Schau mal nach, ob Post gekommen ist, vielleicht ist da die Bestätigung für unsere Ferienwohnung dabei."
„Mach ich."
Im Briefkasten fand er einen DIN-A-4-Umschlag, ein paar Werbeprospekte und eine Ansichtskarte aus Amsterdam. Erstaunt stellte Matze fest, dass sie an ihn adressiert war. Er las den Text dreimal hintereinander:

„Hallo Matze!

Ich hoffe, dir geht es gut. Hast du dich um Elke gekümmert? Ich weiß ja, dass ich mich auf dich verlassen kann. Wird noch einige Zeit dauern, bis ich wieder heimkomme, habe jede Menge zu erledigen, wie immer, und hier einen festen Job gefunden. Da bleibt für Elke einfach keine Zeit mehr. Ich möchte aber nicht, dass sie sich langweilt. Also Roter, streng dich an! Du weißt schon, was ich meine, bist ja nicht auf den Kopf gefallen. Aber Elke muss das nicht wissen.

Viele Grüße aus dem sonnigen Amsterdam

Dein Hugo.“

Perplex ließ Matze die Karte sinken und versteckte sie dann schnell in seiner Hosentasche. Nicht auszudenken, wenn seine Eltern die Karte gesehen und ihn mit Fragen gelöchert hätten. Die wussten von Elke ja gar nichts. Sein zweiter Gedanke war, dass Hugo übergeschnappt sein musste. Wie konnte man Elke freiwillig aufgeben? Andererseits - ein schlechtes Gewissen brauchte er nun nicht mehr zu haben. Die Botschaft war unmissverständlich.
Er brachte seiner Mutter die Prospekte und den DIN-A-4-Umschlag.
„Sehr schön, das ist es!" Aufgeregt riss Brigitte den Umschlag auf und las vor: „Sehr geehrte Familie Kender, wir freuen uns, Ihren Aufenthalt vom 05. bis 20. Juli in unserem Ferienhaus bestätigen zu können. Juchhu!" Sie blickte Matze abwartend an.
„Äh ja ...ist ja toll", brachte Matze heraus.
„Na, dir ist die Begeisterung ja anzusehen!" Brigitte war amüsiert. „Warte nur ab, das wird ein wunderschöner Urlaub!"
„Und wohin fahren wir?"
„Nach Holland. Ans Meer. Jetzt freu dich mal!"
„Mach ich doch ..." Matze bemühte sich, einen unbekümmerten Gesichtsausdruck aufzusetzen.
Aber abends, allein in seinem Bett, konnte er nicht verhindern, dass ihm eine Träne die Wange herabrollte, die er sofort wütend wegwischte. 15 Tage ohne Elke ...

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