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4xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von Nordlicht.
Veröffentlicht: 14.07.2020. Rubrik: Total Verrücktes


Eine Kurzgeschichte schreiben (Schnecke)

Ich würde gerne eine neue Kurzgeschichte schreiben. Mir fehlt nur noch eine gute Idee. Also mache ich Brainstorming: Worüber könnte man schreiben? Schnecke. Ich schaue mich um, was ich in meiner Umgebung habe: Schreibtisch, Kugelschreiber, Bleistift, Tastatur, Locher, jede Menge Papier. Hm, ziemlich reiz arm hier. Irgendetwas spannendes, mit Witz. Etwas Bedeutsames. Vielleicht über Gleichberechtigung zwischen Menschen. Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Schnecke, Alter oder Bildungsstand.
Hm. Keine Ahnung.
Wie wäre es mit Fantasy? Mit einem Zauberer, da kann man nicht viel falsch machen, und eine Schnecke. Oder ein Drache. Groß und grün oder rot. Nein Drachen sind immer grün oder rot. Es soll ja was Neues werden. Vielleicht blau mit gelben sprenkeln. Schnecke. Dann reitet ein Zauberer auf einem blauen Drachen durch die Luft. Und was tut er dann? Keine Ahnung.
Vielleicht doch lieber etwas alltägliches. Arbeiten gehen, Autofahren, Staubsaugen- Schnecke.
Schon wieder diese Schnecke!
Also wo war ich?
Kurzgeschichte, spannend, bedeutsam, nicht Fantasy sondern Alltägliches. Ein sonniger Tag? Ein windiger Tag? Ein regnerischer Tag? Schneckenwetter.
Ich glaube ich schreibe etwas über eine Schnecke.
Eine kleine Schnecke. Oder eine überdimensionale große Schnecke? Nein, klein ist niedlicher.
Farbe: Grau, braun, rosa oder gestreift? Auf jeden Fall mit Haus.
Moment, ich schaue sie mir kurz an… das ist grau. Kein helles und kein dunkles, sondern ein samtiges Mittelgrau.
„Ich würde auch gerne zaubern können“, sagt die Schnecke.
Okay, ganz wie du willst. Eine kleine, graue Zauberschnecke.
Setting: Wald.
„Ich will der Held sein!“, ruft die Schnecke.
„Du bist anstrengend“, erwidere ich.
Ich fange an zu schreiben:

SatirepatzerSatirepatzerEs war einmal eine kleine, graue Zauberschnecke. Sie schneckte summend durch den Wald, als sie an einem hohlen Baumstamm vorbei kam. Daraus schallte ein herzzerreißendes Wimmern. Neugierig guckte sie hinein.
In dem Baumstamm saß ein braunes Kaninchen und weinte ganz bitterlich.
„Was ist denn los?“, fragte die Schnecke.
„Da hat jemand einen Stock in meinen Kaninchenbau gerammt“, schluchzte das Kaninchen. „Den habe ich gerade frisch gebuddelt.“
„Das werde ich mir mal ansehen“, sagte die Schnecke. „Wo war das denn?“
„Bei der großen alten Eiche, nicht weit vom Feldrand.“
Die Schnecke machte sich auf den Weg.

Au, mir ist der Fuß eingeschlafen. Ich strecke das Bein aus und drehe den Fuß. Ich brauche kurz etwas Bewegung und stehe auf, um ein bisschen im Zimmer auf und ab zu gehen.
„Haaaaalt!“ ruft die Schnecke. „Wo willst du hin?“
„Ich sorge nur kurz für eine bessere Blutzirkulation. Ich schreibe gleich weiter.“
„Ganz sicher?“, fragt die Schnecke misstrauisch. „Nicht, dass du mich dann vergisst.“
„Wie könnte ich dich vergessen?“, frage ich sarkastisch. „Ich glaube eher, dass ich wahnsinnig werde.“
„Wieso?“
„Weil ich mit einer imaginären Schnecke rede.“
„Schreib weiter, dann bist du mich wieder los“, meint die Schnecke. „Es sei denn du schreibst noch eine Fortsetzung“, fügt sie hinzu.
Ich seufze und setze mich wieder.

Der Weg zur Eiche führte an einem kleinen Bachlauf vorbei. Mit Schwung sprang sie hinein und es platschte.

„Können Schnecken schwimmen?“, frage ich.
„Ist doch egal, ich bin eine Zauberschnecke. Ich kann alles!“

Sie zündete ihren Turboantrieb und schoss durch den Bach. Sie hatte so viel Schwung, dass sie auf der anderen Seite noch ein paar Dezimeter durch die Luft flog.

„Dezimeter? Wer schreibt denn Dezimeter?“, unterbricht mich die Schnecke.
„Naja, Meter erscheint mir für eine kleine Schnecke doch ein bisschen weit, aber ein paar Zentimeter ist dann doch ein bisschen wenig“, rechtfertige ich mich. „So, wo war ich?“

Auf der anderen Seite des Baches stapelte sich noch das Laub aus dem letzten Herbst und die Schnecke steckte bis zu den Fühlern darin. Verärgert sprach sie einen kryptischen Zauberspruch. Das Laub verwandelte sich augenblicklich in frischen Humus und die kleine Schnecke hatte wieder freie Sicht.
Jetzt war es nicht mehr weit bis zum Kaninchenbau. Schon nach wenigen Metern wurde eine Fahne sichtbar, die bis hoch oben in die Bäume reichte. Beim Näherkommen wurde der Schnecke das ganze Ausmaß der Zerstörung bewusst. Da standen am Waldrand eine Handvoll Zelte, die mit Ästen tief in den Waldboden gerammt worden waren. Ein Ast steckte mitten im Kaninchenbau. Die kleine Schnecke fackelte nicht lange. Sie wedelte mit den Fühlern und schwupps, fielen die Zelte auseinander und verteilten sich über den Waldrand.
Ende.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von ehemaliges Mitglied am 14.07.2020:

hmmm, erst mal 'gern gelesen' anschneck, äh, anklicken. Hat was - aber was nur? Am besten frag ich mal ... ... eine Schnecke.




geschrieben von Weißehex am 15.07.2020:

Eine schöne, nicht alltägliche Geschichte, in der sich der Geschichtenschreiber mit der Hauptdarstellerin unterhält, die eine Menge zu sagen hat. Schneckig! 🐌

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