Veröffentlicht: 13.06.2020. Rubrik: Fantastisches
Auf einer Klippe über dem Meer
Auf einer Klippe über dem Meer steht ein Mann. Sein langes graues Gewand weht im Wind, ebenso wie seine langen weißen Haare. Sie wirbeln um ihn herum wie die Gischt über dem Meer.
In der Ferne verschwimmt der graue Horizont mit dem bewölkten Himmel. Klein deutet sich dort ein Segelboot ab. In der sonnenlosen Landschaft, unter dem grauen Himmel, bilden die Augen des Mannes den einzigen Farbklecks, denn während das Wasser das Grau des Himmels spiegelt, leuchten sie intensiv blau.
Obwohl es auf der Erde windig ist, bewegen sich die Wolken kaum vorwärts. Das wadenhohe Gras bewegt sich im Wind wie das Meer zehn Meter weiter unten in der Tiefe.
Das Segelboot kommt langsam näher, doch auch beim Näherkommen bleibt es klein. Langsam werden zwei Männer an Deck sichtbar. Der eine hält das Segel und der andere sitzt entspannt auf einer der Zahlreichen Holzkisten an Bord.
Der Mann auf der Klippe streckt langsam die Arme nach vorne hoch und eine gigantische Welle erhebt sich aus dem Meer. Das kleine Boot tanzt mitten auf der Riesenwelle, wie eine Nussschale.
Mit einer kurzen Handbewegung bringt der Mann die Welle dazu, sich zu drehen. Erst langsam, dann immer schneller. Gischttropfen wirbeln durch die Luft, während das Wasser sich in einen tödlichen Strudel verwandelt und das Segelbot mit sich reißt.
Der Wasserberg baut sich in Wellen nach außen ab und er Strudel gewinnt an Tiefe. Er reicht nun bis zum Meeresgrund und reißt immer mehr Sand mit sich, was ihn schlammig braun aussehen lässt. Von dem kleinen Boot und allem, was es an Bord hatte, ist nichts mehr zu sehen.
Der Mann nimmt die Hände zusammen und führt sie langsam nach oben auseinander. Der Strudel flacht ab, bis nur noch die vom Wind gepeitschten Wellen übrig bleiben.
Als wäre nie etwas gewesen.