Pony

Die Teenager Hannah und Sarah standen auf dem Pausenhof, als ihre Mitschülerin Ava auf sie zukam. Ava war Ausländerin und beherrschte die deutsche Sprache noch nicht hundertprozentig.

Sofort fiel den beiden Avas neue Frisur auf. Hatte sie bisher die Haare straff zurückgekämmt, so trug sie jetzt einen Pony.

„Hübsch siehst du aus, Ava“, sagte Hannah. „Dir mit deiner hohen Stirn steht die Ponyfrisur gut. Ich hätte auch gern einen Pony, aber meine Stirn würde dadurch noch breiter und kürzer wirken, als sie es eh schon ist. Du dagegen hast ein Ponygesicht.“

Zu Hannahs Entsetzen fing Ava zu weinen an. „Ich habe kein Pferdegesicht!“, rief sie tief getroffen.

„Aber Ava! Das habe ich doch auch nicht gesagt! Pony nennt man im Deutschen diese Stirnfransen. Und für die ist deine schöne hohe Stirn geeignet. So meinte ich das!“

Ava war nicht zu beruhigen: „Ein Pony ist ein Pferd, und ein Pony-Gesicht ist ein Pferdegesicht!“

Jetzt mischte Sarah sich ein. „Ava, du kannst Hannah glauben! ‚Das‘ Pony ist ein kleines Pferd, ‚der‘ Pony sind Stirnfransen. Und Hannah hat sich doch ganz eindeutig auf deine Frisur bezogen. Im Übrigen: Selbst wenn sie ein vierbeiniges Pony gemeint hätte – was sie nicht hat! –, wäre das nicht schlimm gewesen. Ponys sind doch so entzückende Tiere! Ich wollte als Kind immer eins haben! Gerade weil ihr Gesicht so schön und sanft ist! Wir hatten stattdessen nur eine Katze, die immer grimmig guckte…“

Das Wunder geschah. Ava musste lachen. Und dann war die Pause auch schon zu Ende.

Später sagte Hannah zu Sarah: „Wie gut, dass dir diese Sache aus deiner Kindheit eingefallen ist!“

Sarah schmunzelte. „Das war alles reine Fantasie. Ich habe mir nie was aus Ponys gemacht, und eine Katze hatten wir auch nicht. Aber ich musste die Situation entschärfen und bin stolz darauf, dass es geklappt hat. Mein Berufswunsch ist nämlich Diplomatin!“

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