Veröffentlicht: 24.10.2020. Rubrik: Nachdenkliches
Der ABCD-Club in der Coronazeit
Einmal monatlich traf sich der ABCD-Club in seinem Stammcafé und hielt auch in der Coronazeit daran fest.
Bei diesem Club handelte es sich um vier ältere Damen namens Anni, Bärbel, Christa und Doris, die schon seit der Schulzeit befreundet waren. In alphabetischer Reihenfolge stellte jeden Monat eine andere von ihnen ein bestimmtes Thema zur Debatte, über das dann diskutiert wurde.
Diesmal war Doris an der Reihe. „Mein Thema heißt Das Elend der Tauben in der Coronazeit! Was fällt euch dazu ein?“
Anni brauchte nicht lange zu überlegen. „Ich weiß, die Straßentauben, die früher von den Essens-Abfällen in den Fußgängerzonen lebten, finden kaum noch Futter. Aber vielleicht ist das doch ganz gut. Es sind Ratten der Lüfte –“
„Und deshalb willst du sie elendig verhungern lassen?“, unterbrach Bärbel sie empört. „Diese Lebewesen können schließlich nichts dafür, dass sie da sind.“
„Naja“, meinte Christa, „einerseits soll man Lebewesen helfen, aber andererseits sind Straßentauben tatsächlich schädlich. Ich würde sagen: füttern, aber mit Anti-Baby-Futter. Damit sie sich nicht noch weiter vermehren.“
Doris hatte die Beiträge mit einem seltsamen Gesichtsausdruck angehört. Als sich alle Augen auf sie richteten, sagte sie lächelnd:
„Das war sehr interessant, aber eigentlich hatte ich das Thema ganz anders gemeint. Mit den Tauben hatte ich keine Vögel gemeint, sondern Taube – Gehörlose. Auch für die ist die Coronazeit nämlich schlimm, weil Gesichtsmasken in der Regel nicht durchsichtig sind und Hörbehinderte die Mundbewegungen ihrer Gesprächspartner sehen müssen.“