Veröffentlicht: 23.03.2020. Rubrik: Spannung
KILLER (6) - 700 VOLT
„Weg! 2-3.“ Wummb! Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieb. „Laden! …..“
„Weg! 2-3.“ Wummb! Piiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieb. „Laden! …..“
„Weg! 2-3.“ Wummb! Piiiiiiiieb, Pieb-Pieb-Pieb-Pieb.
Die Stimme aus weiter Ferne wurde immer lauter und klarer.
„Herr Meier? Herr Egon Meier?“
„Meier?“, ging es mir durch den Kopf, dann nickte ich und lächelte.
„Hallo Herr Meier, herzlich Willkommen zurück, im Reich der Lebenden.“
Langsam öffnete ich meine Augen. Die Nebelschleier lösten sich auf, und ich sah in vier erwartungsfrohe, freudig dreinblickende Gesichter, allesamt weiß gekleidet.
„Wo bin ich?“, fragte ich verwirrt. „Was ist passiert?“
„Sie befinden sich im Ortsansässigen Klinikum“, antwortete man mir. „Sie hatten einen Autounfall und werden in Kürze operiert. Aber nur keine Angst, dass Schlimmste haben sie ja praktisch schon hinter sich.“
Dann beugte sich jemand über mich, steckte etwas plastikartiges in meinen Mund und Sekunden später herrschte wieder absolute Dunkelheit und Stille um mich herum.
Am nächsten Morgen wurde ich von einer netten, weiblichen Stimme mit den Worten: „Frühstück, Herr Meier. Ich hoffe sie haben gut geschlafen“, geweckt. „Sie hatten Glück im Unglück, Herr Meier. Außer einem Schock, einem Herzstillstand und ein paar Knochen- brüchen, sind sie noch einmal glimpflich davongekommen und dürfen alles essen.“
Ich aber wusste, dass ich weder Glück gehabt hatte, noch glimpflich davongekommen war. Im Gegenteil! Des Nachts war mir alles wieder eingefallen. Wie ich so an mir hinunterblicke, bemerke ich Schläuche, die in am Bettrahmen befestigten Plastikbeuteln enden, Infusionen an Garderobenständern, meine teilweise eingegipsten hochgelegten Arme und Beine, und meinen fest bandagierten Brustkorb. An Flucht war nicht zu denken. Ich hätte es nicht einmal aus dem Bett, geschweige denn bis zur Tür geschafft. Angespannt lächelte ich zurück. Ein paar Tage später war das freundliche Lächeln in den Gesichtern des Krankenhauspersonals verschwunden und ein Polizist hatte vor meinem Zimmer Platz genommen. Jeder Versuch mir das Leben zu nehmen wurde durch das Piepen der Instrumente und das Eingreifen aufmerksamer Schwestern oder Pfleger unterbunden.
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Da war diese fünfköpfige Familie. Gemäß meines Auftrags hatte ich sie alle umgebracht. Alle? Alle außer einem jungen Mädchen. In dem Augenblick als ich abdrücken wollte, drehte sie sich um. Alles an ihr erinnerte mich an meine erste große Liebe. Verblüfft und irritiert verließ ich den Tatort. Ein unverzeihlicher Fehler! Tage später hat sie mich identifiziert. „Ja, das ist der Mann“, hatte sie gesagt. Auf regennasser Fahrbahn war ich viel zu schnell gewesen. Noch am Unfallort hatte man mich ins Leben zurückgeholt.
Verdammten 700 Volt eines Defibrillators sei Dank!
ENDE
PS: Jede der Killergeschichten ist unabhängig voneinander zu betrachten