Veröffentlicht: 12.11.2016. Rubrik: Satirisches
Nie gelernt Mensch zu sein
Wir sitzen tief, sitzen nass, sitzen dreckig und verkommen halb schimmelnd im Laternenlicht in tiefen Gassen und Kanälen.
Spielen mit den Ratten, basteln Flaschenpost und senden Grüße in
entfernte andere fremde Welten weit weg.
Lächelnd schauen wir mit großen gelben Zähnen und begaffen selten Verirrte, die nicht zu uns gehören.
Gierig sabbernd sehen wir den Rausch im Überfluss.
Voller Ekel werden wir dann betrachtet und Vorgeführt.
Wir sind der moderne Zoo.
Auf unseren Leichen bauen sie die schönsten Schlösser.
Vertrieben verziehen wir uns in tiefste Kanalisationen, vermehrten uns und kommen jeden Tag wieder ein Stück näher.
Dann fallen wir in Hunger, Gier und verzweifelten Drang nach Leben wieder übereinander her.
Unter Blitzgewittern voller Passanten und Zuschauern spritzt unser Blut.
Wir können uns nicht zügeln, nie gelernt, was es heißt Mensch zu sein:
Zerfetzen und begraben wir uns, wir sind Wilde.
Belustigt und voller Gier nähert sich auch einer der Ihren uns.
Er will näher immer näher noch ein besseres, brutaleres und blutigeres Bild von diesem „Abschaum“ der wir sind.
Doch ein Schritt zu weit wird er zum Futter unser.
Windet räkelt um Hilfe schreiend am Boden liegend, doch niemand hilft.
Das Interesse liegt nun auf ihm, diese verzweifelnden hilfesuchenden Blicke, Top Tagesbild für die Presse, Titelbild, „Abschaum zerfleischt Unschuldigen“.
Wir sind wieder nur die Tiere die die Gesellschaft aus uns gemacht hat.
Nie gelernt… Mensch zu sein.