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geschrieben von S.Hahn (Hähnchen).
Veröffentlicht: 12.09.2019. Rubrik: Fantastisches


Der Rabe

Sommer 1 Jahr:

Am Rande eines schönen Tals, mit großen Wiesen und einem kleinen Bach, stand eine alte knorrige Eiche. Ein leichter Wind brachte die Blätter der umliegenden Bäume in leichte Bewegung und lies die alte Eiche leicht knarzen. Auf ihren alten Ästen saß ein großer stolzer Rabe und überblickte mit seinen schwarzen Augen wachsam das Tal.
Aus dem Wald auf der östlichen Seite des Tals trat langsam und vorsichtig ein Mann hervor, seine Metallrüstung funkelte in der sommerlichen Sonne. Hinter dem Mann traten jetzt immer mehr Personen aus dem Wald, bunt gemustert und in kleinen Gruppen.
Der Rabe legte den Kopf leicht schräg und beobachtet argwöhnisch die Neuankömmlinge genauer. Er breitete seine Schwingen aus und erhob sich majestätisch in die Lüfte, der Wind trug ihn in Richtung der Menschen. Er kreiste lange über ihren Köpfen, bevor er sich wieder auf seinem Ast niederließ.
Die Menschen sammelten sich an dem kleinen Bach, schlugen Zelte auf und machten sich dran Lagerfeuer aufzuschichten und zu kochen.
Am nächsten Tag saß der Rabe wieder auf seinem Ast und beobachtet das rege treiben im Tal, die Menschen fingen an die Bäume in der näheren Umgebung zu fällen und zu ihrem Lager zu transportieren.
Auf der Wiese um das Lager grasten Schafe, Pferde und Kühe.
Mit den Stämmen der gefällten Bäume fingen die Menschen an Häuser zu errichten.

Herbst 1 Jahr:

Die ersten Häuser sind fertig und werden schon bewohnt, doch der Rabe sieht, das es noch viel Arbeit in dem kleinen Lager gibt, die Schafe müssen geschoren werden, die Kühe gemolken und weitere Häuser gebaut werden.
Immer mehr Bäume werden um das Tal gefällt um mehr Holz zugewinnen .
Nun ist schon eine kleine Siedlung mit Wassermühle aus dem Lager geworden, die Menschen sind friedlich zueinander und ringen der Natur nur das nötigste ab.
Der Rabe breitete seine Schwingen aus und erhob sich majestätisch in die Lüfte um einen genauen Überblick über die kleine menschliche Siedlung zu bekommen.
Sie besaß einen kleinen Platz, von welchem Trampelpfade in alle Himmelsrichtungen führten. Direkt um den Platz befanden sich Holzhäuser mit rauchenden Schornsteinen, über dem Bach befand sich eine kleine hölzerne Brücke und daneben die Wassermühle.
Die Tiere hatten schon eingezäunte Weiden und kleine Unterstände, welche sie vor dem schlechten Wetter schützen sollten.

Winter 1 Jahr:

Die Siedlung wächst nach und nach weiter und der erste Schnee hat eingesetzt. Nun färbt sich das ganze Tal langsam weiß und einheitlich. Der Rabe besucht jetzt häufiger die menschliche Siedlung, da auch seine Nahrung im Winter immer weniger wird.
Deswegen durchsucht er immer wieder die Abfälle der Menschen und wird jedes mal fündig.
Die Menschen haben schon angefangen ihre Häuser zum Teil aus Stein zu bauen, um die Kälte besser aufzuhalten. Vor ein paar Wochen ist das erste Kind in der Siedlung geboren worden, der Rabe sah es als er eines Tages auf dem Fenstersims eines Gebäude saß, es war ein kleines rosafarbenes Mädchen, nur mögen die Götter wissen ob es diesen Winter überlebt.
Die Menschen ziehen sich jetzt häufiger in die Wärme ihrer Heime und Kamine zurück, da ein kalter und starker Wind aufkam, gefolgt von einem starke Schneesturm.

Frühjahr 2 Jahr:

Die ersten Blumen durchbrechen die schmelzende Schneedecke und recken sich den warmen Sonnenstrahlen entgegen, die Menschen verlassen jetzt auch wieder häufiger ihre Häuser um die wärmende
Frühlingssonne zu genießen.
Die arbeiten an der Siedlung gehen unaufhörlich weiter und fast jeden Tag kommen neue Leute in die Siedlung, entweder um da zu bleiben oder Handel zu treiben.
Tag für Tag beobachtet der Rabe wie die Siedlung wächst und mehr von seinem geliebten Wald abgeholzt wird.

Herbst 2 Jahr:

Aus der kleinen Siedlung ist nun eine kleine Stadt geworden, reger Handel findet täglich statt.
Der Rabe fliegt wie jeden Tag über die Ansammlung der menschlichen Behausungen, er sieht das hektische treiben der Menschen in den kleinen Gassen, wie sie feilschen, handeln, streiten,sich lieben.
Von seinem geliebten Wald ist nicht mehr viel übrig und er beschließt weg zu fliegen.

Sommer 5 Jahr:

Der Rabe fliegt durch einen unbekannten Drang wieder in seine alte Heimat, das schöne Tal mit seinem großen Wald drum herum. Als er ankommt sieht er das aus der kleinen menschlichen Stadt eine große und florierende Stadt geworden ist.
Der Wald ist bis auf einen kleinen Hain um die knorrige Eiche verschwunden, er ist traurig und fliegt weiter.
,,Bloß weg von hier und den Menschen."

Herbst 11 Jahr:

Der einst so stolze Rabe ist nun alt, schwach und krank, er beschließt seine letzten Abende in seiner Heimat, bei der alten knorrigen Eiche am Rande des Tals zu verbringen.
Als er sich langsam dem Tal nähert bemerkt er die Ruhe und das ungetrübte rauschen des Windes.
„War hier nicht früher viel mehr Lärm von den Menschen?“ fragt er sich und lässt sich auf den Ästen der Eiche nieder. Er lässt seinen scharfen Blick über sein Tal wandern, erst jetzt bemerkt er, das die menschliche Stadt verlassen ist und die Natur die Überreste langsam überwuchert und ihren Platz zurückfordert. Er breitet seine schwarzen Schwingen aus, erhebt sich in die Lüfte und fliegt zu den Ruinen und beäugt sie sichtlich neugierig.
„Was hier wohl geschehen ist? Vielleicht ein Krieg oder doch eine Krankheit?“
Er wird es niemals erfahren, er fliegt zu der Eiche zurück und legt sich auf den Boden an ihren Stamm.
Mit seinen Flügeln bettet er seinen Kopf weich, schließt seine wachsamen schwarzen Augen.

Für immer!

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