Veröffentlicht: 03.05.2022. Rubrik: Persönliches
Zufall oder Schicksal?
Gerade hatte ich nochmal "Pfade des Schicksals" von Christine Todsen gelesen, da fiel mir eine wahre Familiengeschichte wieder ein:
Mein Vater war gezwungen, die Zeit des 2. Weltkrieges in England zu verbringen. Er litt unter starkem Heimweh. Sobald er es konnte, sparte er Geld für seine Rückreise nach Deutschland. Diese Summe trug er immer bei sich und hütete sie wie seinen Augapfel.
Endlich hatte der entsetzliche Krieg sein Ende gefunden und die Heimreise konnte geplant werden. Es sollte mit dem Flugzeug nach Berlin gehen, dorthin hatte es seine Mutter aus Ostpreußen geschafft. Wie sehr freuten sich beide auf das Wiedersehen!
Und nun das Schicksalshafte (der Zufall, die Fügung von GANZ OBEN?) :
Mein Vater hatte den Tag des Abflugs kaum erwarten können. Er war sein ganzes Leben lang ein Mensch, der niemals unpünktlich zu einer Verabredung erschien - aber ausgerechnet an diesem Tag, den er so sehr herbei gesehnt hatte, verschläft er! Das Flugzeug, das ihn in die Heimat bringen soll, hebt ohne ihn ab.
Zum erwarteten Zeitpunkt der Landung steht meine Großmutter am Flughafen-Tempelhof in Berlin, in freudiger Erwartung, ihren Sohn nach mehr als sechs Jahren endlich wieder in die Arme schließen zu können.
Da ertönt eine Lautsprecherdurchsage: Das Flugzeug aus England wird nicht landen, es ist über dem Kanal abgestürzt, alle Passagiere sind tot! - Der Schock für meine Großmutter war unermesslich groß...
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Dann endlich die Erlösung für sie: DIESES Flugzeug hatte mein Vater ja verpasst! Er kletterte wohlbehalten aus dem nächsten, welches Berlin erreichte. - Mein Vater stieg nie wieder in ein Flugzeug...
So habe ICH wohl meine Existenz einem nicht funktionierendem Wecker zu verdanken. Oder dem Schicksal...,oder...