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geschrieben 2020 von Dan Prescot (Dan Prescot).
Veröffentlicht: 24.07.2020. Rubrik: Nachdenkliches


Realität Konvaleszenz 4.2

Ellen ist süß. Ich habe ihr nach einigen Dates von meinem Aufenthalt in der Anstalt erzählt. Zuerst war sie zurückhaltend, aber als sie den Grund erfragte, änderte sie ihre Haltung.
Ich bin auf den Weg, um sie zu treffen. Später wollen wir zusammen auf eine Fete. Eine ihrer Freundinnen gibt die Party. Nach dem zweiten Schellen brummt der Türöffner und ich gehe in den dritten Stock. Wieder klopfe ich zweimal ehe sie öffnet. Sie sieht atemberaubend aus. Weißblaue Leinenschuhe, enge Bluejeans die ihre Figur und die schmale Taille betont. Ihre schulterlangen, blonden Haare fallen auf ein weites rotes Top. Blutrot. Sie ist hinreißend und betörend. Der Atem bleibt mir weg und ich suche Halt am Türrahmen. Meinen Blick kann ich dabei nicht von ihr lösen. Mir wird schwindlig und Ihr Lächeln verwandelt sich in Besorgnis.
„Laurent, was ist mit dir?“
Ich kämpfe die Panik nieder. Mein Schwindel wandelt sich in Übelkeit. Ich schließe die Augen.
„Einen Moment, ich brauche einen Moment.“
Nebenbei nehme ich wahr, dass Ellen mich in die Wohnung führt, zu einem Stuhl und sich besorgt vor mir hinkniet. Sie sagt nichts, schaut mich nur an und wartet darauf das ich bereit bin zu reden. Langsam bekomme ich mich in den Griff. Keine Vision, Gut!
„Entschuldige, ein kleiner Schwächeanfall. Du siehst atemberaubend aus, vielleicht war es ja das.“
Ihre Mine ändert sich nicht, immer noch blickt sie besorgt.
„Passiert dir das oft?“
„Nein, nicht in den letzten 6 Monaten. Davor allerdings war das anders.“
Sie legt eine Hand auf mein Knie.
„Warum also jetzt?“
„Es tut mir leid, irgendetwas an dir hat es ausgelöst.“
„Was war es, hast du eine Ahnung?“
„Ich glaube es ist dein rotes Top. Es hat die gleiche Farbe wie…“
Ich kann die Erkenntnis in ihrem Gesicht sehen.
„Das wusste ich nicht. Ich hatte ja keine Ahnung. War es sehr schlimm?“
Einen Moment sprengt es mich wieder in die Vergangenheit. Dann reflektiere ich, dass es mir gelingt eine neutrale Position dabei einzunehmen. Zum ersten Mal seit der Therapie rede ich zu jemanden über das Unglück.
„Ich erinnere mich nur in Bruchstücken daran. Manchmal bekomme ich Visionen, weiß aber nicht welche davon Erinnerungen sind oder welche Alpträume. Da waren eine junge Studentin und ein junger Mann. Ich erinnere mich auch an den Schaffner. Keiner der Drei hat überlebt. Manchmal sehe ich sie. In einer Person, im Spiegel, in einem Schaufenster. Es ist so real.“
Erst jetzt hebe ich den Blick und wage sie anzusehen. Dabei vermeide ich das Top zu fixieren. Als sich unsere Blicke treffen, nimmt sie die Hand von meinem Knie und streicht mir über die Wange. Es tut gut. Ich fasse nach ihrer Hand und halte sie an meine Wange gepresst.
„Danke.“
Jetzt lächelt sie wieder.
„Du sagst das rote Top war es?“
In einer langsamen fließenden Bewegung löst sie ihre Hand von meiner Wange, fasst den Saum des Tops und zieht es über ihren Kopf. Dann lehnt sie sich nach hinten und stützt sich mit beiden Armen am Boden ab.
„Ist das besser so?“
„So war es nicht gemeint.“
„Das weiß ich, küss mich.“

to be continued

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