Veröffentlicht: 29.07.2021. Rubrik: Fantastisches
Die Geburtstagsparty- Ein Schneckenabenteuer
Die kleine graue Zauberschnecke feierte Geburtstag. Eingeladen waren sämtliche magische Geschöpfe, die die Schnecke bislang kennengelernt hatte. Unter anderem ein weißes Einhorn, zwei Zauberhasen und eine pinke Drossel. Eigentlich hatte die Schnecke auch normale Waldtiere eingeladen, aber die hatten sich aufgrund des Drachen nicht her getraut. Er war zwar ein friedliebendes Exemplar und auch nur 20 Zentimeter groß, aber Drachen hatten eben einen einschüchternden Ruf unter den Waldbewohnern.
Der Zauberer Merlin war auch eingeladen worden, fehlte aber aus unbekannten Gründen.
Die Party war ausgelassen und ein Großteil der Gäste tanzte zu viel zu lauter Musik. Das lag vielleicht auch an der Bowle, in die der alte Pirat eine Extraportion Rum gekippt hatte.
Die Schnecke tanzte nicht. Sie war ein miserabler Tänzer. Es war eben nicht einfach sich mit nur einem Fuß elegant zu bewegen. Sie saß am Rand und diskutierte mit dem Drachen.
„Mal ehrlich, du hast doch gar nichts zu tun“, meinte sie etwas lallend zu der grünen Echse. „Und du könntest dringend mal etwas für deinen Ruf tun. Der ist nämlich nur einschüchternd gegenüber kleinen Waldbewohnern, nicht heldenhaft und auch nicht furchterregend. Er ist quasi nicht vorhanden.“
„Ich bin aber sehr zufrieden mit meinem einfachen Leben“, entgegnete der Drache.
„Ein bisschen Abenteuer kann ja wohl nicht schaden.“
„Aber meinst du wirklich, wenn ich dein Reittier werde, trägt das etwas zu meinem Ruf bei?“
„Auf jeden Fall“, meinte die vorbeitanzende Drossel. “Ist nur die Frage, ob es positiv dazu beiträgt.“
Die Schnecke schnaubte verächtlich. „Ein heldenhaftes Abenteuer schadet nie im Lebenslauf.“
„Wozu brauchst du überhaupt ein Reittier?“, fragte der Drache. „Du kannst doch fliegen.“
„Ja, schon. Aber es macht sich doch besser, auf einem Drachen zu reiten. Das ist viel eindrucksvoller. Außerdem kann ich mich beim fliegen auf nichts anderes konzentrieren“, fügte die Schnecke kleinlaut hinzu.
„An was für Abenteuer hast du eigentlich gedacht?“
„So genau weiß ich das noch nicht, aber...“, setzte sie an und wurde von einem schwankenden Dachbodengespenst unterbrochen: „Gibt`s hier eigentlich ein Klo?“
„Wir sind auf einer Waldlichtung, natürlich gibts hier kein Klo“, entgegnete die kleine Schnecke genervt.
„Ah so“, lallte das Gespenst und wankte ins Gebüsch.
Die Schnecke zauberte dem Drachen und sich noch ein Glas Bowle herüber. Währenddessen meinte der Drache: „Warum fragst du nicht das Einhorn? Das kann doch auch fliegen.“
„Aber es kann kein Feuer speien und es hat auch keinen Schuppenpanzer.“
„Und du meinst, der ist notwendig?“
„Nützlich auf jeden Fall“, sagte die Zauberschnecke und ignorierte das Dachbodengespenst, das jammernd darum bat aus dem Gebüsch gezogen zu werden, in dem es kopfüber drin hing.
Der Drache nahm noch einen Schluck von der Bowle und nach einem langen, nachdenklichen „Hmmmm“, sagte er: „OK, ich mach´s.“
Die Schnecke nickte zufrieden und beförderte das Dachbodengespenst mit einem Zauberspruch aus dem Busch auf die Lichtung, wo es erst mal benommen sitzen blieb.
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