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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2020 von die Juditha.
Veröffentlicht: 08.03.2020. Rubrik: Menschliches


Die Ankündigung

Wie jeden Samstag ist das Paar mit den Rädern unterwegs. Er fährt vorn, sie dahinter. Sie hat den Picknick Korb dabei, er die Decke auf dem Gepäckträger. An diesem sonnigen Tag im Juni fahren sie durch einen Park. Die Bäume spenden Schatten. Auf den Wiesen blüht der Mohn. Es weht ein seichter Sommerwind. Sie sieht ihn an, betrachtet seinen Rücken. Auf einmal hält er an und dreht sich um. Er wolle nur mal schauen, ob sie noch da und alles gut sei. Sie lächelt und nickt. Dabei denkt sie: Ich wusste nicht, dass man so lieben kann.

Mit einem Ruck sitze ich aufrecht im Bett. Irgendwas hat mich geweckt. Das Bett ist leer. Das Zimmer dunkel und kalt. Durchs Fenster sehe ich, dass auf den Dächern Schnee liegt. Einen kurzen Augenblick wundere ich mich, warum im Juni Schnee gefallen ist. Dann wird mir klar, dass das ein Traum gewesen sein muss. Ich lasse mich zurück ins Kissen fallen und lausche in mich hinein. Was war das denn eben? Warum bin ich aufgewacht? Wie geht es weiter? Er hat sich doch umgedreht. Wieso weiß ich nicht, wie er aussah? Einen Traum in der Art hatte ich schon vor einem halben Jahr einmal im Monat. Nun jede Woche. Doch bisher konnte ich ihn weder erkennen noch mir merken, wie er aussieht. Gleichzeitig muss ich lächeln, die ganze Zeit lang. Mir geht es so rundum gut, fühle mich meiner sicher – irgendwie vollständig. - Aber wo soll ich anfangen zu suchen? Ich kann nicht suchen gehen. Ich kann nur darauf vertrauen gefunden zu werden. Es ist nicht wie bei Alibaba, der den Schatz der 40 Räuber nach einem Traum suchen geht. Was kann ich tun?

In den folgenden Tagen und Wochen führe ich meinen Haushalt vorbildlich. Wenn er ankommt soll es ein Zuhause – auch für ihn – sein. Ich pflege meinen Körper, meine Haut, wähle meine Kleider besonders sorgfältig aus. Dann freut er sich über das, was er sieht, wenn er ankommt. Ich koche wieder öfter auch mal ausgefallene Gerichte, probiere mich aus, übe. Hoffentlich schmeckt es ihm. Mein Garten bekommt eine besonders rechtzeitige Aufmerksamkeit. Hier kann ich zeigen, wer ich bin. Jeden Tag gebe ich mein Bestes, lebe ich einfach, erfülle meine Aufgaben vielleicht ein bisschen besser als am Tag zuvor. Die vorangegangenen Beziehungen fallen mir wieder ein. Was habe ich evtl. falsch gemacht, dass sie nicht mehr funktionieren? Konnte ich es bereits ändern?

Ich fühle mich vorbereitet. Diese Veränderung darf in mein Leben treten. Wo bleibt sie denn? Wer ist der Mann, der in mir dieses Chaos auslöst und einfach da ist? Schon klar. So einfach ist es nicht. Ihm müsste ja ähnliches widerfahren sein.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Dan Prescot am 08.03.2020:

Weckt Erinnerungen.




geschrieben von DER WORTKOTZER am 09.03.2020:

Eine traumhafte Geschichte, sehr schön geschrieben!




geschrieben von die Juditha am 10.03.2020:

vielen lieben Dank!

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