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2xhab ich gern gelesen
geschrieben 2021 von Doris Fischer.
Veröffentlicht: 17.03.2021. Rubrik: Nachdenkliches


Verschwunden

In einem kleinen Ort irgendwo in Deutschland ist eine junge Frau verschwunden. Nach einem Besuch bei ihrer Freundin ist sie nicht mehr nach Hause zurückgekehrt. Seit Stunden nun versuchen die Eltern ihre Tochter auf ihrem Handy zu erreichen – vergeblich! Kein Lebenszeichen. Nichts. Sie bleibt einfach verschwunden.
Die Eltern sind dermaßen verzweifelt, dass sie nach stundenlangem Warten letztendlich die Polizei über das Verschwinden ihrer Tochter informieren. Sofort wird eine Fahndung eingeleitet und der ganze Ort intensiv nach der Frau abgesucht. Nach mehreren Stunden wird die Suche jedoch erfolglos abgebrochen. Die Eltern sind fassungslos und erschüttert und sind sich ganz sicher, dass ihrer Tochter etwas zugestoßen sein muss.
Überraschenderweise geht kurz darauf bei der Polizeiinspektion ein anonymer Hinweis ein, das Waldstück im Stadtpark unter die Lupe zu nehmen. Dort soll nämlich gestern Abend zu später Stunde eine mittelgroße Person in dunkler Kleidung mit Kapuze und Gesichtsmaske beobachtet worden sein. Diesem Hinweis wird umgehend nachgegangen und die Suche nochmals aufgenommen. Die Beamten durchkämmen nun den Wald des Parks – dieses Mal werden sie bei ihrer Arbeit noch durch Suchhunde unterstützt.
Schon nach kurzer Zeit wird aus dem Tipp eines Unbekannten die traurige Wirklichkeit: hinter einem Gebüsch wird tatsächlich die Leiche einer halb entkleideten Frau entdeckt. Es war offensichtlich, dass die Tote einem Gewaltverbrechen zum Opfer fiel.
Die spätere Identifizierung bestätigte dann die Vermutung, dass es sich um die vermisste Frau handelt. Sie wurde wohl auf dem Nachhauseweg von einer unbekannten Person überfallen, brutal vergewaltigt und danach erwürgt, wie aus dem späteren Polizeibericht zu erfahren war. Doch wer ist der Tatverdächtige? Die Person, die im Park beobachtet wurde?

Die Ermittlungen laufen bereits auf Hochtouren. Zunächst wird das private und berufliche Umfeld der Frau ins Visier genommen. Ohne Erfolg. Ohne neue Erkenntnisse. Es gibt weder einen Tatverdächtigen noch ein Motiv.
Lange Zeit tappt die Polizei völlig im Dunkeln bis zu dem Tag, an dem sich erneut ein anonymer Anrufer meldet und den entscheidenden Tipp gibt. Nach kurzer Besprechung gehen die Beamten auch diesmal dem Hinweis nach und nehmen die Spur auf.
Einen Tag später wird der Tatverdächtige in seiner Wohnung widerstandslos festgenommen.
Es ist unfassbar, aber der Mann ist ein Kollege aus den eigenen Reihen. Angeblich hat er die Frau auf seinem Heimweg von der Schicht zufällig beobachtet, wie sie alleine durch den Park läuft. Wie er gefühlskalt vorgibt, verspürte er einen starken inneren Drang, sie zu verfolgen und dann auf brutale Art zu vergewaltigen. Dass er sie danach noch erwürgte, habe er nicht geplant, sondern dieses Gefühl, das tun zu müssen, kam spontan über ihn. Er offenbart sich als ein Mann, der seit Jahren einen abgrundtiefen Hass auf Frauen hat. Er steht zu seiner Tat und übernimmt die volle Verantwortung dafür, gibt er den Beamten in ruhigem, aber abgebrühten Ton zu verstehen. Nun sitzt er in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess.

Am nächsten Tag berichtet die Regionalzeitung der Kleinstadt über das Verbrechen und die rasche Festnahme einer verdächtigen Person. Unter den Bürgern, vor allem aber unter den Frauen, herrscht
Fassungslosigkeit, Angst und Wut über eine solche grausame Tat.
Der Schock sitzt bei allen Leuten tief und niemand versteht, dass selbst ein Polizist, der ja als Hüter des Gesetzes und Helfer der Bürger gilt, zu solch einer abscheulichen Bluttat in der Lage ist. Was ist das für ein skrupelloser Mensch, der einer wehrlosen Frau so etwas Grausames antut?


Dieses fatale Gewaltverbrechen zeigt uns in erschreckender Weise, wie Frauen immer wieder, man kann fast sagen, immer mehr, zum Objekt des Hasses und der Erniedrigung werden.
Wir leben in einer offenen und freien Gesellschaft und erkennen seit einiger Zeit, wie die Gewalt gegenüber Frauen zunimmt, sei es in Form von körperlicher und sexualisierter Gewalt im privaten Umfeld, brutale Vergewaltigungen, bis hin zu Mord oder Todschlag.

Das Recht für Frauen und Mädchen auf ein sicheres Leben frei von Gewalt ist ein Menschenrecht, aber wie man bedauerlicherweise feststellen muss, ist die Realität eine ganz andere.

Das alte, traditionelle weibliche Geschlechterbild spielt hier wohl immer noch eine größere Rolle als man es sich vorstellen kann. Frei nach dem Motto: Frauen haben keine Rechte, Frauen sind schwach und hilflos, über Frauen kann jedermann nach Lust und Laune bestimmen und verfügen, Frauen sind immer zu haben, Frauen haben sich unterzuordnen.

Mit welchen Mitteln und Taten kann endlich erreicht werden, dass Frauen nicht länger Opfer von Gewalt und schweren Gewaltverbrechen werden ?

Es muss etwas geschehen !

Unbedingt!

( dieser Schlusstext entstand als Beitrag zum aktuellen Thema „Gewalt gegen Frauen“)

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