Veröffentlicht: 08.03.2021. Rubrik: Nachdenkliches
Was macht das mit uns ?
Seit über einem Jahr hat uns das Corona-Virus fest im Griff. Wir müssen uns mit Begriffen wie Kontaktbeschränkungen, Ausgangsverbote, Home-Office, Home-schooling, Abstandsregeln, Hygienevorschriften, Lockdown von Geschäften, Restaurants, Schulen, Kitas, Fitness-Studios u.v.m. beschäftigen. Das ganze öffentliche Leben ist lahmgelegt und unterliegt Vorschriften und Regelungen, die ständig von der Politik geändert oder angepasst werden je nach Auf und Ab der Inzidenzzahlen.
Aus Gründen des Gesundheitsschutzes müssen wir unser „normales“ Leben opfern. Auf unbestimmte Zeit leben wir nur noch mit „angezogener Handbremse“. Niemand kann uns sagen, wann diese Pandemie ein Ende hat und wann wir unsere geliebte „Normalität“ wieder zurückbekommen. Wir alle schauen in eine ungewisse Zukunft.
Für Tausende von Menschen gibt es überhaupt keine Zukunft mehr, denn sie sind diesem hinterhältigen Virus zum Opfer gefallen. In Einsamkeit und Abgeschiedenheit müssen jeden Tag eine große Anzahl von Senioren und Hochbetagten in Altersheimen und auf Intensivstationen ihr Leben lassen. Sie sterben ohne eine letzte Umarmung von Angehörigen, ohne tröstende Worte, ohne einen persönlichen Händedruck des Partners oder der Kinder. Solche Bilder und Schreckensmeldungen zerreißen uns das Herz und der Schmerz darüber macht unsere Seelen kaputt.
Da müssen wir uns doch die Frage stellen, ob solche Szenarien der richtige Weg zur Eindämmung der Pandemie sind. Die einen bejahen dies und andere wiederum lehnen die von der Politik verhängten Maßnahmen und Vorschriften mit Nachdruck ab.
Tatsache ist jedoch, dass die psychischen Erkrankungen bei Erwachsenen und auch bei Kindern in den vergangenen Monaten sprunghaft angestiegen sind. Ebenso ist eine rapide Zunahme von häuslicher Gewalt gegenüber Frauen und Kindern zu verzeichnen. Die Begründung für solche negativen Entwicklungen in unserer Gesellschaft ist naheliegend:
Die Menschen leiden derart unter dem ständigen „Eingesperrtsein“ und unter der Einsamkeit, dass sich unsere Politiker fragen müssen, ob und wie lange unsere Gesellschaft diese persönlichen Einschränkungen noch erdulden kann. Wir alle werden zum Einzelkämpfer und leben mittlerweile in einer Art „Abstandsgesellschaft“.
Dass eine beträchtliche Anzahl von Andersdenkenden sich diese Frage auch schon lange stellen, sieht man an den immer wieder stattfindenden Demonstrationen gegen die Corona-Regeln. Andererseits ist es natürlich immer sehr einfach, die Verantwortlichen in unserem Land für alles was schief läuft, zu kritisieren und als Schuldige zu bezeichnen.
Sind wir doch einmal ehrlich: Wann hatten wir in den letzten Jahren oder Jahrzehnten eine solche Gesundheitskrise zu bewältigen? Wann mussten unsere Politiker solche gravierenden und weitreichenden Entscheidungen treffen, um die Menschen vor einem gefährlichen Virus zu schützen?
Selbstverständlich ist positive Kritik wichtig und angebracht, aber viele Menschen ticken sofort aus und werden zu persönlich verletzenden Aggressoren, was in solch einer ernsten Situation keineswegs zielführend ist.
Wenn sich dann immer noch zahlreiche Menschen, aus verständlicher Frustration und Ärger, über den ganzen „Vorschriftenmarathon“ hinwegsetzen und beispielsweise privat Parties feiern, so ist das als unsolidarisches und egoistisches Verhalten zu bewerten gegenüber der Mehrzahl von Menschen, die sich bereits monatelang akribisch und streng an die Vorgaben halten.
Solche Entwicklungen zeigen klar und deutlich, dass der Prozess einer gesellschaftlichen Spaltung in vollem Gange ist. Das macht uns allen sehr viel Angst und wir müssen uns die Frage stellen, ob sich diese Mechanismen nach Ende der Pandemie wieder zurück entwickeln oder ob unsere Gesellschaft für immer gespalten bleibt.
Jeder Einzelne sollte sich ehrlich fragen, was er selbst dazu beitragen kann, dass solche besorgniserregenden Entwicklungen schnellstens gestoppt werden können, bevor es zu spät ist.
Es ist unbestritten, dass dies eine sehr große Belastungsprobe für die Menschen ist und dass jeder von uns in irgendeiner Form mehr oder weniger davon betroffen ist. Deshalb ist es wichtig, dass wir alle zusammen eine Perspektive sehen und die Hoffnung nicht aufgeben, unsere Freiheiten und unser normales Leben in naher Zukunft zurückzubekommen.
Die Optimisten unter uns erblicken vielleicht schon ein kleines Licht am Ende des Tunnels und sind sich sicher darüber, dass die Impfungen das einzig Richtige sind, damit dem Virus früher oder später die Luft ausgeht.
Das ist es doch, was wir uns alle sehnlichst wünschen!