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1xhab ich gern gelesen
geschrieben 2022 von Ruby Rottenmeier (Rottenmeier Ruby).
Veröffentlicht: 03.01.2022. Rubrik: Menschliches


Tante Ingeborg

Tante Ingeborg sah zum Fenster hinaus und beobachtete ihre Nichte, die an ihrem Lieblingsplatz saß und aufs Wasser hinaus blickte. Sie machte sich etwas sorgen, da Hubert sich vor ein paar Tagen verlassen hatte. Wobei das nicht ganz stimmte, sie hatten sich im Guten getrennt, weil sie der Meinung waren, sich auseinandergelebt zu haben.

Katrin machte sich Gedanken über ihre Zukunft. Hubert und sie hatten sich frisch getrennt. Sie waren beide der Meinung, sie passten nicht zusammen. Hubert hatte andere Ansichten als sie. Was am Anfang aufregend und spannend war, entwickelte sich zunehmend zu einem Problem. Er war ein Freigeist, wie er sich immer bezeichnete. Sie war das Gegenteil, strukturiert, geordnet und hatte immer einen Plan. Sie brauchte ein paar Tage Zeit, um sich zu finden, deshalb war sie zu Tante Ingeborg gekommen. Sie wohnte in einem schmucken kleinen Häuschen, das sie und ihr Mann vor vielen Jahren gebaut hatten. Es stand direkt an einem See, mit eigenem Zugang. Sie hatten sich damit einen Traum erfüllt und waren bis heute glücklich in diesem Haus. Katrin war seit gestern hier und merkte erst jetzt, wie ihr diese Ruhe und dieser Ort ihr guttaten.
Katrin war in Gedanken, als sie die Stimme ihrer Tante hört, das Essen war fertig. Ihre Tante war eine geborene Köchin und sie freute sich schon aufs Essen.

Katrin half ihrer Tante noch beim Abwasch und entschloss sie sich, noch einen Spaziergang am See zu unternehmen. Der Abend war herrlich, das Wetter klar und das Abendlicht hüllte den See in einen herrlichen Orangeton. Sie fühlte sich hier zu Hause, wobei das nicht ganz das traf, was sie fühlte. Hier hatte sie ein Gefühl von Geborgenheit, hier konnte sie immer her kommen. Ein zu Hause dagegen fehlte ihr, sie dachte an Hubert in diesem Moment. Mit ihm wollte sie sich ein zu Hause schaffen, mit Haus, Kinder und einem Garten. Das Ganze am besten am Rande einer Stadt.
Jetzt erst wurde ihr klar, dass das nichts mit dem Gefühl zu tun hatte, nach Hause zu kommen. Sie musste dringend mit ihrer Tante darüber reden. Sie rannte nach Hause zu ihrer Tante. Sie lief aufgeregt ins Haus und rief ihre Tante lautstark. «Ja doch, ich hab dich gehört. Du brauchst nicht zu plärren, deswegen komm ich nicht schneller zu dir.»
«Tante ich muss mit dir reden, dringend.» Sagte Katrin aufgeregt. Ihre Tante sah sie mit großen Augen an und sagte: «Du kannst mich alles Fragen, aber zu erst setzt dich bitte, ich mach uns einen Tee. Deine Zappelei macht mich noch irre.» Sie bereitet einen Tee zu und setzte sich dann zu ihrer Nichte an den Tisch. «Was ist jetzt so wichtig mein Kind?»
Katrin holte tief Luft: «Woher und wann wusstest du, dass du hier zu Hause bist?»
Sie überlegte kurz: «Das ist eine sehr gute Frage. Es gibt für mich ein Unterschied zwischen Heimat und zu Hause zu sein. Heimat ist da, wo aufgewachsen bin, wo meine Familie ist. Zu Hause sein ist für mich nur ein Gefühl. Es kann überall auf dieser Welt sein. Für mich war es, als ich meinen Mann kennen und lieben gelernt habe. Da wusste ich, wo er hingeht, da bin ich auch. Und dieses Gefühl ist für mich zu Hause ankommen. Auch wenn er nicht bei mir ist, alles hier erinnert mich an ihn und solange ist das mein zu Hause.» Katrin hatte Tränen in den Augen, als sie ihre Tante ansah.
«Ich bin mir sicher, das jeder dieses Gefühl anders definiert. Für andere ist es ein Ort, der etwas Besonderes für einen darstellt. Mach dir keine Gedanken darüber, du wirst es merken, wenn es so weit ist.»
«Ich dachte, Hubert wäre das, was ich brauche. Die Trennung machte mir klar, dass ich geirrt hatte. Wie es weiter geht, könnte ich dir gar sagen.»
«Lass dich nicht beirren auf deinem Weg, du kannst jeder Zeit wieder hier her zurückkommen und eine neue Richtung einschlagen.»
Katrin umarmte ihre Tante und war dankbar in diesem Moment, sie zu haben.

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Kommentare zu dieser Kurzgeschichte

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geschrieben von Susi56 am 08.01.2022:
Kommentar gern gelesen.
Die Fabel gefällt mir. Mich störte tatsächlich nur die sehr häufige Verwendung der Formulierung "ihre Tante". Manchmal in 3 aufeinanderfolgenden Sätzen. Und am Anfang war durch einen Schreibfehler nicht erkennbar, ob für Tante mit Hubert verheiratet war- da bin ich echt gestolpert. Vielleicht kannst du in den Dialog zwischen den beiden noch etwas mehr Emotionen bringen, das verstärkt die Wirkung der Aussage. Dennoch: gern gelesen!




geschrieben von Rottenmeier Ruby am 09.01.2022:

Vielen Dank Ich nehme mir das sehr gerne zu Herzen

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