Kurzgeschichten-Stories
Autor
Schreib, wie du willst!
Startseite - Registrieren - Login - Kontakt - Impressum
Menu anzeigenMenu anzeigen
hab ich gern gelesen
Diese Geschichte ist auch als .pdf Dokument verfügbar.
geschrieben von As'a hel.
Veröffentlicht: 14.03.2022. Rubrik: Unsortiert


Gespräch

Mensch: Ich habe lange nicht mit dir geredet; ich glaube, ein paar Mal als Kind und ein- oder zweimal als junger Erwachsener, als ich sehr aufgewühlt war. Ja, ich erinnere mich, damals war ich verzweifelt, aber du hast nichts gesagt - aber irgendwie gings dann doch weiter.

Ich will ehrlich sein. Ich komme mir blöd vor, hier zu stehen und mit einem zu reden, den ich nicht sehen kann und den es womöglich gar nicht gibt. Aber vielleicht irre ich mich ja und, wie auch immer, es tut gut sein Herz auszuschütten. Ich sehe heute so manches anders als früher und es geht mir nicht mehr ums recht haben und ums wichtig sein. Und wenn ich aufrichtig bin, das Gute in meinem Leben überwiegt das Schlechte bei Weitem. Also, danke dafür und, äh Amen.

Gott: Ein schönes Gebet.

M: Da bist du ja! Wo warst du denn all die Jahre?

G: Ich war nie weg.

M: Und wo warst du, als es mir als junger Erwachsener das Herz zerrissen hat?

G: Du hast Kraft gefunden, um diese schwierige Zeit zu überstehen.

M: Dich habe ich da aber nicht geseh- Warte mal! Heißt das, die Kraft kam von dir?

G: Ich bin immer mit dir.

M: Aber warum habe ich dich damals nicht gehört?

G: Spricht ein Vater mit seinem fünfjährigen Sohn über die Belange eines Fünfzehnjährigen?

M: Ich war nicht bereit!

G: Alles hat seine Zeit.

M: Aber warum hören dich dann nur wenige Menschen?

G: Ein Kind, das laut schreit, kann seinen Vater nicht hören, wenn er ruft.

M: Und was schreit das Kind?

G: Ich, ich, ich.


M: Zu meinem Gebet, wie du es nennst, das fandest du schön?

G: Ja, sehr.

M: Aber ich habe gestottert, bin nicht schön gekleidet und ich habe nicht gekniet.

G: Wenn das Kind dem Vater eine hässliche Krawatte schenkt, freut sich dann der Vater?

M: ...Es geht nicht um das Äußere, sondern um die Einstellung!

G: Ich bin Wahrheit, nur in Wahrheit kann der Mensch mir nahen.

M: Mein Gebet war schön, weil es ehrlich war! Und ich dachte, du magst nur sowas wie das Vaterunser.

G: Wenn es von Herzen kommt, dann ja.

M: Wenn ich das Vaterunser ritualisiert aufsage, dann erhörst du es nicht?

G: Ich bin Wahrheit, nichts Unwahres kann mir nahen.


M: Wieso ist das, was ich am Anfang sagte, ein Gebet, ich habe doch ganz normal geredet?

G: Ich bin der Schöpfer, du bist das Geschöpf; du redest zum Schöpfer, du betest.

M: Aber ich dachte, beten ist das, was sie in den Kirchen tun.

G: Reden sie zum Schöpfer? Oder reden sie über den Schöpfer und zu sich selbst?

M: Es geht immer um Wahrheit, stimmts?


M: Ich hab ein bisschen in der Bibel gelesen und, naja, ich finde sie ziemlich langweilig.
Aber ich habe mich ein wenig durchgekämpft und mir fiel auf, dass du viele Sinnbilder verwendest und du sprichst oft wie ein Lehrer zum Schüler oder wie ein Vater zum Kind.
Warum redest du nicht einfach geradeheraus?

G: Was denkst du?

M: Siehst du, genau das meine ich! ...Ich weiß nicht, anfangs hielt ich das für Arroganz, aber das glaube ich jetzt nicht mehr. Feigheit oder Dummheit kann es auch nicht sein, dafür ist die Bibel, wie soll ich sagen, zu stark. Dein Verhalten erinnert mich an den Spruch: Gib einem Hungernden keinen Fisch, sondern eine Angel! Ich denke, du gibst Hilfe zur Selbsthilfe; aber wozu? Hier sterben sowieso alle und im ewigen Leben ist doch alles gut, oder?

G: Du denkst, du lernst auf der Erde wahrhaftig barmherzig und gerecht zu sein, um dann in Ewigkeit bequem auf einem Thron zu sitzen?

M: Erziehung! Hab ich recht? Es ist Erziehung!

G: Ich brauche keine Diener. Ich bereite meine Söhne und Töchter darauf vor, das Unvergängliche tragen zu können.

M: Wer im Kleinen treu ist, der ist auch im Großen treu!

G: Wenig hast du gelesen, aber viel hast du erfasst.


M: Vater, warum redest du jetzt Klartext?

G: Als du ein Kind warst, da sprachst du wie ein Kind, verstandest wie ein Kind, dachtest wie ein Kind,

M: aber als ich gereift war, legte ich das Kindsein ab.

counterhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

Einen Kommentar schreiben

Weitere Kurzgeschichten von diesem Autor:

Begegnung
Der Kelch der Gräuel
Das Blut Christi
Waldgespräch
Der Weg ins Leben