Veröffentlicht: 12.09.2019. Rubrik: Nachdenkliches
Der Attentäter
Ein großer staatlicher König sitzt auf seinem Thron.
Vor ihm steht der Verräter, das Haupt gesenkt, der Blick leer.
Die Menge jubelt und grölt, sie will Blut sehen.
Doch im Schatten des Throns, hockt der Attentäter, sein Blick durchbohrend und die Lippen zu einer Grimasse aus Freude und Blutrünstigkeit verzerrt.
Seine Augen funkeln in der Dunkelheit.
Die ersten im Saal spüren seine Präsenz, bedrohlich und alles umschließend.
Das bösartige Grinsen wird größer, sein Körper ist gespannt wie eine Bogensehne.
Die Augen scharf auf sein Ziel gerichtet und alles überblickend.
Die langen Beine zum Sprung bereit.
Das Messer scharf gewetzt.
Der König erhebt sich wohl gekonnt von seinem Thron und steigt die Stufen hinab.
Nun steht er vor dem Verräter, einst sein engster Freund und nun der größte Feind.
Die Taten des Verräters verhießen Hochverrat, doch ist es Hochverrat,
wenn es um das wohl des Landes geht?
Der König verkündet nun sein Urteil, der Verräter hört die Worte nur noch leise und wie durch Watte
Die Menge bebt im Saal, doch des Attentäters Präsenz legt sich wie ein Tuch über die versammelten Leute.
Er lächelt überheblich und springt.
Urplötzlich steht er vor dem König.
Die Menge ist abrupt still.
Er lässt seinen eiskalten Blick kurz über die Menge wandern und fixiert dann den König.
Der Verräter ist überrascht.
Der König erschrocken und erstarrt.
Der Attentäter bösartig und Überlegen.
Er lässt die selben Worte verlauten wie kurz vorher der König, nur richtet er sie gegen den König.
Die Worte hallen laut in Halle und jedes Mannes Ohr.
Die Menge wird langsam hellhörig.
Der Attentäter wiederholt die Worte, mit mehr Boshaftigkeit und Überzeugung.
Dabei fliegen einzelne Speicheltropfen dem König ins Gesicht.
Die Menge wird lauter und die ersten Rufe nach Blut werden lauter.
Er zieht mit geschultem Griff und einem bösartige Grinsen sein Messer.
Er sticht es dem erschrockenen König zwischen die Rippen.
Das Blut des Königs tropft auf den weißen Boden.
Der König schaut nach unten zum Messer und dann zum Attentäter.
Des Attentäters Gesicht ist zu einer Maske aus teuflischer Freude und purer Bosheit erstarrt.
Die Menge jubelt laut, als des Königs Blut langsam die restlichen Stufen herab rinnt.
Nach einer kurzen boshaften Verbeugung springt der Attentäter zurück in den Schatten.
Dort verweilt er als Boshaftes Omen.
Immer bereit wieder einzugreifen.
Der neue König ist der alte Verräter.
Er ist schwach und nur eine Marionette im großen Spiel.