Veröffentlicht: 22.06.2020. Rubrik: Persönliches
Gute Freunde
Es gab eine Zeit, da engagierte ich mich für ein Projekt, zu dem auch regelmäßige Treffen aller Beteiligten gehörten. Eigentlich sollte diskutiert werden. In Wirklichkeit aber sollten wir nur den „Chef“ abnicken. Die meisten hatten sich daran gewöhnt und reagierten auf ihre Weise. Mir war so eine Vorgehensweise vorher nicht bekannt gewesen, denn ich komme aus einer Stadt mit einem Umfeld, in der wirklich diskutiert wird, zumindest früher war das so.
Mich begannen diese Treffen zu nerven. Für mich bedeuteten sie verschwendete Energie. Jedes mal war ich froh, wenn alles vorbei war. Erleichtert ging ich dann zur gläsernen Haustür, die zu einem Vorhof und dann zur Straße führte. Ich öffnete die Tür, trat heraus und freute mich. Mitten auf dem Platz saß ein Fuchs und sah mir in die Augen. Dann verschwand er. Ich kannte diesen Fuchs, ich war ihm auf meinen Spaziergängen schon öfters begegnet.
An einem heißen Sommertag etwa ein Jahr später verließ ich eiliger als sonst mein Zuhause für meinen täglichen Spaziergang. Eilig zog es mich zu meiner Lieblingsbank. Etwa hundert Meter entfernt sehe ich etwas am Wegesrand liegen. Ich gehe langsam näher.
Noch am Abend vorher habe ich ihn fünfhundert Meter weiter unten ganz normal mitten auf dem Weg spazieren sehen. Da habe ich ihn gewarnt, vorsichtiger zu sein. Heute liegt er fast tot am Wegesrand. Fliegen umschwirren seine Augen und Nase. Der Puls ist schwach. Ich bin entsetzt. Mein Fuchs liegt im Sterben.
Dies ist nun ein paar Jahre her. Vorgestern trieb mich die Sehnsucht wieder zu meiner Lieblingsbank. Ich genieße die Momente in der Sonne. Irgendetwas zieht meinen Blick nach links zum Weg bergan.
Ich denke: ’Monroe hat sich aber weit weg hingesetzt.‘
Dann schaue ich hinter die Bank, wo meine Hündin ganz normal liegt. Da schaue ich wieder zum Weg, erkenne, grüße wie es die Waldbewohner tun. Ich bin so froh in diesem Moment. Der Fuchs sieht mich lange an, wedelt deutlich mit dem Schwanz, legt sich wieder hin, und erst nach einer Weile verschwindet er lautlos im Wald.