Veröffentlicht: 03.04.2021. Rubrik: Spannung
Soldier of victory
Ruhige Bergwelt
Wir schreiben das Jahr 1938. Der Bauer Franz Huber lebt zusammen, mit seiner Frau Maria, auf seinem Hof in Sankt Johann im Pongau. Es ist ein sehr schöner Bauernhof, inmitten einer malerischen Landschaft. Sie leben hauptsächlich vom Milchvertrieb und im Sommer von der Getreidewirtschaft. Franz und Maria sind glücklich. Sie haben alles was sie brauchen. Doch die friedliche Idylle soll schon sehr bald zerstört werden. Adolf Hitler hat die Macht in Deutschland übernommen und nun besetzt er auch Österreich. Franz hat 1916 seinen Vater verloren als dieser in Italien, Aug in Aug mit dem Feind, fiel. Franz und Maria sind seit fünf Jahren verheiratet und nach wie vor unbeschreiblich verliebt. Auch wenn es manchmal nicht den Anschein macht. Zum Beispiel wenn Maria im Stall kein Kopftuch trägt, wird Franz sehr ungemütlich. Dabei hat Maria sehr schöne lockige Haare. Franz ist ein netter und führsorglicher Ehemann und Bauer. Nach seiner „Magnolie“, wie er Maria ab und zu nennt, stehen seine Tiere im Mittelpunkt. Er ist ein Bauer mit Leib und Seele. Eines Tages geht Franz, wie jeden Tag, zu seinen Kühen in den Stall. Maria kocht unterdessen ihre, von Franz heiß begehrte, Kartoffelsuppe. Sie sieht wie jedesmal wenn sie Kocht aus dem Fenster zum Nachbarhof. Zu den Karlowiskis. Maria und Lydia Karlowiski sind gute Freundinnen. Die beiden sind miteinander aufgewachsen. Sie bemerkt, dass dort Unruhe herrscht aber denkt sich nichts dabei und kocht weiter. Franz melkt die Kühe und bemerkt nichts davon. Als Franz‘ Magnolie einen schwarzen Mercedes, mit zwei roten Fahnen auf der Motorhaube, zum Hof der Karlowiskis fahren sieht bekommt sie ein mulmiges Gefühl. Der Mercedes hält direkt vor dem Hof an und zwei Männer in schwarzen Ledermänteln steigen aus. Ludwig Karlowiski versucht mit den Männern zu reden. Diese zücken ein Blatt Papier und fordern Ludwig zu irgendetwas auf. Es scheint als würde er sich weigern. Darauf schlägt einer der Ledermäntelträger ihm ins Gesicht. Maria ist außer sich und läuft schnurstracks zu Franz in den Stall. Sie klärt ihn auf was bei den Karlowiskis passiert. Franz rennt ins Haus und holt eine Schrotflinte. Er sagt zu seinem Engel: „Du bleibst hier mein Schatz. Sollte dir irgendetwas verdächtig vorkommen, rufst du auf der Stelle die Polizei. Hast du verstanden?“ Maria nickt. Er läuft zum Nachbarhof und als er dort ankommt steht ein Mann vor ihm. Es ist einer der Männer in Schwarz. Er fragt Franz was er mit dem Gewehr wolle. Der Bauer witzelte: „Ich will auf Bärenjagd.“ Der Mann kommt näher und zückt so etwas wie einen Ausweis. „GeStaPo“ steht darauf. Franz hat schon davon gehört dass es eine Geheimpolizei geben soll, konnte es aber nicht glauben. Er fragt was die Männer auf dem Hof der Karlowiskis wollen. Das ist immerhin Privatbesitz. Franz bekommt als Antwort: „Wollen sie wegen Behinderung einer Festnahme von Staatsfeinden in den Knast Herr Huber?“ Er ist verwundert dass der Beamte seinen Namen kennt, fragt aber nicht weiter nach. Er weiß dass er jetzt nichts falsches mehr sagen darf, denn das würde fatale Folgen mit sich ziehen. Franz entschuldigt sich und geht ohne ein weiteres Wort von sich zu geben. Maria fragt ihn was dort los ist. Franz erläutert dass die Karlowiskis von zwei Beamten der „Geheimen Staatspolizei“, kurz „GeStaPo“ genannt, festgenommen werden. Bei Marias Frage, auf die Begründung der Festnahme, schüttelt Franz den Kopf. Er nimmt sie bei der Hand und geht ins Haus mit ihr. Franz schaltet das Radio ein und nimmt Maria in den Arm. Er flüstert ihr etwas ins Ohr. Daraufhin fängt seine Kirschblüte an zu weinen. Als es Abend wird sitzt Maria auf der Veranda in ihrem Schaukelstuhl. Das ist ihr „Nachdenkplatz“. Sie sitzt immer dort wenn es ihr nicht gut geht und schaut hinunter ins Tal. Franz nimmt neben ihr auf einem Sessel platz und macht einen blöden Witz. Die Bäuerin fängt an zu grinsen. „Franz schafft es doch immer wieder, mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern“, denkt sie. Als es Morgen wird macht Maria Frühstück und Franz fährt einstweilen mit dem Laster ins Dorf, da er ein paar Erledigungen zu machen hat. Maria sitzt unterdessen auf der Veranda und wartet dass Franz zurück kommt. Während sie wartet hört sie lauten Motorenlärm. Es ist ein Polizeiauto, das zum Nachbarhof fährt. Franz fährt in diesem Moment in den Hof hinein. Er geht zu seinem Herzblatt und küsst sie auf die Wange und sagt: Hallo, mein Schatz. Ich hab Brot vom Herbert mitgebracht.“ Herbert, im ganzen Namen Herbert Kupfer, ist der Bäcker in Sankt Johann. Er und Franz sind sehr gut befreundet. Sie sind zudem Handelspartner. Milch, Butter und das Getreide zur Mehlverarbeitung, bekommt die Bäckerei Kupfer vom Huber Hof. Die Hubers sind, wie die Karlowiskis, im Ort bekannt und gleichermaßen beliebt. Franz erzählt Maria dass Herbert ihn fragte ob er wisse was mit den Karlowiskis geschah. Franz verneinte dies, da er schlecht sagen konnte, dass sie vor seinen Augen festgenommen wurden und er nichts dagegen tat. Maria merkt, auch wenn ihr Franz sich sehr gut verstellen kann, dass er sich vorwürfe macht. Er hat ja nur feige zugesehen, wie seine Nachbarn weggeschafft wurden. Maria weist Franz darauf hin, dass er nichts hätte tun können. Die Polizisten sind auf dem Weg zu Maria und Franz, denn das Ehepaar ist vermutlich Zeuge, von dem, was ihm Bauernhaus geschehen ist. Ein Polizist namens Kommissar Ernst Kloibl nimmt die Personalien und die Aussagen auf. Dann fahren die Beamten wieder. In Sankt Johann, ist die Polizei, zu diesem Zeitpunkt, noch nicht über die GeStaPo informiert. Somit wird das Verschwinden als Straftat gewertet.
Der Krieg wird härter
Die zeit vergeht und der Krieg nimmt gewaltige Ausmaße an. Als Adolf Hitler Polen einnimmt, werden Frankreich und England, auf Deutschland und Österreich, aufmerksam. Danach folgt der Einmarsch in Prag. Da die Deutsche Wehrmacht mehr Soldaten benötigt, tritt die Wehrpflicht in Kraft. Jeder Mann ab dem 17 Lebensjahr, muss laut Gesetz, in den Krieg ziehen. So auch die Männer in Sankt Johann. Franz ist gerade, wie jeden Tag, im Stall und Maria arbeitet in ihrem Kräutergarten, als plötzlich ein Stabswagen der Deutschen Wehrmacht zum Huber Hof fährt. Ein Offizier steigt aus und fragt Maria, ob ihr Mann Franz Huber, im Moment hier anzutreffen sei. Maria beantwortete die Frage und bevor sie fragen kann, warum der Offizier das wissen will, geht er zum Stalltor und ruft: „Herr Huber? Ich bin Karl Schneider, Offizier im Dienste der Deutschen Wehrmacht und soeben im Auftrag des Heereskommandos. Sie werden in den Wehrdienst einberufen und haben dem Folgezuleisten. Sollten sie sich weigern nehmen wir sie fest wegen Widerstand gegen die Staatsgewalt.“ Franz kommt raus und redet mit dem Offizier. Danach geht er ins Haus und rauf ins Schlafzimmer, wo er seine wenigen Sachen packt und rausgeht zu den Soldaten. Er nimmt Maria in den Arm, küsst sie zärtlich und sagt: „Maria, du bist mein Ein und Alles. Ich muss für eine Weile den Hof und dich verlassen, aber ich komme wieder. Mein Rosenblatt muss jetzt stark sein und den Hof führen bis ich zurück bin. Frag im Dorf nach einer helfenden Hand wenn du nicht mehr kannst. Sie werden dir helfen.“ Maria fängt an zu weinen und bricht zusammen. Sie geht auf die Knie und ist gekränkt und Traurig. Niemand darf ihren „Brummbären“ einfach wegnehmen. Die geknickte Bäuerin schenkt ihrem Ehemann ein Sandfarbenes Stofftaschentuch. „Hier. Trage es immer bei dir und vergiss mich nicht.“ Franz ist sichtlich traurig, dass er sein über alles geliebtes Engelchen so zurück lassen muss. Aber er hat keine Wahl. Die Jahre vergehen und der Krieg spitzt sich zu. April 1941. Deutschland und Italien sind dabei Jugoslawien einzunehmen. Franz kämpft mit seinen Kameraden, darunter auch Herbert Kupfer, in erster Linie, ums Überleben. An einem rauen windigen Abend, sind Franz und seine Kameraden auf Patrolie. Alles ist still. Nur der Wind pfeift durch die leerstehenden Häuser, die von Bomben teilweise zur Gänze zerstört sind. Vor Herbert und Franz geht der Befehlshabende Offizier Alois Stöger mit 3, gerade erst 18 Jahre alten Rekruten. Franz hat Angst. Die Schweißperlen auf seiner Stirn werden schwer und fließen über seine Augenbrauen. Neben den Temperaturen von 30 Grad, und das im April und der Tatsache dass der warme Kampfanzug der Deutschen Wehrmacht den Träger fast zum Kochen bringt, ist auch die Angst mit im Gepäck. Keiner der Soldaten möchte es zeigen, aber jedem schlottern die Knie. Plötzlich hört man Stimmen. Keine Deutschen. Nein. Alles deutet auf den Feind hin. Franz umklammert seine MP 40 und geht in die Hocke. Alle wirken wie erstarrt. Herbert sieht ängstlich um sich. Keiner zu sehen. Der Wind wirbelt Staub auf. Plötzlich ein lauter Knall. Der Offizier Alois Stöger sinkt zu Boden, daraufhin auch einer der Rekruten. Ein anderer Rekrut schreit: „Scharfschütze“ als ihm kurz darauf ein Projektil in den Rücken trifft. Franz kennt den Jungen. Gerade erst 18 geworden liegt er neben ihm. Der Kiesboden färbt sich Blutrot. Herbert wirkt wie versteinert. „Duck dich“ gibt Franz ihm zu verstehen aber er reagiert nicht. PENG. Herbert geht mit einem schmerzerfüllten Schrei zu Boden. Die Kugeln fliegen durch die Luft. Franz krabbelt zu Herbert, dieser Stöhnt und Keucht.
Franz versucht die Blutung mit dem Taschentuch, dass er von Maria bekam, zu stoppen. Kurz darauf eine Explosion. Plötzlich war Stille. Der Wind hatte aufgehört und es fängt an zu regnen. Herbert röchelte. „Hey. Wehe du lässt mich jetzt hier in dieser Scheiße allein Herbert. Bleib bei mir. Gertrude braucht dich doch in der Backstube mein Freund.“ Spricht Franz mit zittriger Stimme und tränenüberströmten Gesicht. Der Regen wird stärker. Es ist als würde der Regen das Blut der Kameraden wegspülen und die Landschaft säubern. Herbert senkt seinen Kopf und nuschelt: „Egal was auch passiert, Franz. Du musst am Leben bleiben. Lebe für deinen Hof und deine Maria. Sag Gerti dass ich auf sie warte. An einem besseren Ort ohne Hass und Blutvergießen.“ Herberts letzte Worte in einer Gasse inmitten der Bombierten Ruinen. Franz kneift die Augen zu und schreit: „NEEEEIIIIIN!! Ihr Schweineeeee!“ Er rappelt sich hoch und nimmt seine MP 40. Er geht zum Ende der Gasse. Leichen wohin man sieht. Soldaten, einer jünger als der andere. Eigentlich noch Kinder. Franz steigt über einen, über den Daumen geschätzt, grade mal 16 jährigen Burschen. Er klammert sich an eine Halskette mit einem Kruzifix. Die Angst noch in seinem Gesicht und der schmerzhafte starre Blick den er Franz zuwirft. Als möchte er ihm sagen: „Du bist der Mörder meiner selbst.“ Der Gefreite erblasst und sinkt zu Boden als ihn ein verletzter Soldat der am Boden liegt in die Schulter schießt. Ratatatatatat. Franz lässt den Finger am Abzug hinabgleiten bis sein Gewehr scheinbar entladen ist und der von löchern übersäte Leichnam des Feindes vor ihm liegt. Franz verliert das Bewusstsein. Als er wieder zu sich kommt, liegt er in einem Feldlazarett, nahe Pristina, im heutigen Serbien. Ein Oberstleutnant des Deutschen Heereskommandos steht vor ihm. „Grüße sie Gott Herr Huber.“ Spricht er und sieht ihn mit großen Augen an. Der Offizier ist Groß und Schlank gebaut. Sein Gesicht schmückt ein kleiner, fast schon niedlicher Zwicker. Franz fragt was er will. Der Oberstleutnant antwortet, er wolle ihm gratulieren dass er überlebt hat, da sein gesamter Korp ausgelöscht sei. Franz sieht ihn mit stechendem Blick in die Augen und spricht mit eiskalter Stimme: „Lieber wär‘s mir ich würde mit meinen Kameraden in dieser Gasse von Raben verspeist werden als hier zu liegen und mit netten Gesten eines Offiziers geweckt zu werden.“ Der Oberstleutnant ändert seine Mimik und ein böser, verärgerter Blick begleitet seine lauten und rauen aber klar zu verstehenden Worte. „Wenn ich sie geweckt habe, so tut es mir aufrichtig Leid ZUGSFÜHRER.“ Was hört Franz da? Er ist doch Gefreiter, kein Zugsführer. Neben ihm hängt eine neue Jacke. Mit einem neuen Abzeichen. Zugsführer Huber. 13. Afrikakorp. Er erschrickt. „Afrikakorp? Was hat das zu bedeuten?“ Der Oberst dreht sich um und sagt: „Sie werden schon in ein paar Tagen nach Afrika geflogen um dort dem Deutschen Reich, Wohlgemerkt ihrem Vaterland, beizustehen im angesichts des Totes.“
Sonne, Sand und Heer
In der teuflisch heißen Savanne, die im Glanz der Sonne schon fast wie vergoldet wirkt, sieht man vom Flugzeug aus wie sich die Panzer des 3. Panzerkorps den Weg durch die Wüste bannen. Franz sitzt in einem Flugzeug der deutschen Luftwaffe. Im Flugzeug sitzt ihm ein Korporal gegenüber. „Servus. Peter Knecht, Bayern. Ich hab g‘hört in Jugoslawien soll’s mächtig zugegangen sein.“ Franz antwortet nicht. Obwohl er ihm am liebsten seine Meinung sagen würde, bleibt er ruhig und denkt an seine Maria. Was sie wohl gerade macht? Franz erinnert sich zurück an ihr seidiges, lockiges Haar und ihr liebliches Lächeln. Ob er sie je wieder sehen wird? Franz wird aus seinen Gedanken gerissen als er einen Knall hört. „Wir werden beschossen. Feindliche Flugabwehr.“ Ruft einer der Piloten. Der Copilot scheint Tot zu sein. Blut tropft über seinen Hals auf den Boden. „Wir gehen runter“!!!
Franz sieht schwarz. Er wacht benommen auf. Der Vogel wurde runtergeholt und es scheint so als wären alle im Flieger tot. Alles ist ruhig. Man hört Maschinengewehrsalven in nicht allzu weiter Ferne. Im Flugzeug stöhnt jemand. Franz sieht um sich wer oder was es ist. Der Bayer der ihn wegen Jugoslawien fragte wacht etwas geschwächt auf. Der Korporal und Franz. Zwei gegen den Rest des feindlichen Heeres. Ein zerstörter Deutscher Panzer liegt ungefähr 10 Meter in östlicher Richtung neben dem Flugzeugwrack. Der Korporal sagt: „Um das mal klar zu stellen, ich hatte nicht vor sie zu verletzen Zugsführer. Ich kann mir vorstellen wie es in dieser Gasse war. Ich befand mich bei den Soldaten die den Polenfeldzug durchführten. Es ist die Hölle.“ Franz reagiert nicht darauf und sieht in die Ferne da er Motoren hört die sich nähern. „Wir müssen weiter. Der Feind rückt immer näher.“ meint Franz. Der Korporal Peter Knecht schnappt sich sein Scharfschützengewehr und geht in Position. Franz sieht seinen Kameraden skeptisch an und meint: „Das ist Selbstmord. Die feindliche Infanterie ist stärker und zu dem haben sie mehr Munition und Panzer.“ Er dreht sich um und geht. „Hey Franz, was soll das? Verschwindest du jetzt einfach? Denk an Jugoslawien.“ Franz dreht sich um und steigt den Korporal an: „Jetzt pass mal auf du eingebildetes Arschloch. Meinen ärgsten Feind wünsch ich nicht was ich in Belgrad erlebt habe.“ Peter kontert: „Der ärgste Feind rückt näher und du willst dich verkriechen, SOLDAT.“ Franz sieht ihn mit verächtlichen Blick an und sagt mit kalter, ernster Stimme: „Ich bin kein Soldat. Kein Mörder und kein Waffenbruder. Ich bin Bauer aus St. Johann. Ich melke Kühe, mache Butter und mäh Wiesen und Weiden für meine Viecher. Und das was du machen willst ist ein Höllenfahrtskommando!“
„Ich kämpfe und siege. Für mein Vaterland. Ich sterbe und Lebe für mein Deutschland und sollte ich fallen, dann im Kampf mit dem Feind.“
Franz schreit: „Du spinnst doch. Wenn du sterben willst, geht das auch leichter. Aber das was du redest ist Blödsinn.“ Er dreht sich um und stampft durch den sandgetränkten Wüstenboden. „Wir müssen zusammenhalten und uns der Gefahr stellen.“ meint Peter. „Ja aber nicht hier und nicht jetzt. Wir haben keine Deckung und wenig Munition. Wir gehen Richtung Westen. Dort gibt es laut Karte ein kleines Dorf. Wir gehen in Deckung und verweilen dort bis der Feind vorübergezogen ist.“ sagt Franz. Er und Peter verlassen den Absturzort um in dem nahe liegenden Dorf Zuflucht zu suchen. Der Wind weht ihnen trockenen, kratzenden Sand in ihre erröteten Augen. Beide zerrinnen förmlich in der glutheißen Mittagssonne. Zwischen Sanddünen sieht man hier und da einen Kaminroten Skorpion am Boden krabbeln. Ober ihnen zieht ein Geier seine Kreise. Den Durst sieht man beiden schon in ihrem Blick an. Peter sieht vor ihnen ein paar Hütten. „Das Dorf.“ Ruft er voller Freude und läuft vor. „Warte!“ Franz wirft sich auf ihn. Zwei Bomber der Royal Air Force ziehen über ihren Köpfen hinweg. Die beiden liegen zwischen zwei Sanddünen. Gerade mal groß genug für beide. „Danke Kamerad.“ Spricht Peter zu Franz. Die Bomber fliegen über das Dorf drüber. Peter nimmt sein Scharfschützengewehr und sieht durch die Zielvorrichtung. Er sieht hinter dem Dorf ein Festungsähnliches Gemäuer mit 2 Türmen. Darauf wehen Deutsche Fahnen im Wind. „Rettung!“ schreit Peter voller Freude. An seinem Blick erkennt man dass die Verzweiflung wie weggeweht ist. Fast so wie der Wüstensand der um sie von einem warmen, lauen Lüftchen aufgewirbelt wird. Die beiden begeben sich zu der vermeintlichen „Rettung“. Als sie fast vor dem großen Tor der Festung stehen, werden sie aufgefordert zu verschwinden. Franz ruft: „Aber wir sind Freunde. Soldaten der Deutschen Wehrmacht. Mein Name ist Franz Huber. Zugsführer des 13 Afrikakorps und das ist mein Kamerad Korporal Peter Knecht. Unser Vogel wurde ungefähr 2 km von hier runtergeholt und wir mussten uns durch den brütend heißen Dünensand hindurchkämpfen, verfolgt von Aasgeiern und weiteren Viechern.“ Das Tor öffnet sich ohne dass noch ein Wort ihnen mit dem lauen Windstoß entgegenfliegt. Sie gehen durch das Tor in einen großen Hof. Zu ihrer Rechten sehen sie Heeresgerät, auf der linken Seite sind provisorische Zelte mit Feldbetten aufgestellt. Darauf liegen verletzte Deutsche und Italienische Soldaten. „Willkommen in der Sandfarbenen Hölle Freunde.“
Angekommen in der Sandfarbenen Hölle
Vor Franz und Peter steht der Offizier den Franz bereits kennt. „Kennen sie mich noch Zugsführer? Vor ein paar Tagen lagen sie noch in Belgrad auf einem Feldbett mit durchlöcherter Schulter.“ sagt der Oberstleutnant. Peter sieht Franz fragend an. „Wo sind wir hier?“ fragt Peter. „Das, Herr Knecht, ist die Letzte Festung des Deutschen Reiches hier in Afrika.“ Franz fragt: „Was ist mit den anderen Stützpunkten passiert?“ eine äußerst beschämende Frage wie der Oberstleutnant klar stellte. „Es ist Krieg. Was glauben sie was passiert ist?“ sagt er. „Also ist das hier alles was noch übrig ist?“ fragt Peter mit verzweifeltem Unterton in der Stimme. Der Oberstleutnant senkt den Kopf und dreht den beiden den Rücken zu. Das ist eine deutliche Antwort für die beiden Soldaten des abgestürzten Flugzeuges. Ein Mann mittleren Alters kommt auf sie zu und spricht: „Guten Tag Kameraden. Hier habt ihr etwas Wasser zur Befeuchtung eurer trockenen Kehlen und zur Löschung eures Höllendurstes.“ Peter stürzt sich sichtlich auf die Wasserflasche aus Leder. Franz mustert den Mann. Er hat eine weiße Schleife mit einem roten Kreuz auf der Schulter. Ein Sanitäter. Ein Engel in Weiß. Naja, eher in Beige. Denn auch Retter haben in diesem Kampfgebiet den Anzug des modernen Kriegers. Franz kennt den Mann irgendwoher. Aber von wo weiß er nicht. Er sieht aus wie einer der Polizisten die Franz in St. Johann zum Verschwinden der Karlowiskis befragt haben. Aber wieso ist er hier? Und wieso als Sanitäter? Die Antwort zu diesen Fragen wird Franz nie bekommen. „Achtung an alle Sanitäter! Der Feind rückt näher und es gibt gut 800 Meter von hier verwundete. Soldaten unseresgleichen sind 2 km von hier abgestürzt und kommen jetzt hier her. Ein Aufklärungsflugzeug gab uns Bescheid.“ Der Sanitäter stürmt los. Rein ins Auto und ab die Post. Dass diese Sanitäter nie mehr zur Festung zurückkehren weiß noch keiner. Franz stellt sich die Frage ob das ihr Flugzeug sein könnte und die Verletzten vielleicht Überlebende von seinem Korps sind. In der Festung machen sich alle auf eine Schlacht gefasst die sie vermutlich ins Jenseits befördert. Der Feind hat den letzten deutschen Vorposten erreicht und wird sehr bald zur Festung vor dringen. „Die MG’s vorbereiten, Fahrzeuge und Ausrüstung prüfen. Der Feind rückt näher. Er liegt uns bereits im Nacken und lässt uns den Hauch des Todes verspüren.“ ruft der Oberstleutnant.
Im Angesichts des Todes
Im Hof ist der Teufel los. Man sieht Soldaten die wie aufgescheuchte Hühner wild umher laufen. Peter ist unruhig. „Wenn wir die Festung verlieren, was machen wir dann?“ fragt er. „Sterben. Hoffentlich schnell und mit mäßigen Schmerzen.“ antwortet Franz mit ernster Miene und stahlharten Unterton. Franz denkt in Hintergedanken immer an seinen Sonnenschein Maria. Er denkt an ihr zuckersüßes Lächeln und ihre schmeichelhafte, liebevolle Art. Ob er sie noch einmal in den Arm nehmen darf? Sowohl Gott ihm helfe werde er sie wiedersehen denkt er. „Alle auf Position!!“ hört man von einem Hauptmann rufen. Es herrscht Ruhe. Die Ruhe vor dem Sturm. Dieser Sturm wirkt wie ein Hurrikan. Denn wenn der Feind in die Festung dringt ist alles verloren. Es wäre wie in Serbien. Leichen wohin man sieht. Der wind wirbelt noch etwas Sand in der Luft umher, dann völlige Stille. Totenstille. Peter und Franz stehen Nebeneinander hinter einer Schießluke. Jeder ist angespannt und von Angstschweiß durchtränkt. Der Helm wiegt schwer wie Blei und die Schuhe fühlen sich an wie einbetoniert. Ob der Feind auch in den Knien schlottert? Niemand ist freiwillig hier. Auch der Feind ist nicht von Haus aus böse. Vielleicht hat auch der Feind jemanden zuhause den er liebt. Frau, Kinder und Freunde die ihn vermissen. Die Männer werden aufeinander losgelassen wie Tiere. Der Herzschlag ist lauter, die Atmung flach und die Zähne sind zusammengebissen. Peter blickt durch das Zielfernrohr. Er sieht in der Ferne mehrere Gestalten die aussehen wie Strichmännchen. Aber der Schein trügt. Der Feind ist näher als den Deutschen in der Festung lieb ist. Eindeutig in der Überzahl nähern sich die Gestalten ohne Gegenwehr. Man hört ein FUMP aus der Richtung des Feindes kommend. Franz stockt der Atem. Er weiß was das Geräusch war. Plötzlich schreit ein Scharfschütze „Mörserfeuer!“ Der Turm des Scharfschützen wird getroffen und zerstört. Der Soldat auf dem Turm fällt in die Tiefe und kommt in unmittelbarer Nähe neben Peter auf dem Sandsteinboden auf. Peter wirkt verstört und wie erstarrt. Die Kiesel des Turmes bröseln auf den Helm von Franz. In seinem von Schweiß durchnässten Gesicht setzt sich der Staub des Turmes aus Sandstein fest. Franz spürt wie er in seinem Gesicht eintrocknet wie das Blut der Kameraden in Jugoslawien. Man hört Schüsse die sich nähern. Die Kameraden in der Festung erwidern das Feuer und schießen wie wild in Richtung des feindlichen Mündungsfeuers. Franz hat einen Soldaten im Visier. Er drückt ab. Ein schmerzerfüllter Schrei fährt durch sein Knochenmark. Der Feindliche Soldat geht zu Boden. Franz weiß nicht ob der Schuss tödlich war. Er hofft es aber denn die Höllenschmerzen nach einem Treffer sind schlimmer als der Tod. Auch Peter feuert aus seinem Präzisionsgewehr und trifft einen Soldaten der kaum älter ist als er. Es war nicht der letzte den er erschießt. Jeder schießt aus vollen Rohren. Man hört wie die Projektile der Feindlichen Infanterie in der Sandsteinmauer einschlagen. Das historische Gemäuer sieht aus wie eine Ruine. Die Kameraden um Franz und Peter gehen nach der Reihe zu Boden. Der Oberstleutnant schnappt sich das Turmdachmaschinengewehr dessen Bediener gerade von einem Projektil tödlich getroffen wurde. Er erwidert das Feuer und wird dabei von einigen Patronen durchbohrt. Der Offizier versucht sich auf den Beinen zuhalten, umklammert die MG und lässt den Finger am Abzug. Als ein Scharfschütze ihm in die Brust schießt lässt der Oberstleutnant den Abzug los und geht auf die Knie. Er sieht Franz mit von schmerzen durchzogenen Blick genau in die Augen. Der Tod zieht förmlich seine Seele aus seinem von Löchern übersäten Körper bevor er, mit dem Gesicht voran, wie ein Kartoffelsack zu Boden sinkt. Franz durchzieht ein Schauer. Dieser Blick wird nie vergessen sein in den Gedanken von Franz. Der Feind ist dabei die Festung zu überrennen. Eine Panzergranate detoniert unter ihnen.
Kameradenliebe und Zusammenhalt
Das Tor ist aufgesprengt und der Feind dringt ein. Die Kameraden werden regelrecht eliminiert. Franz und Peter gehen hinter einem Fass in Deckung während alle anderen es nicht schaffen zu fliehen und bei dem Versuch der Verteidigung ihr Leben lassen. Es sind Briten die in die Festung eindringen, bestimmt auch nur einfache Leute die keine Wahl hatten. Franz entdeckt ein Loch in der Sandsteinmauer hinter ihnen. „Hey, Peter. Da durch.“ Peter klettert durch das Loch ins Freie. Franz sagt zu ihm: „Jemand muss sie ablenken. Du gehst in westlicher Richtung. Dort gibt es einen Flugplatz von unsereiner. Sag denen Bescheid was passiert ist. „Und was ist mit dir?“ fragt Peter. Stimmen nähern sich. „Who is here?“ hört man einen der Britischen Soldaten sagen. Franz drängt: „Verschwinde jetzt endlich!“ Peter geht, wenn auch nur ungern. Er hört Schüsse. Die Ablenkung scheint zu funktionieren. Peter läuft zum Flugplatz der noch nicht vom Feind übernommen wurde. Als Peter dort ankommt wird er sofort versorgt. Er berichtet was passiert ist und mehrere Deutsche Jagdbomber sowie einige Panzer der Deutschen machen sich auf den Weg zur letzten Festung. Peter wird unterdessen nach Bayern zurückgeflogen. Er wird informiert dass der Zugsführer Franz Huber nicht in der Festung zu finden war. Peter fängt an nachzudenken. Hat er es geschafft, wird er gefangen gehalten oder ist er bereits beim Herrgott im Himmel? Peter kommt total geschwächt in Bayern an. Alles ist zerstört. Auch sein Haus liegt in Schutt und Asche. Er beschließt nach St. Johann zu fahren. Zum Hof der Hubers. Franz hat ihm etwas in die Tasche gesteckt bevor er durch das Loch in die Freiheit kletterte. Es ist das Sandfarbene Stofftaschentuch dass Franz von Maria bekommen hatte. Franz hat damit versucht die Blutung von Herbert zu stoppen. In dem Taschentuch ist Maria Huber eingestickt. Peter kommt in St. Johann an und geht zum Huber Hof. Ein schmaler Kiesweg zieht sich hinauf Richtung Berggipfel. Rechts geht ein Hang hinab und links sieht man Kühe grasen. Vor Peter liegt der Huber Hof der immer näher zu kommen scheint. Er sieht eine Frau und ein kleines Mädchen im Garten arbeiten. Das Mädchen ist um die 5 Jahre alt. „Griaß Gott. Sind sie Maria Huber?“ fragt er. Maria antwortet: „Ja die bin ich. Wer sind sie?“ Peter stellt sich vor und erklärt warum er hier ist: „Ich hab mit ihrem Gatten Franz in Afrika gedient. Er hat mir das in die Jackentasche gesteckt. Peter reicht ihr das Stofftaschentuch. Maria nimmt es zu sich und hält es an ihr Herz. Sie bekommt glasige Augen. „Das Heereskommando war bereits bei uns. Mein Sturer Bär-also mein Mann, Franz-gilt offiziell als Vermisst.“ Sie sieht zu dem Mädchen. „Sophie und ich tun alles um den Hof zu erhalten den Franz so liebt. LIEBTE. Aber es ist schwer. Ich danke ihnen dass sie es zurückgebracht haben. Wollen sie vielleicht noch einen Kaffee?“ Peter nickt zustimmend. Er erklärt dass sein Haus zerstört ist und dass er als Knecht, wie sein Name schon sagt-Peter Knecht, bei Bauern in der Region seine Brötchen verdiente. Die beiden kommen zu dem Entschluss dass er bei Maria arbeiten kann und Kost und Logis bekommt. Peter findet dass er Franz zumindest das schuldet. Franz hinterlässt ein Bild von Maria dass er im Krieg immer bei sich trug, seinen Hof, seine Maria und auch seine Tochter Sophia die er nie kennen lernte. Einige Monate später ist der Krieg vorbei und hinterlässt ein Bild der Verwüstung. Herbert Kupfer hinterlässt eine, ihn liebende Ehefrau Gertrude Kupfer, seine Backstube und einen 7 jährigen Sohn.
Zum Gedenken an Franz Huber und Herbert Kupfer errichten Peter Knecht und die Leute im Dorf eine Kapelle. Darin befindet sich ein Bild, auf dem Herbert und Franz abgebildet sind.
Mit der Inschrift darunter:
Der Krieg nimmt das Leben und unsere Lieben, doch nimmt er uns nicht die Hoffnung. In Gedenken an Herbert Kupfer der im Krieg an der Seite von Franz Huber und deren Kameraden sein Leben für sein Vaterland ließ. Und an Franz Huber, der, wie viele andere Männer, in den Krieg ziehen musste und nie mehr wiederkehrte.
Am 2.März 1940 wird Franz Huber einberufen und 5 Jahre später starb er für sein Vaterland.
Franz Huber - Der Soldat des Sieges –
--SOLDIER OF VICTORY--
08.06.17 geschrieben und verfasst von Hannes Josef Vonwald