Veröffentlicht: 25.10.2021. Rubrik: Lustiges
Im Regen stehengelassen worden
Der Tag hatte schon schwülwarm begonnen. Der Himmel war großenteils mit Wolken bedeckt. Aber um 10.00 Uhr, als ich zur Vorlesung musste, zeigte das Thermometer bereits 28°. Und darum zog ich nur Shorts, ein T- Shirt und meine dunkelblauen Espadrilles an. So ging ich den Weg zur Uni. Schon nach wenigen Schritten klebte das Shirt vor Schweiß. Und auch in den Espadrilles wurde es mir, obwohl ich sie natürlich barfuß trug, sehr heiß. Nicht einmal im Hörsaal war es erträglicher.
Nach der Vorlesung ging ich zur Mensa; und dann machte ich mich auf den Rückweg zum Studentenwohnheim. Der Himmel hatte inzwischen eine Färbung angenommen, die irgendwo zwischen gelblich, violett und schwarz lag. Bedrohlich rollte der Donner in der Ferne. Erste Blitze zuckten.
Ich merkte, dass dies knapp werden würde und beschleunigte meine Schritte. Doch das Donnergrollen kam näher; und 10 Minuten vor dem Wohnheim öffnete der Himmel seine Schleusen. In Sekundenschnelle war ich völlig durchnässt und die Espadrilles- tja, welche Espadrilles denn eigentlich? Dort, wo ich die vermutete, waren nur noch sich auflösendende Stoff- Bast und Jutefetzen. Und ehe ich mich recht versah war ich vollends ganz barfuß. Die Espas hatten mich glatt im Regen stehengelassen.
Mir war so etwas zuvor noch nie passiert. Aber sofort wuste ich, dass mir keine andere Wahl blieb. Ich musste die Übereste im nächsten Mülleimer entsorgen und den Rest des Weges vollends barfuß gehen. Dies machte mir jedoch nichts aus. Ich fand vielmehr sogar gefallen daran, durch den warmen Sommerregen zu gehen, die Pfützen zu spüren und zu erleben, wie der Matsch durch die Zehen quillt.
Im Studentenwohnheim angekommen, zog ich mit trockene Kleidung an. Später kam die Sonne wieder. Aber ich unternahm nochmal einen Barfuß- Spaziergang durch den abgekühlten, frischen Nachmittag; und wieder stapfte ich durch die Pfützen.
Mancher wird im Regen stehengelassen. Aber manchmal kann daraus sogar etwas Gutes werden.