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geschrieben 2021 von Bjarne Pfennig (BjarneP).
Veröffentlicht: 03.05.2021. Rubrik: Fantastisches


(A2) Der Fremde im eigenen Körper

Es schien ihm, als wäre die Welt verschwommen, leer und gleichgültig, dunkel und zu Scherben zerbrochen. Jetzt setzte sein Verstand die Teile zurück in ihren Sockel, das Bild wurde klarer – und er konnte sehen.
Er saß in einer Kammer, vor ihm stand ein Tisch und in der Luft hing eine dicke Rauchschwade. Eine Taverne? Wie war er …? Wo war er? Er stand auf.
»Alles ist Ordnung?« Fragte einer der Männer, die mit ihm am Tisch saßen; ein Ochse mit mehreren Narben durch sein Gesicht, wobei es kein Wunder war, das er eine Augenklappe trug. Henning kannte solche Leute gut, und ihn würde es auch bei dem hier mehr als verwundern, wenn er kein Mörder war.
»Du siehst verschwitst aus, total vertig, du hast dir doch nichts eingefangn, oder?« Dieses Mal sprach eine Ratte, mit spitzer Nase. Ihm fehlten mehrere seiner Zähne.
»Mir geht es gut«, sagte Henning. Nein, er hatte nichts gesagt. Er hatte nicht einmal den Mund aufgemacht – doch es war unverkennbar seine eigene Stimme gewesen.
Die beiden Männer nickten.
›Henning‹ setzte sich an den Tisch zurück.
»Wer war dran?« Fragte der Ochse.
»Ich!« Rief Henning. So langsam wurde es wirklich gruselig. Er sprach, ohne das er …
Halt einfach den … Mund!
Was?
Deine wirren Gedanken sind nicht sonderlich hilfreich. Ich versuche hier, ein verdammtes Spiel zu gewinnen!

Henning sah vor sich, auf dem Tisch lagen Spielkarten ausgelegt. Er legte eine Karte.

Was geht hier vor sich, dachte Henning.
Verhalte dich einmal, wie ein braver Besessener und futsch mir nicht noch einmal in meine Arbeit.
Arbeit?
Ja. Arbeit!
Wer bist du? Bin ich jetzt vollkommen verrückt geworden?
Nicht verrückter, als vorher.
Wie werde ich dich los?
… reizend.

›Henning‹ legte eine weitere Karte. Die beiden anderen Männer knirschten mit den Zähnen.

Wer bist du?
Ich bin ich. Kannst du nicht einfach wieder schlafen gehen? Du kannst dir Nichteinmal vorstellen, wie du nervst!
Verdammt, ich will meinen Körper wiederhaben!
Du warst zur richtigen Zeit am richtigen Ort, und jetzt musst du damit leben. Sei zufrieden, dass du dein Leben für einen guten Zweck verloren hast.
Was für ein guter Zweck?
Wärst du nicht gewesen … nun, ich will wahrlich nicht wissen, was diese Clowns mit mir angestellt hätten!
Die Kultisten?
Natürlich.
Aber …
Aber was?
Du bist ein Idiot!
Selber!

Henning zuckte mit seinem Fuß, knirschte mit den Zähnen, seine Augen drehten sich.

Was tust du da?

Henning antwortete nicht, alle seine Gedanken waren auf einen Gedanken fokussiert; er schüttelte sich, hob sich stetig weiter von seinem Stuhl – es war, als würde er von einem Magneten zu ihm hingezogen werden – er stand auf, setzte staksig einen Fuß vor den anderen ... sah die Tür.

Was ist dein verdammtes Ziel?
Ich … ich gehe zu den Kultisten zurück! Die werden mir …
… Die würden dir, nein, uns, ein Messer ins Herz rammen! Willst du uns in den Tod reißen?!
Und wenn es so ist … wenigstens bin ich dich los!
D-du … bist verrückt!

Es war, als würde die Anziehung stärker werden, Henning sackte zurück – er kämpfte mit all seiner Kraft gegen dieses ›Ding‹ an!
»Was is nur mit ihn los?« Fragte die Ratte.
»Ich hab nicht den geringsten Schimmer«, murmelte der Ochse.
»IHR IDIOTEN!« Krächzte das Ding in Hennings Körper »DE-DER … DER KERL WILL MICH UMBRINGEN!!«
»Wer?« Fragten die Männer.
»ICH … SELBST!« Zischte er »HAUT MIR EINS IN DIE … DIE … Fresse.«
Henning und ›Henning‹ schluckten.
Der Ochse stand auf.
»Er muss vollkommen verrückt geworden sein«, flüsterte die Ratte.
»Aber er ist der Boss«, antwortete der Ochse.

Das war das Letzte, was Henning an diesem Tag hörte.

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