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2xhab ich gern gelesen
geschrieben von Michael Braun.
Veröffentlicht: 11.08.2020. Rubrik: Historisches


Ein Massenmörder

Sein Name war Paul Tibbets, ein älterer Herr mit grauem Haar und Brille. Der vierzehnjährige John Nakamura, traf ihn 2005 im Garten eines Seniorenheims in Columbus, Ohio. John besuchte dort mit seinen Eltern seine Oma Yuki.
Ihm war aber langweilig geworden und so war er alleine im Garten des Seniorenheim umher spazierte, als er an dem alten Mann vorbei kam. Dieser stierte mit halboffenen Augen auf den Brunnen vor ihm. John war schon halb an dem Mann vorbei, als dieser ihn plötzlich ansprach: "Hi Junge, willst du eine Geschichte über dein Volk hören?"
"Mein Volk? Über Amerika?", erwiderte der Junge vernblüfft.
"Nein, natürlich über Japan", entgegnete der Alte ein wenig mürrisch. "Du bist doch ein Japs..., ein Japaner!?"
"Nein Sir", antwortete John grinsend. "US-Bürger in der vierten Generation. Mein Uropa kam Anfang des letzten Jahrhunderts in die USA. Meine Grandma wurde schon hier geboren."
"Aha, aber du kennst Hiroshima?", meinte der Mann.
"Ja klar, darüber sprachen wir neulich in der Schule. Erster Atombombeneinsatz im 2. Weltkrieg. Jährt sich jetzt zum sechzigten Mal."
"Genau ... war ein großartiger Tag für die Vereinigten Staaten. Ihr gelben ..., die Japaner verstanden nur diese Sprache. Das war die Rache für Pearl Habor. Weißt du wieviel von uns diese Teu..., die Japaner damals 1941 getötet haben?"
"Ja, Sir. Circa 2.500, ungefähr soviel Tote wie bei den Anschlägen an 9/11. Und in Hiroshima starben 100.000 direkt am ersten Tag und nochmal 150.000 in den folgenden Monaten."
"Die hätten uns alle getötet, wenn wir denen nicht zuvor gekommen wären", entgegnete der Alte. "Weißt du auch wie das Flugzeug hieß, das "Little Boy" über Hiroshima abgeworfen hat?"
"Nein, Sir", antwortete John. Er wusste aber, dass mit "Little Boy" die Atombombe gemeint war.
"Ich nannte unseren Bomber nach meiner Mutter "Enola Gay". Sie wäre stolz auf uns gewesen. Schließlich haben wir diese Kriegsverbrecher und Massenmörder gestoppt."
"Sie waren damals dabei, Sir?" meinte der Junge verlegen.
Als der alte Mann antwortete, schlich sich ein bösartiger Ausdruck in sein faltiges Gesicht: "Ich war der Pilot, mein Junge. Und es war mir eine Freude, unserem Vaterland damit gedient zu haben."
John dachte an das Grauen, dass der Atombombenabwurf gebracht hatte, an die vielen Toten und Schwerverletzten sowie an das Elend der verstrahlten Überlebenden. Und da saß dieser alte, selbstzufriedene Mann, ohne auch nur die Spur eines schlechten Gewissens zu haben.
"Jetzt bist du stumm, Junge", sagte der Alte nach einer Weile. "Sicherlich hasst du mich nun."
"Nein, Sir", erwiderte John. "Es tut mir nur leid, dass der Hass Sie immer noch gefangen hält."
Dann dreht er sich von dem alten Mann ab und ging zurück in Grandmas Zimmer. Sie sollte ihm wieder von dem Internierungslager erzählen, in das die Amerikaner ihre Eltern, sie und ihre Geschwister 1941 eingesperrt hatten.

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