Veröffentlicht: 19.10.2021. Rubrik: Persönliches
Ein Tag im Leben eines Teenagers
Es war im heißen Sommer des Jahres 1976. Ich hatte bereits Schulferien; und darum konnte ich das herrliche Wetter unbeschwert genießen. Schon morgens schien die Sonne warm in mein Zimmer. Laut Wettervorhersage sollten es heute 32° werden.
Manche überlegen sich an solchen Tagen, was sie anziehen. Ich jedoch war mir schneller über das im Klaren, was ich nicht anziehen würde: Unterhemd, lange Hose und Strümpfe. Mit diesen Überlegungen begab ich mich nach dem Duschen zu meinem Wäscheschrank. da lagen T- Shirt und Shorts. Und dann fiel mein Blick auch auf die Badehose. "Warum eigentlich nicht?" schoss es mir durch den Kopf. Ich griff nach ihr, zog sie an und war so gerüstet für den ganzen Tag.
Ich war allein zuhause, weil mein Vater und meine Mutter beide bei der Arbeit waren. Nachdem ich gefrühstückt hatte, ging ich in den Garten. Es war schon sehr warm. Der Weg, der an den Rosenbeeten entlangführte, war bereits sehr aufgeheizt; und so hatte ich fast den Eindruck, mir darauf die Fußsohlen zu verbrennen.
Auf dem kurzgeschnittenen Rasen war mir dann gleich wohler. Wie ein weicher, federnder Teppich fbreitete er sich unter meinen Füßen aus. Ich ging jedoch weiter und steuerte den Sandkasten an. Zwar war ich inzwischen ein 13- jähriger Teenager- Junge geworden, aber im Sand spielte ich trotzdem noch gerne; mit Kran, Bagger, Wassereimer, Schäufelchen.
Auch heute war es herrlich, den Sand barfuß zu erspüren. Die Körnchen rannen mir nur so zwischen den Zehen hindurch. Aber mit der Zeit sahen meine Füße aus als seien sie paniert worden.
Ich baute Wassergräben, Burgen, kleine Seen. Später spielte ich auf der Wiese mit meinem Indianerfort. Und noch später setze ich mich auf einen gartenstuhl und las ein Jugendbuch. Nur in der Badehose und mit den Füßen im Gras fühlte sich all das herrlich unbeschwert an.
Gegen Abend kam meine Mutter nach Hause. Nachdem sie mich mit einer Umarmung begrüßt hatte, meinte sie: "Der Papa kommt ja heute nicht nach Hause, weil er geschäftlich utnerwegs ist. Er wässert ja normalerweise mit dem Schlauch den Garten. Aber würdest du das heute mal übernehmen?"
Sehr gerne sagte ich zu, denn das Gartenwässern gehörtte für mich zu den Highlights eines Sommerabends. Ich schloss den Schlauch an und drehte den Hahn auf. Dann ging es zuerst bei den Salatbeeten und den Bohnen- sowie Tomatenpflanzen los. Ich war ans sommerliche Barfußgehen so gewöhnt, dass mir auch die Ackererde nichts ausmachte. danach folgten die Blumenbeete, die Rosenrabatte sowie der Steingarten. auf den Zwischenwegen hatten sich Pfützen gebildet, durch die ich hindurchpatschte. Dies fühlte sich an einem solchen Sommerabend herrlich an. Und vor lauter Übermut und Lebensfreude sauste ich mit dem Schlauch von einem Rabatt zum anderen. Dies gab auf dem Pflaster der Zwischenwege bei jedem Schritt ein pitschendes Geräusch; und ich fand es spannend, dass meine nassen Füße da auch Fußspuren hinterließen.
Nachdem ich mit dem Gartenwässern fertig war, schaute ich an mir herunter: Die Füße waren mit einer Erd- sand- und Grassschicht überzogen. Mit dem Gartenschlauch spritze ich sie ab. Auch das wa rnochmals herrlich erfrischend. Wenig später aß ich zusammen mit meiner Mutter mit sauberen Füßen auf der Terasse zu Abend.
Das Teenager- Dasein kann auch herrlich unbekümmert sein; vor allem, wenn man so lebensfroh ist wie ich es auch heute noch die meiste Zeit bin.