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1xhab ich gern gelesen
geschrieben von francois.
Veröffentlicht: 13.08.2021. Rubrik: Unsortiert


DAMPF

Mut zu Unmut zu lesen in meiner Wochengeschichte


„Bist ein Hans Dampf in allen Gassen“ ruft mir mein Boss zu. Er geht mir langsam auf den Nerv. Immer so unbedachte Beschuldigungen. Hansdampfinallengassen, was soll das jetzt? Ein Dampfkochtopf? Dampfmaschine, die mit Metatabletten angetrieben wird, wie ich eine in meiner Kindheit zum Schrecken meiner Mutter, von meinem Grossvater geschenkt erhalten hatte. Mächtig anfeuerte und da ich vergessen hatte das Ventil zu öffnen in irrer Geschwindigkeit meinen kleinen Kinderfingern entschlüpfte, über die Schwelle ins Allerheiligste meiner Mutter, in das Sonntagszimmer eindrang und dort den wohlbehüteten Perserteppich verschmutzte. Davon konnte nun der Boss wirklich nichts gewusst haben. Doch was sollte seine Bemerkung? Ein Lob? Weil ich mit beinahe jeder Situation zurechtkam. Eine Rüge? Eine Mängelrüge an meiner Arbeit? Oder ganz einfach die Erkenntnis, dass ich so viel Dampf gegen meinen Boss aufgebaut hatte, dass ich mich in der Nähe einer Explosion, nein einer Implosion befand. Ex-, das wäre eine Befreiung, aber Imp-, nein, da würde ich mich selbst zerstören.
Also den Dampf rauslassen. Sich ihm stellen. Dem Dampf. Besser gesagt dem Boss. Ihn ins Gebet nehmen, wie er es jeweils mit uns unternimmt. Ins ‚stille Kämmerlein‘ ihn rufen. Oder noch besser durch seine Sozia rufen lassen. Dort ihm die Standpauke halten die er mit seinen Unverschämtheiten uns gegenüber redlich sich verdient hat. Dazu braucht es Mut. Viel Mut. Denn der Arbeitsmarkt ist im Fluss. Die Digitalisierung hat ihn vollständig flüssig werden lassen. Ganz im Gegensatz zurzeit als er mich anstellte. Mich den Hansdampinallengassen. In dieser Zeit glich der Stellenmarkt der Wüste Gobi. Kaum ein Tröpfchen Feuchtigkeit gab es damals in ihm. Absolut ausgetrocknet der Arbeitsmarkt damals. Droht Stellenverlust bei der Umsetzung des Vorhabens? Und trotzdem muss ich es für meinen Seelenfrieden wagen. Grübelte nächtelang um den besten Realisierungsweg. Fand keine Lösung.
Bis zu dieser schwülen Sommernacht, als mich die Eingebung wie ein Donnerschlag ansprang. Ein Kugelblitz von meinem Hirn in die Nase zu meinen Fingern sprang. Ein inneres Feuer dabei entfachte, das mir befahl einen Notausgang zu meiner eigenen Sicherheit beim Vorhaben der Standpauke zu konstruieren. Als dieser fein säuberlich aufgebaut, bat ich die Sozia den Boss in den Speicher zu bitten, ich hätte ihm Wichtiges zu zeigen. Und ER kam. Wutfurunkelaugestrahlen vor sich hertragend, da wie er mir mitteilte, ich ihn von einem wichtigen Abschluss, den Auftrag des Jahres, weggerufen hätte.
„Zeig sofort! Und mach es kurz!“
Da beschloss ich den Notausgang zu nutzen. Begann wie wild auf der erworbenen Occasion-Pauke zu schlagen. Bemerkte zu ihm, dass sein HANSDAMPFIMALLENGASSEN auch auf einer Pauke spielen könne. Da strahlten plötzlich seine Augen vor Glück und er schlug mir auf die Schulter sagte in jubelndem Ton:
„Ich liebe Jazz. Spiele selbst Klavier. Da können wir als Duo auftreten. Das war das letzte was ich von einem Hansdampfinallengassen erwartet habe. So kann man sich vertun!“ Machte kehrt und ging zurück zu seinem Geschäftsabschluss. Den er dann dank seiner, durch mich erzeugten guten Laune, problemlos in die trockenen Tücher bringen konnte!

Und als Bonus heute ein DREISATZROMAN aus meiner Feder:

S C H N E C K E N K R A T Z E R

Kürzlich sah ich auf einem Gang im heimisch Wald eine Schnecke sich nachdenklich am Rücken kratzen, dabei blickte sie unzufrieden auf ihr Haus und sprach: "Ach ist das klein, das Schneckenhaus, ich wein".

Ich suchte sie zu trösten mit dem Gang der Welt, zeigte ihr das hohe Himmelszelt, legte ihr ans Herz, das sei ihr Haus.

Als zwei Wochen später ich dann wiederkam, an die selbe Stelle, trug das Tier voller Stolz den ersten Schneckenkratzer den ich je sah, drei Klafter hoch, auf seinem glitschig Rücken, erdrückte sich fast ob der Last, sah mich an und wisperte mir zu: "den Himmel hast du mir versprochen einst, ich wachse hoch ihm zu, trage klaglos meine Last, die aufgebürdet du mir hast!"


Herzlichst
Ihr François Loeb

counter1xhab ich gern gelesen

Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Winterrose am 27.08.2021:

Zuerst muss ich sagen: Sie haben einen ganz eigenen Stil entwickelt, auch ohne den Namen könnte man Ihre Geschichten Ihnen problemlos zuordnen, was ich beeindruckend finde. Der Stil ist Geschmackssache, mir manchmal etwas zu sprunghaft und abgehackt -aber das macht Ihren Stil aus, deswegen sehen Sie das bitte nicht als Kritik. Und zu diesen Geschichten: Beide finde ich gelungen, vor allem das Ende der ersten Geschichte, weil es so unerwartet kommt und einfach lustig ist, und die Tiefgründigkeit der zweiten (bisher meine liebste aus Ihrer Feder).

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