Veröffentlicht: 30.09.2020. Rubrik: Historisches
Drei Frauennamen mit E
In seinem Buch „Das Mädchen, das nicht Esther heißen durfte“ befasst der Jurist Winfried Seibert sich mit einem Fall aus der NS-Zeit. Ein evangelischer Pfarrer der Bekennenden Kirche und seine Frau hatten ihre im August 1938 geborene Tochter Esther genannt. Die Nazis verboten den "jüdischen" Namen und gaben ihr gegen den Widerstand der Eltern den Namen Elisabeth. 1946 wurde dies rückgängig gemacht. Tragischerweise war das Kind bereits fünf Jahre zuvor an Scharlach und Diphtherie verstorben.
Dieser Fall zeigt nicht nur die Grausamkeit, sondern auch die linguistische Unwissenheit der Nazis. (Welche sich ja auch in der Bezeichnung ‚Arier‘ zeigt. Es gibt keine arischen Menschen, sondern nur [indo]arische Sprachen. Diese wiederum haben nichts mit blonden Germanen zu tun, sondern werden u.a. von den Roma gesprochen, die von den Nazis als „Zigeuner“ verfolgt wurden...)
Der Name Esther ist zwar jüdisch in dem Sinne, dass die Königin Esther Jüdin war und der Name im Judentum eine große Rolle spielt. Aber aus dem Hebräischen stammt er nicht. Elisabeth dagegen wohl!
Die Titelgestalt des Buches Esther im Alten Testament hieß ursprünglich Hadassa (hebräisch für ‚Myrte‘). Ihr späterer Name Esther ist altpersisch und bedeutet ‚Stern‘.
Elisabeth, der Name der Mutter von Johannes dem Täufer im Neuen Testament, galt den Nazis wegen seiner Häufigkeit im damaligen Deutschland offenbar als deutscher Name. Aber er ist hebräisch – ‚Gott ist Fülle‘.
Der oben dargelegte Mangel an sprachwissenschaftlichen Kenntnissen bestand auch bei Hitler selbst. Andernfalls hätte er seine Geliebte und Last-Minute-Ehefrau Eva Braun vermutlich zum Wechsel ihres Vornamens gezwungen. Oder erst gar nichts mit ihr angefangen. Der Name Eva Hitler, den sie in ihren letzten Stunden trug, enthält die größtmögliche Diskrepanz zwischen einem Vor- und einem Nachnamen.
Auch Eva ist nämlich hebräisch. Und bedeutet ‚die Leben Schenkende‘…